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***_X Mann
80 Beiträge
Zitat von ******lia:
Ich habe mir nie meine Ziele beim Fesseln bewusst gemacht

Das lohnt sich übrigens auch im kleinen, für jedes einzelne mal fesseln. Warum möchte ich heute/jetzt mit dieser Person fesseln, was möchte ich / möchten wir erreichen, was brauchen wir dafür (Gegenstände, Personen, Mindset, Musik, Ruhe, Absprachen) und auch haben wir das jetzt gerade oder müssen wir dafür noch was tun.

Damit erübrigen sich dann auch Besorgungen wie Handtücher und Gespräche, die nicht ins Setting passen -- denn wenn ich im richtigen Mindset angekommen bin, "passiert" sowas nicht einfach.
******ngr Mann
3.910 Beiträge
Gruppen-Mod 
Was mir wichtig ist, auch wenn es unfuckingfassbar romantisierend klingt:

Der Mensch mit dem ich dort fessele.
Ich kann nicht, will nicht, möchte nicht fesseln um des Fesselns wegen.
Natürlich genieße ich den Akt des Fesselns, sonst wäre es keine Leidenschaft, die auch Leiden schaffen kann *zwinker* Doch komme ich in keinen emotionalen Flow, in keinen Tiefgang, wenn die Person mit der ich fessele austauschbar ist oder wenn ich als fesselnde Person als austauschbarer "Knotenklaus" herhalte.

Vor Jahren habe ich so agiert:
Ich fesselte austauschbare Bunnys und wurde von austauschbaren Bunnys als austauscharer Teilzeit-Rigger wahrgenommen, bis der nächste um die Ecke kam der "besser" fesselte oder irgendwas anderes "besser" oder "mehr" leisten konnte und auch ich habe Bunnys nach Zeit und Verfügbarkeit und sonstigen Kriterien relativ austauschbar gehalten. Jemand sang mal "I′m not in love, but I'm gonna fuck you till somebody better comes along".

Mir wurde damals mitgeteilt, dass ich das bei weitem nicht so "Bäumchen wechsel dich"-mässig betreiben würde wie so manch andere, wie es in Teilen der Szene sogar üblich ist und doch denke ich, dass ich das tat. Wenn man in einem Jahr mit 5+ Bunnys fesselte ist das für mich recht oberflächlich. Ich betone: Für mich! Es gibt dutzende Gründe warum man mehrere Bunnys als Partnerinnen hat. Das fängt damit an, dass man keine Lust auf allzu feste Fesselpartnerschaften hat und geht damit weiter, dass man eventuell professionell unterwegs ist und mehr mit vielen Körperformen trainieren muss und möchte, oder manche Partnerinnen wenig Zeit haben, oder oder oder.

Ich bemerke heute, dass ein gewisser Austauschbarkeitseffekt, den ich damals erlebte, wunde psychologische Stellen in mir hinterließ. Das fiel mir auf, als meine aktuelle Partnerin in unserer Polybeziehung mitteilte mal gerne andere als Rigger kennenlernen zu wollen. Sofort schrillte alles in mir für ein paar Sekunden, denn so fing früher mal das Ende von Bekanntschaften an, die nicht den Faktor Mensch als Kern hatten, sondern das Fesselerlebnis. Und da wurde eben die Person gesucht, die die größte "Satisfaction" bietet und der Mensch auch ausgetauscht, wenn eben diese nicht mehr so erlebt werden konnte wie zu Beginn.

Mir ist es also wichtig, dass ich mit einem Menschen fessele der ebenso intenalisierte, dass das Seil kein Selbstzweck ist, sondern eine Verlängerung meiner Person, was das Fesselerlebnis nicht austauschbar macht, sondern zu einem Erlebnis, das unsere Verbindung, unser "Bonding" auf menschlicher Ebene, verstärkt und ein Teil dessen darstellt.

Rein technisch ist mir wichtig, dass sowohl ich nur das fessele was ich auch verantworten kann.
Ich fessele nicht nach dem Prinzip "learning by burning", da dies bedeuten würde, dass ich mal tüddele und Dinge probiere und wenn sie schief gehen, dann lerne ich daraus. Im Zweifel halt mit Pause, weil meine Partnerin kurz "kaputtgefesselt" ist. Tja, schade auch. Nein, das ist nicht mein Weg.

Gleichzeitig ist mir egal wie "Leistungsstark" meine Partnerin ist. Man kann mit jedem Menschen fesseln. Das muss nicht das 1,60m große, 45kg leichte Schlangenmenschbunny sein, dass man in alle Richtungen falten kann. Mir ist wichtig, dass meine Partnerin mir kommunizieren kann was bei ihr auch nicht geht, weil der Rücken gerade nicht so will, weil die Schulter belastet ist, weil bestimmte Bewegungen mit dem Fuss gerade nicht gehen. Es soll hier keinen Leistungsanspruch geben, denn Shibari soll uns beiden gemeinsam Spaß machen. Dazu muss es dann auch nicht die Suspension-Transition sein, bei der "alle Zuschauer aufatmen", weil es so spektakulär aussieht. Es muss gar nicht spektakulär aussehen. Es muss Spaß machen und Erfüllung bringen.
******erz Frau
118 Beiträge
Worauf lege ich Wert... gute Frage.

