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Bondagephilosophie - Probleme mit dem Wiedereinstieg

******ngr Mann
3.910 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Bondagephilosophie - Probleme mit dem Wiedereinstieg
Hallo zusammen,

mir schwirrt seit einigen Tagen immer klarer ein Thema durch den Kopf. Weil das immer konkreter wird dachte ich mir, vielleicht geht es anderen ja genauso:

Die Probleme mit dem Wiedereinsteig.

Dabei meine ich nicht einmal das Finden einer neuen Partnerin oder nur das rein technische wieder reinkommen in den Flow, sondern eine Mischung aus vielen Dingen, die genau dieses "wieder in den Flow kommen" blockieren kann.

Mir geht es um die generelle Frage:
Hattet ihr schon Probleme mit dem Wiedereinstieg?
Vielleicht gar Blockaden?
Eventuell Hemmungen, weil ihr vorher mit einer festen Partnerin, der romantischen Beziehungspartnerin etwa, über Jahre fesseltet und sich dieses Gefühl mit der Person verwob?
Hat es eventuell ganz andere Gründe gehabt?

Mein subjektiver Punkt - wer keine Lust auf einen langen Text hat kann hier überspringen *zwinker*

An dieser Stelle möchte ich nicht werten, wie es im Internet so gerne direkt, implizit oder auch nur unterstellt wird. Mir geht es nicht darum darzustellen, dass das Fesseln mit einer festen Partnerin grundsätzlich "tiefergehender" sei als wechselnde Fesselpartner:innen oder Fesselpartnerschaften. Bei mir ist es so und mir ist bewusst, dass das ein sehr subjektives Gefühl ist.

Mit dem Bondage, eher mit Shibari, verbinde ich ein Gefühl. Jaja, das sagen sie alle. Gleich kommt bestimmt ein Hoch auf die emotionale Tiefe, die nur Shibari bietet. Nicht. Denn darum geht es mir nicht. Mir geht es um mein Gefühl in Bezug zum Fesseln.

Vor Jahren habe ich mit wechselnden Partnerinnen gefesselt. Das war okay, als dem so war. Irgendwann habe ich bemerkt, dass ich eine gewisse emotionale Tiefe bei mir im Flow nicht erreiche, wenn der Mensch, den ich dort fessele wahlweise austauschbar ist oder, selbst wenn die Person keine austauschbare Fesselpartnerin auf einem Treff ist, sondern eine Freundin, die mir aber dennoch romantisch, oder wie immer man das nennen möchte, nicht nah ist. Neben dem Umstand dieser Erkenntnis habe ich auch aufgrund der negativen Erfahrung, die es mit sich bringt alle paar Monate eine neue Partnerin zu suchen, da Menschen auf einmal keine Lust mehr haben, jemand anderen fanden, keine Zeit mehr finden, etc. fast vollständig aufgehört zu fesseln. Ich war es schlicht leid immer wieder mit einem neuen Menschen, der genauso gut gleich wieder weg hätte sein können - was durchaus aus verschiedenen Gründen immer wieder passierte (heute hier, morgen da) oder mit dem mir das letzte i-Tüpfelchen fehlte, weil man sich primär zum Fesseln sah, selbst wenn man ansonsten auch platonisch befreundet war, beginnen zu müssen, denn mit jedem Menschen fühlt sich das Fesseln für mich anders an, hat einen ganz eigenen Vibe.

Und da sind wir auch bei dem Punkt: Der Vibe.
Der ist mir sehr wichtig. Und er machte mir irgendwann Sorgen, weil ich ihn nicht mehr fand.

Zudem neige ich dazu Dinge zu vergessen, wenn ich sie lange Zeit nicht praktiziere. Das ist normal. Ich bin jedoch ein Mensch der sich sehr auf etwas fokussieren kann und der, wenn es dann einmal ruht, gerade wenn es technische Dinge sind, diese schnell wieder aus dem Gedächtnis verliert, auch wenn das dann nur die Details sind.

