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... Die Frage wann man wissend und kompetent ist, scheint immer durch einen geheimen Zirkel, der Etablierten zu geschehen.
Eine Art von „Ritter der Shibari-runde“ die sich gegenseitig als Ritter anerkennen und bestätigen.
Man spricht da auch von Größen der Szene, die sich gegenseitig Größe bestätig.
Wie du schon selbst sagtest und wie ich auch Beobachtet habe, haben sich diese Größen aus der Öffentlichen Diskussion herausgezogen.
Ich finde es schade das die Größen nicht mehr die Größe haben, die Anfeindungen und Pöbeleien in den Foren u.a. zu ertragen und sich zurückziehen.
Ich finde das dadurch ein Vakuum entstand, das jetzt durch Fessler ohne Orientierungspunkte gefüllt wird.
Die Großen haben sich abgekapselt.
Der anfangs geschilderte Eindruck eines Geheimbundes und das abkapseln bewirkt aus meiner Sicht eine gegenseitige Abstoßung.
Ich denke beide Seiten müssten sich einer Kulturellen Anpassung unterwerfen.
Leider empfinde ich die Traditionalisten da zu langsam, unflexibel und Ideenlos.
Viele hochwertige Bakushis verkaufen mittlerweile Lehr Videos. Ich kenne da pattformen von oder mit:
Gorgone, Mossafir, Fred Hat, Ropunawa, Esinem und Nina Russ, Osada Steve und Yagami Ren, Hebari. U.a.
Auch auf Youtube gibt es gute und schlechte Videos.
Bücher und Fesseltreffen tuen da Ihr übriges.
Wenn Fesselmuster und Wissen anscheinend billig und überall Verfügbar sind.
Sind die Fragen also:
Wie gelingt es zu Vermitteln das diese Art zu Lernen nicht reicht?
Wie erreicht man die Leute heute noch?
Also, das sind ja verschiedene Aspekte, die nur teilweise etwas miteinander zu tun haben.
Zuerst möchte ich aber mal eine Lanze für meine "Kollegen" brechen.
Ich glaube es ist absolut opportun, mühsam erworbenes Wissen auch zu monetisieren.
Bei aller Diskussion über freien Zugang, Strukturen, Fairness etc. - es ist nämlich so, dass auch Shibari-Profis leben müssen. Vermieter, der Einzelhandel, Strom & Wasserwerke - die wollen alle bares sehen, und keinen Energieaustausch, keine freien Unterrichtseinheiten etc.
Die Leute, die Du genannt hast (und die anderen, die nicht genannt sind
) die müssen nämlich zusätzlich zu den Stunden IM Unterricht ziemlich viel Zeit verwenden, die Basis für den Unterricht zu schaffen... Die haben selber gelernt (und dafür Geld ausgeben), waren in Japan, denken über Inhalte nach, probieren, üben...
Wie schon jemand anderes an anderer Stelle dazu angemerkt hat: Reich wird mit Shibari-Unterricht heutzutage niemand.
Ich persönlich bin ja in der Fraktion: "Mann kann Kinbaku in Videos / On-line nicht vermitteln" - und ich ziehe meine eigenen Konsequenzen daraus. Aber vorwerfen mag ich es denen nicht, die eine andere Ansicht haben.
Es ist auch der Gang der Zeit - vor 20 Jahren konnte sich auch keiner vorstellen Bücher in diesem komischen Internet zu kaufen...
Trotzdem, diese On-line Kurse sind natürlich Teil der "Commoditisierung" die stattfindet. Wissen wird zugänglicher - billiger. Aber dabei eben auch verdünnt.
Dabei sind wir alle Teil des Problems, Marika mit Shibari-Study, jeder der moderne Marketing-Tools anwendet um seine Kurse zu verkaufen, ich - der vielleicht dazu beigetragen hat, die Workshopkonzepte zu designen, und auch Zetsu...
Wir werden die Karawane nicht aufhalten können - aber ich finde dass man darüber reflektieren darf.
Irgendwie müssen sich Anfänger ja orientieren...
Ja - eine Konsequenz ist, dass sich ein Teil der "Größen" (wer immer dazu zählt) zurück ziehen. Jede:r findet da auch seinen/ihren anderen Weg, Marika einen anderen als Steve...
Auch wir ziehen uns zurück - z.B. bieten wir keine Workshops mehr in Berlin an. Viele Aktivitäten laufen im "Untergrund", mit Freunden und Vertrauten.
Im Gegensatz zu Dir finde ich nicht, dass man Pöbeleien in Foren ertragen muss. Im Gegenteil - ich kann verstehen, dass sich Leute zurück ziehen. Gegen einige der von Dir genannten hat es massive Anfeindungen gegeben. Teilweise zielen diese auf den Entzug der Lebensgrundlage... Das fühlt sich nicht gut an. Und die Mechanismen der sozialen Medien sind so, dass man nur verlieren kann.
Aber auch eine Stufe darunter, finde ich die Muster die "wir" so haben schwierig. Ein Beispiel: im Gegensatz zu vielen modernen Ideen über "Gleichheit" "Gerechtigkeit" "Zugang" "Macht" etc. können in meiner Meinung nicht alle Teilnehmer alle Themen gleichwertig diskutieren.
Wenn es um die Diskussion spezieller Feinheiten von Riccardo's Gote geht, können dazu vielleicht nur eine Handvoll Leute in D. was substanzielles beitragen. Die Meinung von Rigger-Ronny aus Ronneburg ist da nicht relevant. Die Meinung von jemanden, der 1x in Naka I oder einen ähnliche Kurs war ist nicht relevant. Aber die Dynamik der sozialen Medien macht uns "gleich". Und wenn Ronnie mehr Zeit als ich habe, dann wird seine Meinung vielleicht sogar stärker im Gewicht... Kein Wunder dass die meisten "Großen" drauf keine Lust haben.
Auch ich bin nicht übermäßig aktiv. Das ist jetzt der erste große Post, den ich seit Jahren mache...
Die Frage bleibt: wie erreicht man die Leute?
Wie gesagt, eine Shibari-Polizei wird und soll es nicht geben (meine Meinung).
Dass die "Großen" sich gegenseitig bestätigen sehe ich nicht so. Keinesfalls sind die hermetisch abgehoben.
Steve hat sich hier zu Wort gemeldet. Mosafir kann man in Berlin zur Eurix treffen...
Für mich fängt das ganze mit Respekt an. Wenn die Jungen anfangen zu respektieren, dass die Alten etwas wissen und auch bereit sind, diese Wissen anzunehmen - und wenn gleichzeitig die Alten Respektiren, dass die Jungen Dinge eben anders machen, dann wären wir schon ein Stück weiter.