Wichtig ist das Verständnis der Grundlagen
Ich lebe seit 30 Jahren mit einer Skoliose und hatte zahllose Bandscheibenvorfälle, die aber alle konservativ behandelt wurden, also nie operativ. Und dafür bin ich sehr dankbar, da ich mit der Zeit ein gutes Verständnis für die Ursachen der Erkrankung entwickelt habe.
Die Schiefstellung entsteht prinzipiell durch ein Nachlassen der Elastizität des Bindegewebes in unseren Muskeln. Mit zunehmendem Alter verhärten alle laufend ungedehnten Muskel und verlieren ihre Elastizität. Sie frieren gewissermassen ein. Kinder sind so gelenkig wie Gummipuppen und selbst (junge) Erwachsene, die sich mit Yoga und speziellem Training fit halten können spontan in vollen Spagat oder Lotussitz gehen, eine Revers Prayer Haltung einnehmen oder andere eindrucksvolle Beweglichkeiten zeigen. Der Durchschnittsmensch hat jedoch verlernt auf dem Boden zu sitzen und wird normalerweise nicht mal vorgebeugt die Hände flach auf den Boden bringen.
Warum ist Beweglichkeit wichtig für die Rückengesundheit?
Da wir aufgerichtete Vierbeiner sind wird unsere Wirbelsäule beim Laufen durch die diagonale Muskulatur stabilisiert, welche den Oberkörper an der Rotation hindert wenn sich das Becken durch das Ausschreiten eines Beines dreht. Die Diagonalmuskulatur stabilisiert den Oberkörper gegen die induzierten Kräfte, die von den Armen und Beinen beim Laufen eingebracht werden. Dabei spielt naturgemäß die Elastizität der Muskulatur eine große Rolle. Schon geringe Unterschiede in der effektiven Beinlänge zwischen linkem und rechtem Bein - z.B. durch Unterschiede im Fussgewölbe - können einseitige Verkürzungen der Diagonalmuskeln verursachen. Diese Veränderungen bewirken dann die Schiefstellung der Wirbelsäule, die mit der Zeit auch in eine Deformation der Wirbel übergeht. Selbst wenn ein striktes Beweglichkeitstraining begonnen würde kann dann die alte Beweglichkeit nie wieder voll erreicht werden. Das sollte allerdings niemanden daran hindern alles zu tun um seine Beweglichkeit in dem Maße zu erhalten, die altersgerecht möglich ist.
Wann kommt man um eine OP nicht herum?
Wenn durch Bandscheibenvorfälle oder Abnutzung der Bandscheiben die Schubkräfte auf die Nerven im Rückenmark kritisch werden oder die Wirbel keine Pufferung untereinander haben kommt man um eine OP nicht mehr herum. Traditionell wurde aber schon sehr viel schneller operiert wobei ein übler Domino Effekt entsteht. Da der ungleiche Zug der Diagonalkräfte weiter besteht setzt nach einer Versteifungsoperation der Schadensmechanismus einfach am nächsten Wirbelsegment an und arbeitet sich immer weiter nach oben oder unten fort.
Was ist also beim Gespräch mit dem Orthopäden wichtig?
Zunächst sollte man sicher stellen, dass die ärzliche Kompetenz auf dem neuesten Stand der Forschung ist, also nicht OP über alles stellt. Man sollte immer kritisch fragen, ob nicht eine konservative Behandlung langfristig bessere Ergebnisse bringen könnte. Und wenn man unsicher ist sollte man auch Sportphysiologen oder sonstige gute Physiotherapeuten konsultieren. Physische Therapie ist bei derartigen Erkrankungen sehr viel wirksamer als jedes Medikament.
Was ist neben Dehnen noch wichtig?
Um die Muskulatur bei der Anpassung zu unterstützen ist eine ausreichende Zufuhr von Mineralien - vor allem Magnesium - wichtig. Und die Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln hilft auch nur wenn genug Wasser getrunken wird. Dehnung, Magnesium, Wasser. Diese drei Punkte sind absolut fundamental und erfordern eine große Disziplin bei der alltäglichen Einhaltung.
Ich drücke die Daumen, dass eine OP vermieden werden kann. Und Shibari ist immer möglich wenn Verletzungen ausgeheilt sind. Rope Top muss halt wissen was bottom kann und nicht kann. Jeder Seilpartner trägt Verantwortung die Belastungsgrenzen für die Gesundheit nicht zu überschreiten. Das gilt für Top ebenso wie für bottom.