Das Gefühl verliere ich aber nicht.
Shibari war für mich seit Jahren, seitdem ich 2017 das erste mal ein Seil in die Hand nahm, immer mit einem sehr besonderen Gefühl verbunden. Ich erinnere mich an jede einzelne Person, die ich jemals fesselte. Ich erinnere mich an das erste Mal auf einem Workshop, an das Getüddele in einem kleinen Wohnzimmer vor Youtube-Videos im Vorfeld zum ersten Workshop. Für mich hat der Flow etwas magisch-meditatives, selbst ohne japanophil zu sein und obschon ich die Glorifizierung von Shibari als "intimstes und tiefgehenstes Ding im Universum seit dem Urknall" so massiv ablehne. Für mich war Shibari nie automatisch emotionaler oder intimer als irgendetwas anderes, weil alles sowieso subjektiv ist. Für mich war es einfach "speziell", besonders, allein von dem Gefühl, dass es in mir auslöst. So besonders, dass es sich in den letzten Jahren so anfühlte wie es sich für jemanden anfühlen muss, der eine Leidenschaft liegen lässt, Jahre nicht betrachtete, sich immer daran erinnert wie an ein Leben, dass er einst lebte und der nun wieder damit konfrontiert wird. Sobald ich einen Raum voller Juteseile rieche sind die Implikationen sofort da, ist dieses Gefühl sofort da.

Irgendwann, zusammen mit anderen negativen Bindungserfahrungen, baute sich eine gewisse Blockade in mir auf, die den Wiedereinstieg erschwerte. Es hat mit Mühe bereitet das erste mal bei meiner Expartnerin das Seil wieder in die Hand zu nehmen und auf den ersten Wiedereinsteigsworkshop zu warten, weil ich eine Erwartung daran hatte wie es sein würde und fürchtete, dass das Gefühl nicht aufkommt, dass ich an meinen eigenen Erwartungen scheitern könnte, gerade weil ich dazu neige perfektionistisch zu sein, wenn ich mit etwas beginne. Ich hatte zudem die Befürchtung, dass ich wieder reinkomme und genau dieses Gefühl wieder verliere, wie einige Male davor. Und ich hatte Sorge, dass ich nicht genügen könnte in diesem großen Shibari-Universum voll der Superlative, weil auch das schon vorkam und das Wort "Anfänger" oder "Wiedereinsteiger" in einigen Kreisen durchaus negativ konnotiert ist, gerade wenn dort plötzlich der "Bunnymarkt" (gruselig!) umkämpft wird und potentielle Bunnys umworben werden wie sonst noch etwas. Es war am Ende wie Obi-Wan, der jahrelang als farmer im Exil lebte und vor seinen Fähigkeiten zurückzuckt, die er nicht mehr aktivieren kann. Es ist nicht nur das technische Wissen, die einschlief, sondern auch das zurückzucken vor einem Gefühl.

Es fiel mir schwer wieder einzusteigen und so bin ich zu meinem ersten Workshop seit 2020 nach einem langen Wochenende gefahren, an dem ich kaum schlief und massiven Stress hatte. War das eine gute Idee? Eher nicht. Ich konnte grundsätzlich aufgrund der eigenen Überstressung keine fünf Meter weit denken. Dazu mischte sich mein Anspruch, der diese Überstressung noch potentierte. Am Ende habe ich eine Fesselung gemacht, konnte mich aber am Ende schon an den Anfang nicht mehr erinnert und fühlte mich...dumm, weil mein Hirn blockte. Selbst die logischsten Bewegungen, die ich alle schon kannte, wollten nicht. Das Erlebnis war unfassbar frustrierend.

Das gute an dem Erlebnis war, dass es meine Partnerin nicht störte, die mir im Nachhinein eher Mut machte.
Die den Workshop dennoch schön fand, weil sie keine Erwartungshaltung über die gemeinsame Zeit hinaus hatte und sich sicher war, dass das schon wird.
Die auch einfach nur zum Üben seit vorbeikommen wollte, dies auch in den letzten Tagen tat, sei es auch nur für eine halbe Stunde und die nicht auf reine Satisfaktion aus war oder aus ist, auch wenn sie davon natürlich auch etwas "haben" will. Für sie ist "gemeinsam üben" aber nicht mit "dann halte ich ja nur hin" negativ konnotiert.