Kurz: Auf ein harmonisches Miteinander, eine gute Zeit, Spaß, gerne auch Lachen. Sich gegenseitig "gut" tun. Das kann auch mal total ernst sein, muss es aber nicht immer so sein.
Und egoistisch -> das ich mich dabei und auch danach mich wieder in meinem Körper, in mir selbst fühle.

Langfassung:
Ich hätte damals nie gedacht, dass mich die Seile so erwischen. Ganz am Anfang, wo ich mich nur über BDSM informierte, schob ich diese Sache mit dem optisch hübschen Seil komplett von mir weg. Nette Bilder machen interessierte mich nicht, da regte sich gar nichts.
Der erste Spielpartner zeigte mir wie es ist, fixiert zu sein, lies nebenher auch fallen, dass es da sogar noch mehr gibt bzw. mehr möglich ist. Mit Seil waren also auch nicht nur nette Bilder möglich?
Mit meinem Kernpartner entdeckte ich dann, dass es eine schöne (intime) gemeinsame Zeit miteinander ergeben kann, ich mich in diesem Bereich absolut wohl fühle. Und ich war absolut angefixt, gerne schreibe ich auch von süchtig sein <3

Ich lege also Wert darauf, dass man miteinander eine schöne Zeit hat, dass man sich gut fühlt... dem Alltag entflieht. Und das muss nicht mit dem perfekten, technischen Pattern sein, da dürfen auch kleinere Fehler mit dabei sein oder auch mal größere -> solange diese kein gesundheitliches Risiko bedeuten.
Gerade optische Fehler jucken mich nicht, wenn mich mein Gegenüber in den Seilen gefangen hält und unsere gemeinsame Seilzeit einfach genießt... mit mir gemeinsam. Gerne auch lauthals lachend weil wir (auch seilmäßig) miteinander ein bisschen Spaß treiben *g*
Und so halte ich es auch, wenn ich mal seltenerweise aktiv bin -> mein Ziel ist einfach eine schöne Seilzeit. Wenn dann mal eine Lage zu locker ist, nicht alles perfekt symetrisch ist etc. was solls. Solange es meinem Gegenüber gut geht, ich diesen Menschen nicht verletze oder anderes antue, wo nicht gewollt ist, ist alles fein.

Und das ist auch für mich der große Unterschied zum technischen Übungsfesseln, wo es einfach darum geht, das Pattern möglichst perfekt und richtig zu fesseln. Da lege ich dann natürlich auf andere Dinge wert.
****ara Frau
480 Beiträge
Mir ist wichtig, dass er sich seiner Verantwortung bewusst ist und auf mich achtet, kontrolliert was er tut.
Ansonsten ist mir ein ruhiger und besonnener Rigger wichtig. Es muss nicht alles fehlerfrei und ästhetisch perfekt sein. Ich möchte mich fallen lassen dürfen, ihm vertrauen. Da kann und muss vielleicht auch mal ein Knoten korrigiert werden, wenn das in Ruhe geschieht, ohne dass der Rigger dann ungeduldig oder verbal ausfallend wird, ist das für mich kein Problem und stört auch meinen Fluss nicht.

Ich möchte nicht als Nebensache abgehandelt werden. Wir nehmen uns beide Zeit und die ist dann auch nur für uns.
Gespräche vorher oder anschließend über Alltägliches stören mich nicht. Sie holen eher ab und ermöglichen mir ein Ankommen und Abschalten. Sobald die ersten Seile jedoch meinen Körper berühren, werde ich ruhig und möchte einfach fühlen dürfen. Bis auf die notwendigen und sinnvollen Rückmeldungen, ob alles ok ist.
„We tie people, not parcels!“ war immer eine Haltung, mit der gut klar kam.

Egal wie, oder womit man sich verbindet, die Personen stehen im Vordergrund.

Keine überzogenen Erwartungen, Ego-Tripps, und aufgeheiztes Kopfkino: der Weg ist das Ziel, beide, die gebende und die empfangende Person, holen sich da ab, wo sie stehen. Nicht dort, wo sie den anderen gerne hätten.

Ich hatte fast immer das Gück, mich mit tollen, kommunikativen Menschen verbinden zu können, besonders zu Beginn.

Natürlich spielt „Technik“, spielen „Knoten“ eine Rolle. Die die persönliche, emotionale Verbindung, das „zusammen wachsen“ wollen, halte ich für wichtiger.
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