Was mir wichtig ist, auch wenn es unfuckingfassbar romantisierend klingt:
Der Mensch mit dem ich dort fessele.
Ich kann nicht, will nicht, möchte nicht fesseln um des Fesselns wegen.
Natürlich genieße ich den Akt des Fesselns, sonst wäre es keine Leidenschaft, die auch Leiden schaffen kann
Doch komme ich in keinen emotionalen Flow, in keinen Tiefgang, wenn die Person mit der ich fessele austauschbar ist oder wenn ich als fesselnde Person als austauschbarer "Knotenklaus" herhalte.
Vor Jahren habe ich so agiert:
Ich fesselte austauschbare Bunnys und wurde von austauschbaren Bunnys als austauscharer Teilzeit-Rigger wahrgenommen, bis der nächste um die Ecke kam der "besser" fesselte oder irgendwas anderes "besser" oder "mehr" leisten konnte und auch ich habe Bunnys nach Zeit und Verfügbarkeit und sonstigen Kriterien relativ austauschbar gehalten. Jemand sang mal "I′m not in love, but I'm gonna fuck you till somebody better comes along".
Mir wurde damals mitgeteilt, dass ich das bei weitem nicht so "Bäumchen wechsel dich"-mässig betreiben würde wie so manch andere, wie es in Teilen der Szene sogar üblich ist und doch denke ich, dass ich das tat. Wenn man in einem Jahr mit 5+ Bunnys fesselte ist das für mich recht oberflächlich. Ich betone: Für mich! Es gibt dutzende Gründe warum man mehrere Bunnys als Partnerinnen hat. Das fängt damit an, dass man keine Lust auf allzu feste Fesselpartnerschaften hat und geht damit weiter, dass man eventuell professionell unterwegs ist und mehr mit vielen Körperformen trainieren muss und möchte, oder manche Partnerinnen wenig Zeit haben, oder oder oder.
Ich bemerke heute, dass ein gewisser Austauschbarkeitseffekt, den ich damals erlebte, wunde psychologische Stellen in mir hinterließ. Das fiel mir auf, als meine aktuelle Partnerin in unserer Polybeziehung mitteilte mal gerne andere als Rigger kennenlernen zu wollen. Sofort schrillte alles in mir für ein paar Sekunden, denn so fing früher mal das Ende von Bekanntschaften an, die nicht den Faktor Mensch als Kern hatten, sondern das Fesselerlebnis. Und da wurde eben die Person gesucht, die die größte "Satisfaction" bietet und der Mensch auch ausgetauscht, wenn eben diese nicht mehr so erlebt werden konnte wie zu Beginn.
Mir ist es also wichtig, dass ich mit einem Menschen fessele der ebenso intenalisierte, dass das Seil kein Selbstzweck ist, sondern eine Verlängerung meiner Person, was das Fesselerlebnis nicht austauschbar macht, sondern zu einem Erlebnis, das unsere Verbindung, unser "Bonding" auf menschlicher Ebene, verstärkt und ein Teil dessen darstellt.
Rein technisch ist mir wichtig, dass sowohl ich nur das fessele was ich auch verantworten kann.
Ich fessele nicht nach dem Prinzip "learning by burning", da dies bedeuten würde, dass ich mal tüddele und Dinge probiere und wenn sie schief gehen, dann lerne ich daraus. Im Zweifel halt mit Pause, weil meine Partnerin kurz "kaputtgefesselt" ist. Tja, schade auch. Nein, das ist nicht mein Weg.
Gleichzeitig ist mir egal wie "Leistungsstark" meine Partnerin ist. Man kann mit jedem Menschen fesseln. Das muss nicht das 1,60m große, 45kg leichte Schlangenmenschbunny sein, dass man in alle Richtungen falten kann. Mir ist wichtig, dass meine Partnerin mir kommunizieren kann was bei ihr auch nicht geht, weil der Rücken gerade nicht so will, weil die Schulter belastet ist, weil bestimmte Bewegungen mit dem Fuss gerade nicht gehen. Es soll hier keinen Leistungsanspruch geben, denn Shibari soll uns beiden gemeinsam Spaß machen. Dazu muss es dann auch nicht die Suspension-Transition sein, bei der "alle Zuschauer aufatmen", weil es so spektakulär aussieht. Es muss gar nicht spektakulär aussehen. Es muss Spaß machen und Erfüllung bringen.