In den letzten Tagen habe ich immer wieder mehr das und mehr das Gefühl in den alten Flow zurückzukommen, auch wenn das zaghaft passiert und auch wenn ich eher übe, mein Muskelgedächtnis wieder anschmeisse und das Gefühl habe ich würde gerade wieder Laufen lernen.

Es lohnt sich den Punkt der Hemmung zu überwinden und sich auch einzugestehen, dass man nicht dort wieder ansetzen kann, wo man mal vor einiger Zeit "voll im Saft" stand. Auch wenn Shibari für mich kein Leistungssport ist bemerkte ich doch, dass da immer der Vergleich mit einem früheren Wissensstand meinerseits war, der mich frustierte, weil es sich anfühlte - als loser Vergleich, wie geschrieben ist das für mich kein Sport - wie es sich anfühlt wenn man immer mehr und mehr und länger und länger wanderte, dann zwei Jahre nichts machte und auf einmal nicht mehr an die "Leistung" - und Leistungsanspruch ist generell schon bescheuert - von früher kommt, wenn selbst die kleinsten Dinge wieder Mühe kosten.

Aber irgendwo muss man ja wieder ansetzen und den toten Punkt überwinden, den Einstieg wieder schaffen und Altlasten, die hemmten, überwinden um zu sehen, dass es geht, auch wenn es zunächst Mühe und Überwindung kostet.
fetograf himself
*****raf Mann
1.113 Beiträge
"...in den alten Flow zurückzukommen" Sorry, bin kein Shibariheld, o.ä. aber Deine Suche nach dem Flow hat mich angesprochen.
Zu meinem FLOW - der ist immer anders, keine liebgewonnene Routine, denn er ist im Fluss.
Vllt. hast auch Du Dich verändert und empfindest manche Dinge neu, tiefer, spannender, etc. Also entsteht ein neuer FLOW, jetzt, für Dich, mit Euch, ...
Zunächst sind es kleine Änderungen, kaum spürbar, aber spannend
Go with Your Flow
******ngr Mann
3.910 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Mit "Flow" meine ich das Gefühl beim fesseln *zwinker*
Also in der Session.
Man könnte es auch "Space" nennen, doch entschied ich mich für das Wort "Flow", an dem ich mich aber nicht aufhängen möchte.
Genauso wie das Gefühl des gemeinsamen Umgangs mit dem Thema, ausgehend aus meinem Gefühl damit.

Im Kontext des Satzes war mit "alter Flow" auch nicht "das es genauso wird wie früher" gemeint, sondern der Flow an sich.
Wie ich im Gesamtkontext schrieb ist das Fesselerlebnis für mich ohnehin mit jedem Menschen ein anderes.
*********Seil Mann
1.578 Beiträge
Zitat von ******ngr:
Hattet ihr schon Probleme mit dem Wiedereinstieg?

Ich hatte damit in verschiedenen Phasen ganz unterschiedliche Probleme.

Vor vielen Jahren hatte ich einen "Run" mit immer neuen und überaus interessanten Partnerinnen (obwohl ich eigentlich recht wühlerisch war, aber eben auf meine Art).
Und irgendwann hat mich dann mein Eine auf einem anderen Stammtisch deswegen im falschen Moment "Fessel-Hure" genannt, was mir ganz entgegen meiner sonstigen Art irgendwie näher ging als erwünscht.
Also hab ich mal ein paar Monate ausgesetzt und als ich dann zum nächsten Knotenpunkt-Stammtisch gegangen bin hatte ich mir vorgenommen, es als Wiedereinstieg mal bisschen vorsichtiger anzugehen.
Pustekuchen! Es wurde geradezu ein Exzess! *augenzu*

In den letzten Jahren hab ich aus #GRÜNDEN etwas gründlicher ausgesetzt und nun geht es mir so, dass ich das Gefühl habe, überhaupt nicht mehr rein zu kommen. Ich habe in den letzten Monaten meine Lebenspartnerin ein paar Mal gefesselt, das war emotional sehr schön, aber der Flow kam da auch nicht so recht auf wie früher.

