„Die Zusammenarbeit zwischen Ukete und Rigger.
In vielen Workshops wird gelehrt wie man fesselt, als Rigger im Idealfall alle Grundlagen bis zur Suspenion, natürlich auch die was die Sicherheit angeht.
Betrifft allerdings überwiegend die Rigger. Was ist aber mit den Bunnys/Uketen?
Gibt es auch Infos und Tips, die man unterstützend als Ukete/Bunny erlernen könnte, um eine z.B. eine Suspenion zu "unterstützen"? Eine Bodenfesselung ist ja eine ganz andere Hausnummer als eine Suspenion!
Aus Sicht des Aktiven habe ich ein wenig länger darüber nachgedacht wobei ich eigentlich Unterstützung bräuchte, wenn ich mit jemandem fessle.
Dabei landete ich bei grundsatzphilosophischen Fragen und stolperte auch über den Satz, dass man als Rigger "alle Grundlagen bis zur Suspension" lerne.
Alles was nun folgt ist eine subjektive Aussage und nicht mehr:
Als Grundlagen gelten für mich die Sicherheitsgrundlagen und die Grundbegriffe. Dazu zählt für mich kein "Standardrepertoire" an erlenten Pattern bis auf die wirklichen wirklichen Grundlagenpattern, bzw. Knoten, bzw. Grundlagenfesselungen.
Ich fessle nicht als Selbstzweck. Ich fessle um einen Menschen zu berühren. Ich fessle um gemeinsam eine schöne und intime, sowie emotionale Zeit zu erleben und gemeinsam ein Gefühl zu teilen.
Alle Seile, alle Knoten, alle Fesselungen sind dabei nichts weiter als ein Mittel zum Zweck um dieses Ziel mit diesem ausgewählten Menschen zu erreichen. Sie sind Werkzeuge, eine Verlängerung meines Selbst.
Das ist die Basis meines Fesselns.
Das ist meine Kernmotivation.
Alles andere ordnet sich dem unter.
Ich möchte keinen Leistungssport betreiben. Mir liegt nichts daran eine Art von Bondage zu betreiben, die den Fokus auf mehr Training um des Trainings willen legt, damit am Ende Bondage zu einer Olympischen Disziplin neben dem Reckturnen werden könnte, bei dem es dann darum geht Form und Geschwindigkeit, sowie Komplexität von Schiedsrichten bewerten zu lassen.
Darüber hinaus bin ich auch kein professioneller Rigger, der mit exporbitanten Shows(!) und durch Workshops, die er gibt, seine Brötchen verdienen muss. Ich mache das alles privat.
Für mich bedeutet "Fortschritt" nicht "höher, schneller, weiter", sondern das Erlernen von mehr Techniken, die diese Nähe zu einem Menschen, damit das gegenseitige Fesselerlebnis, intensivieren. Generell mag ich den Begriff "Fortschritt" im BDSM, bzw. Bondage-Kontext, nicht einmal, weil er in meiner Umgebung viel zu oft mit "höher, schneller, weiter" assoziiert wird. "Entwicklung" ist mir an dieser Stelle als Wort viel lieber, da Entwicklung in alle Richtungen geschehen kann, während ewiger Fortschritt im schlimmsten Falle(!) der Philosophie der Krebszelle entspricht. Entwicklung kann ein erlernen neuer Techniken sein, es kann eine Verfeinerung darstellen, es kann aber auch bedeuten, dass man auf bestimmte Fesselarten gar keine Lust hat und sie deshalb nicht betreibt.
Was möchte ich unter diesen Prämissen an Unterstützung von meiner Partnerin?
Vor allem Kommunikation. Ich möchte wissen was ihr gefällt. Ich möchte Feedback bekommen. Ich möchte, dass sie sich ihres Körpers bewusst ist und mir Signale geben kann, wenn während der Fesselung etwas nicht stimmt. Sie sollte sich also mit Sicherheitsgrundlagen ebenso auseinandersetzen wie ich und mir ihr Befinden permanent kommunizieren können (egal wie, sei es verbal oder nonverbal).
Gerade die Frage nach dem Gefallen ist eine, die für Einsteigerinnen nicht leicht zu beantworten ist. "Welche Fesselart magst du?" wird eine Einsteigerin, die noch gar keine unterschiedlichen Fesselstile kennt, kaum beantworten können. Das ist aber auch nicht schlimm! Einsteigerrigger wissen das auch noch nicht.
Ich erwarte von meiner Partnerin keinen Eintritt in einen Yogakurs, der viermal die Woche stattfindet, damit sie bloss eine 45-minütige Transition mitmachen kann, wenn wir beide daran gar keinen Spaß haben. Ebenso muss sie sich nicht durch Dehnübungen quälen und Körperspannung antrainieren um bestimmte Suspensions aushalten zu können, wenn wir beide ohnehin viel lieber im Floorwork fesseln und von Suspensions nicht halten, denn Suspensions sind nicht die "hohe Kunst des Fesselns". Das sind sie vielleicht auf technischer Ebene und so wird es gerne im Workshoprahmen benannt ("Masterclass"), doch bedeutet das nicht, dass wir als Paar damit auch den meisten Spaß und die größten und meisten emotionen Impacts haben, bzw. der Subspace bei ihr dort am intensivsten ist.
Wenn meine Partnerin jedoch sagt, dass sie Spaß an Suspensions hat, es dort jedoch nicht lange aushält, dann erwarte ich dieses Feedback. Ob sie dann wirklich an ihrer körperlichen Fitness trainiert ist jedoch ihr überlassen. Das fordere ich nicht. Das verlange ich nicht. Das erwarte ich nicht. Das ist ihre Entscheidung.
Um mir spiegeln zu können was sie mag, was sie einmal erleben würde, worauf sie Lust hätte, kann sie sich belesen oder an Stammtischen teilnehmen. Wir können auch zu Fesseltreffs fahren, bzw. Shows besuchen. An dieser Stelle dient ihr Wissensgewinn ihr zur Eruierung ihrer Wünsche, die sie danach mir mitteilen kann, damit wir in der Folge schauen, dass wir uns einen passenden Workshop suchen.
Das alles dient dann der Grundphilosophie, die ich oben ansprach:
Alles dient unserem Spaß.
Wir machen nichts nur weil andere es machen, weil es technisch besonders herausfordernd ist oder weil man es an jeder Ecke der Bondageszene sieht.
Unser Bondage ist unser Bondage.