Grundsätzlich gibt es leider genug Menschen die aus diversen Gründen allgemeine Vertrauensprobleme haben. Das würde ich nicht shamen wollen. Die Hintergründe dafür können wirklich mannigfaltig sein. Familien können toxisch sein, schlechte Erfahrungen mit ehemaligen Partner:innen könnten aufgetreten sein. Ganz allgemeine Vertrauensbrüche innerhalb des engsten Freundeskreises können diese Fähigkeit zerrüttet haben.
Ich würde BDSM hier nur nicht auf ein Podest stellen wollen.
Natürlich kann man im BDSM-Rahmen, bzw. im Bondage-Rahmen - oder um es spezifischer für unsere Gruppe sagen zu wollen - solche Vertrauensbasen erneut schaffen und Vertrauen zu Menschen aufbauen lernen.
Das Gegenteil kann aber auch der Fall sein.
Es gab vor einigen Jahren nicht umsonst die Berichte über #meetoo im Bondage-Kontext.
Auch hier kann Vertrauen zerrüttet werden. Grundsätzliche tue ich mich schwer damit eine bestimmte Neigung, bzw. Subkultur zu glorofizieren oder zu romantisieren. Am Ende sind auch hier Menschen unterwegs und Menschen können sich mannigfaltig verhalten. Auch hier geht es um Beziehungen. Auch hier kann Missbrauchen, Vertrauensbruch, Fremdgehen, etc. geschehen.
Solche Berichte sind schön, weil sie Beispiele zeigen wie etwas glücklich und persönlich aufbauend passieren kann, bzw. zeigt es positive Einzelbeispiele.
Aber solche Einzelbeispiele wird man bei Stino-Personen vermutlich genauso finden.
Nicht jeder Mensch der unter allgemeinen Vertrauensproblemen leidet findet sein persönliches Seelenheil durch eine Bondage, bzw. BDSM-Neigung.
Damit möchte ich den Bericht nicht entwerten. Im Gegenteil!
Er ist nur das, was er auch aussagt: Ein Fall, ein Beispiel, erläutert durch eine Person.
Vielleicht bin ich auch durch diverse Gespräche über die letzten Jahre gebrand in denen mir viel zu oft eine zu harte und romantisierend-glorifizierende Trennung zwischen "Stinos" und "BDSMlern / Shibaristi" gemacht wird, bei der letztere als "besonders Sensibel, emotional, einfühlsam, im Vergleich zu..." dargestellt werden, so als wäre man eine ganz besondere Gattung Mensch und damit per se "irgendwas", verglichen mit allen die diese Neigung nicht teilen.
Gerade diese Vergleiche finde ich jedoch schwierig.
Wir sind nicht mehr von irgendwas, nicht emotionaler, sensibler, empathischer, bindungsstärker oder oder oder verglichen mit Menschen, die diese Neigung nicht teilen.