Und auf Fesselstammtischen kam ich mir vor, wie im falschen Club. *nixweiss*
Ich habe nicht einmal ansatzweise das Bedürfnis gespürt, was zu machen.

Zitat von ******ngr:
Aber irgendwo muss man ja wieder ansetzen und den toten Punkt überwinden, den Einstieg wieder schaffen...

Muss man das?
Also ich für meinen Teil verspüre da aktuell wenig "müssen".
Ich hab das auch schon bei anderen Hobbys gehabt, dass es Ereignisse gibt, die mir den Spaß verderben und es dann Jahre dauern kann, bis das wieder kommt.
Ich warte einfach mal ab. Die Seile werden schließlich nicht schlecht.

Was ich mit Sicherheit weiß ist, dass es für mich wenig Sinn hat, da irgendwie nachhelfen zu wollen. Das muss sich ergeben. Ich brauche meist eine Muse, die mich küsst.
******ngr Mann
3.910 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von *********Seil:
Zitat von ******ngr:
Hattet ihr schon Probleme mit dem Wiedereinstieg?

Zitat von ******ngr:
Aber irgendwo muss man ja wieder ansetzen und den toten Punkt überwinden, den Einstieg wieder schaffen...

Muss man das?
Also ich für meinen Teil verspüre da aktuell wenig "müssen".
Ich hab das auch schon bei anderen Hobbys gehabt, dass es Ereignisse gibt, die mir den Spaß verderben und es dann Jahre dauern kann, bis das wieder kommt.
Ich warte einfach mal ab. Die Seile werden schließlich nicht schlecht.

Mit "muss" war nicht das zwanghafte "müssen" gemeint, sondern im Kontext der Zustand in dem man gerne wollen würde, auch könnte, aber eine Blockade verspürt.

Natürlich "muss" man gar nichts, schon gar nicht zwanghaft nach Partner:innen suchen, wenn gerade keine da sind. So meinte ich das nicht. Ich bezog mich allein auf den Moment des Wiedereinstiegs und das Gefühl sich einen Ruck geben zu "müssen", weil man gerne würde aber der "Neustart" just schwer fällt.
********ndam Mann
1.068 Beiträge
Zitat von *********Seil:


Und auf Fesselstammtischen kam ich mir vor, wie im falschen Club. *nixweiss*
Ich habe nicht einmal ansatzweise das Bedürfnis gespürt, was zu machen.

Das heisst ja nicht zwangsläufig, dass es an Dir liegt.
Wir haben in den letzten Jahren häufiger das Gefühl, dass wir auf einmal kein Bedürfnis mehr haben zu fesseln.
Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht damit klar kommen, wenn man sich beim Fesseln über so elementare Dinge wie Waschmaschinenkauf austauscht, oder es liegt daran, dass wir einfach zu alt für KINKY Dinge sind.
Da kommt bei uns auch keine emotionale Nähe mehr auf, andere nenne es vielleicht FLOW, für uns ist es eben die emotionale Nähe.
*********lerin Frau
2.258 Beiträge
Es hilft dir vielleicht nicht, vielleicht findest du meinen Beitrag sogar doof oder unpassend, aber nach meiner Erfahrung kann man durchaus lernen, sich auch auf eine neue Person innerhalb des oder der ersten Treffen in echter Tiefe einzulassen. Diese Fähigkeit wird zum Beispiel auch im Tantra gelehrt und gelernt. Es hinterlässt dann kein schales Gefühl mehr, wenn die Wege auseinandergehen, sondern es war trotz der kurzen Zeit erfüllend.
Du beschreibst ja, dass ein Teil deiner Blockade daher kommt oder kommen könnte, dass du fürchtest, wenn du den Flow erst wiedergefunden hast, dass du ihn dann wieder verlieren könntest, wenn die andere beteilgte Person geht. Da könnte ein emotionales Thema wie Vertrauen oder Verlustangst dahinterstecken.
*******pes Frau
29 Beiträge
Ja, ich kenne das auch.
So wie du @******ngr habe ich 2017 das erste Mal Shibari erlebt und war direkt seilverliebt.
Als "Fesselhure" hätte man mich wohl auch bezeichnen können (nur auf der passiven Seite) *augenzu*
Ich habe mich sehr oft und recht schnell mit verschiedenen Männern bei Fesseltreffen verabredet. Damals konnte ich das (meistens) sehr genießen und mich darauf gut einlassen.

Bis ich jemanden traf, wo der Fokus zwar auch viel auf dem Seil lag, sich jedoch auch Gefühle entwickelten.
Sowohl BDSM als auch Shibari hatten mit diesen Emotionen nochmals eine ganz, ganz andere Tiefe bekommen.

Und seitdem ist nichts mehr wie es am Anfang war.
Es hat mich verändert.
Generell habe auch ich mich einfach die letzten Jahre verändert.
Es ist alles kein Must have mehr, sondern ein nice to have (das ich allerdings immer noch sehr gerne auslebe).

Beim Fesseln hat es mir wohl irgendwie die "Leichtigkeit" genommen, ich kann mich auch nur schwer einlassen.
Ich sehne mich nach diesem High und dem Rausch von Intimität und Intensität.
Aber eben auch nach Verbindung zu einem Menschen, nach Vertrautheit und Geborgenheit.
Wahrscheinlich ist das meine Blockade.
Vieles ist so unverbindlich und austauschbar geworden, da scheue ich irgendwie die Verletzlichkeit.
******ngr Mann
3.910 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Zitat von *********lerin:
Es hilft dir vielleicht nicht, vielleicht findest du meinen Beitrag sogar doof oder unpassend, aber nach meiner Erfahrung kann man durchaus lernen, sich auch auf eine neue Person innerhalb des oder der ersten Treffen in echter Tiefe einzulassen. Diese Fähigkeit wird zum Beispiel auch im Tantra gelehrt und gelernt. Es hinterlässt dann kein schales Gefühl mehr, wenn die Wege auseinandergehen, sondern es war trotz der kurzen Zeit erfüllend.
Du beschreibst ja, dass ein Teil deiner Blockade daher kommt oder kommen könnte, dass du fürchtest, wenn du den Flow erst wiedergefunden hast, dass du ihn dann wieder verlieren könntest, wenn die andere beteilgte Person geht. Da könnte ein emotionales Thema wie Vertrauen oder Verlustangst dahinterstecken.

Mir ist bewusst was dahintersteckt.
Kombiniert mit dem von mir skizzierten Umstand, dass ich gleichzeitig bei wechselnden losen Fesselpartnerschaften keine "Tiefe" empfinde, dies meinem Grundbedürfnis nach emotionaler Nähe zu einer Partnerin widerspräche, wäre ein "sich an Kurzfristigkeiten einfach gewöhnen" etwas, das sich für mich wie ein Verbiegen anfühlen würde, ein zwangsweises Gewöhnen an einen Umstand, der meinen Bedürfnissen nicht entspricht.
Die Frage ist: Will man lernen etwas zu tun, auf das man eigentlich gar keine Lust hat, nur weil dies auf einem "Markt der Unverbindlichkeiten" vermeintlich "einfacher" wäre?

Zudem ich das schon hatte. Und das war eine zeitlang okay.
Darum geht es mir im Kern nicht. Ich fügte das lediglich als Teilelement an. Es ist ein Teil der Hemmschwelle zum Wiedereinstieg, denn aktuell habe ich eine feste Partnerin. Und auch bei meiner Expartnerin hatte ich dieselben Hemmschwellen zum Start.

Vertrauen kommt zudem auch nur über Zeit und Erleben.
Treffe ich einen Menschen zum ersten mal kann ein menschliches Grundvertrauen da sein, mehr aber auch nicht, denn kennen tue ich den Menschen noch nicht. Worauf sollte da Vertrauen gründen?

Mir geht es aber wahrlich weniger um den Aspekt der Fesselpartner:innensuche und dem grundsätzlichen Einlassen auf jemand Neues. Der Punkt, dass der Gedanke des Wegbrechens dieser Person eine Rolle spielen könnte ist nur ein Gedanke, ein Aspekt, von vielen, nicht der Kerngedanke. Ich hatte noch nie den Gedanken, dass ich nicht beginne mit einem Menschen zu fesseln, weil alles wieder vorbei sein könnte. Dies sind eher geistige Altlasten, die den initialen Wiedereinstieg erschweren, im Gesamtthema jedoch nur einer von vielen Aspekten.

Und viel wichtiger:
Ich habe meine Problemstellen eruiert und reflektiert.
Das macht den Umgang damit zwar nicht gleichzeitig und automatisch "easypeasy", aber meine Einlassungen und subjektiven Erläuterungen sollten ledglich ein Beispiel sein *g*

Oder anders gesagt:
Ich komme gerade klar. Es ging mir im Thread nicht darum selbst für mich, rein subjektiv, Ratschläge zu bekommen, so nett sie gemeint sind, was ich in keinster Weise negativ meine oder, so sie kommen, auffasse, aber vielleicht helfen sie ja durchaus anderen mit ähnlichen Gedanken, weshalb sie ihren allgemeinen Platz natürlich haben sollen, sondern darum zu fragen:
Kennt das jemand? Hattet ihr auch schon einmal Probleme beim Wiedereinstieg?
*********lerin Frau
2.258 Beiträge
Kombiniert mit dem von mir skizzierten Umstand, dass ich gleichzeitig bei wechselnden losen Fesselpartnerschaften keine "Tiefe" empfinde, dies meinem Grundbedürfnis nach emotionaler Nähe zu einer Partnerin widerspräche, wäre ein "sich an Kurzfristigkeiten einfach gewöhnen" etwas, das sich für mich wie ein Verbiegen anfühlen würde, ein zwangsweises Gewöhnen an einen Umstand, der meinen Bedürfnissen nicht entspricht.
Die Frage ist: Will man lernen etwas zu tun, auf das man eigentlich gar keine Lust hat, nur weil dies auf einem "Markt der Unverbindlichkeiten" vermeintlich "einfacher" wäre?

Ich respektiere, dass du diesen Zweig gerade nicht vertiefen möchtest, ich möchte aber trotzdem noch kurz dieses Missverständnis klarstellen. Es war nämlich genau andersherum gemeint.
Was ich meine ist: Es IST möglich, emotionale Tiefe und Nähe schneller zu empfinden, was die gemeinsame Zeit und das Erleben dann gerade zu etwas sehr viel Verbindlicherem macht und sich damit deutlich aus dem "Markt der Unverbindlichkeiten" abhebt.
Also nein, es geht mir ganz und gar nicht darum, sich an Unverbindlichkeit zu gewöhnen.
Es geht mir darum, dass man Tiefe durch eine innere Einstellung erreichen kann. Es ist okay, wenn man dafür mehr Zeit möchte oder braucht, es ist aber keine zwingende Voraussetzung. Man kann lernen, Menschen schneller auf dieser Ebene zu begegnen.

Möchte dein Thema aber nicht kapern und würde mich dann jetzt rausziehen, falls du nichts mehr dazu sagst.
******ngr Mann
3.910 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
Ich habe dazu alles gesagt:

Du bist der Meinung, dass man emotionale Tiefe und Nähe schnell empfinden kann.
Ich widerspreche dir dabei gar nicht, dass das für Menschen möglich ist.
Deshalb muss das aber nicht jeder so können oder können wollen.
Ich etwa nicht.

Nur weil etwas prinzipiell bei anderen Menschen, oder mit entsprechender Mühe, Eingewöhnung, etc. möglich ist, muss das ja nicht von jedem Menschen favorisiert werden und warum sollte jemand lernen sich an etwas zu gewöhnen, das ihm oder ihr nicht gefällt?

Und der wichtigste Punkt: Warum überhaupt? Was wäre die Motivation dahinter?
Ich weiß etwa in welchem Beziehungskontext ich gerne fessele. Was wäre die Motivation daran etwas zu ändern, bzw. mich zu verändern? Veränderung halte ich für durchaus sinnvoll, wenn es um Entwicklung, basierend auf Reflexionen geht.

Ich nehme mal ein anderes Beispiel:
Jeder Mensch kann sich daran gewöhnen auch bei Gelegenheitssex tiefe emotionale Nähe zu empfinden.
Es ist aber nichts für jeden Menschen. Manche Menschen wollen das gar nicht erlernen, weil sie an Gelegenheitssex an sich schon wenig grundsätzliche Freude haben, auch wenn es manchmal passiert. Selbst wenn es manchmal aus dem Eifer des Gefechts heraus passiert wissen sie, dass das eigentlich nicht ihr "Ding" ist. Und wenn sie das wissen, warum sollten sie dann versuchen sich daran zu gewöhnen und ihr Gefühl dahingehend ändern?

Ich habe vor Jahren auch durchaus intensiv und emotional mit Gelegenheitspartner:innen gefesselt, bzw. mit Menschen, die mir ansonsten emotional nicht so nahe waren. Das hat jeweils damals durchaus Spaß gemacht und soll nun gar nicht geschmälert werden. Im Nachhinein war es aber langfristig nicht meines. Welche Motivation hätte ich dennoch zu sagen, dass ich mich daran Gewöhne und meine Einstellung dazu ändere, wenn es nicht meiner primären Intention entspricht und ich mich erst innerlich dahingehend entwickeln müsste etwas anzunehmen, das ich eigentlich lieber anders handhabe? Dazu müsste es dann einen Grund geben. Ein Grund könnte in dem Falle sein, dass eine primäre Partnerin nicht auf Seile steht, sich aber nichts polyamores vorstellen könnte und daher nur Gelegenheitspartnerinnen als Kompromiss okay findet. Das wäre ein valider Grund mich dahingehend zu entwickeln. Aber den gibt es nicht *zwinker*

Somit:
Ja, ich stimme dir zu, dass das geht. Grundsätzlich widerspreche ich dir nicht.
Nein, das ist aber nicht meines und ich wüsste nicht, warum ich es zu meinem machen sollte, nur weil es prinzipiell ginge, da ich mit meiner Art vollkommen okay fahre und zufrieden bin. Ich habe nie ausgedrückt, dass ich mit dem "weniger" an Fesseln in den letzten Jahren unglücklich war. Mir ging es im Thema allgemein um Wiedereinstiegsschwierigkeiten mit einer Partnerin, nicht darum wie man Partnerinnen finden könne. Die habe ich *zwinker*
*******ella Frau
15 Beiträge
Ich halte mich kurz. Mir geht es wie dir. Kenne sowohl die passive als auch aktive Seite. Überlege seit über einem Jahr wieder einzusteigen. Aber mir fällt es schwer das Seil überhaupt in die Hand zu nehmen. Dabei verbinde ich damit viele schöne Erfahrungen, Begegnungen und Momente. Manchmal habe ich das Gefühl, dass es ein Abschnitt in meinem Leben war, der sich schwer wieder beleben lässt. Es sind viele Aspekte, die mich hemmen. Vor allem in meinem Kopf.
Aber auch der technische Aspekt ist eine Hemmschwelle. Dass lange Liegenlassen der Seile ist der Fingerfertigkeit sehr abträglich. Denn der Flow ist für mich das berauschenste Gefühl auf der gemeinsamen Reise mit meinem Gegenüber in einer Session. Ich war immer ein emotionaler Fessler. Kopf aus - Im Moment leben - Genießen. Ganz auf die Reaktionen meines Partners fixiert. Da ist es also hinderlich, wenn das Seil in ungeübten Händen nicht flüssig fließt. Im Endeffekt habe ich wie du die Befürchtung nicht gut genug zu sein um den Flow für mich und meinen Fesselpartner entstehen zu lassen. Da steht mir mein Perfektionismus auch im Wege...
*********Seil Mann
1.578 Beiträge
Zitat von ********ndam:
Zitat von *********Seil:

Und auf Fesselstammtischen kam ich mir vor, wie im falschen Club. *nixweiss*
Ich habe nicht einmal ansatzweise das Bedürfnis gespürt, was zu machen.
Das heisst ja nicht zwangsläufig, dass es an Dir liegt.
Wir haben in den letzten Jahren häufiger das Gefühl, dass wir auf einmal kein Bedürfnis mehr haben zu fesseln.
Vielleicht liegt es daran, dass wir nicht damit klar kommen, wenn man sich beim Fesseln über so elementare Dinge wie Waschmaschinenkauf austauscht...

Das hast du aber schön auf den Punkt gebracht. *top* *lach*

Zitat von *********lerin:
Was ich meine ist: Es IST möglich, emotionale Tiefe und Nähe schneller zu empfinden, was die gemeinsame Zeit und das Erleben dann gerade zu etwas sehr viel Verbindlicherem macht und sich damit deutlich aus dem "Markt der Unverbindlichkeiten" abhebt.

Jein.
1. Man kann natürlich emotionale Tiefe und Nähe sehr schnell empfinden, indem man einfach genug Vertrauensvorschuss mitbringt. Ob das gerechtfertigt war und erwidert wird und ob daraus was Verbindliches wird, das kann sich aber erst mit der Zeit zeigen, wenn man keine hellseherischen Fähigkeit besitzt.

2. Das mit dem Vertrauensvorschuss wird halt umso schwerer, je mehr Alarmglöckchen vorher läuten und je öfter man hinterher festgestellt hat, dass dieser Vertrauensvorschuss eine Illusion war.

Es heißt nicht umsonst: Der Pessimist ist ein gut informierter Optimist. *klugscheisser*

Ein weiterer Aspekt, der dazu kommt:
Dieser "Flow" stellt sich in der Regel erst ein, wenn man sich nicht mehr bewusst auf "handwerkliches" und interpersonelle Kommunikation konzentrieren muss, sondern das Ganze eine gewisse spielerische Selbstverständlichkeit entwickelt.
Das ist nur in den allerwenigsten Fällen so ganz von allein gegeben, denn die Menschen sind nun mal ziemlich verschieden. In den meisten Fällen braucht es Zeit, sich aufeinander einzuspielen.

Ich habe deswegen in meinen "wilden Bondage-Jahren" grundsätzlich beim ersten Treffen immer erstmal nur so eine Art "Gewöhnungs-Fesseln mit stark angezogener Handbremse" gemacht und dann von Treffen zu Treffen die Dosis allmählich gesteigert.
Das macht es auch deshalb leichter, weil dann von Anfang an klar ist, dass beim erstem Mal kein "Flow" zu erwarten ist, ergo kann es diesbezüglich auch keine Enttäuschung geben.
******ngr Mann
3.910 Beiträge
Themenersteller Gruppen-Mod 
So geht es mir auch.

Neben der langen "Auszeit" habe ich auch aus dem Grund wieder mit einem Basic-Workshop begonnen.
Nicht nur, damit ich langsam wieder reinkomme, sondern weil für mich mit jeder neuen Person alles ein ganz neues Gefühl hat.

Umso erfahrener man ist umso mehr und schneller kann man Dinge natürlich auf neue Personen adaptieren und übertragen. Ich hatte jedoch 2019 eine Gelegenheitspartnerin, die auf Seile am Oberarm einfach ganz anders reagierte, weil die Nerven bei ihr einfach anders reagierten. Sie wusste das nicht, weshalb sie mir das auch nach Erstgesprächen nicht mitteilen konnte. Mit einer anderen Partnerin in dem Jahr gingen bestimmte Dinge an den Schultern nicht. Eine andere Person hatte mitunter, je nach Stimmung, Probleme mit zu intensiver Enge im Beinbereich.

Ja, das versucht man schnell mal zu klären, aber man klärt es eben. Und wenn die Partnerin oder der Partner das gar nicht weiß, weil eventuell gar keine Erfahrung da ist, dann sind die ersten Fesselungen zunächst das, was ich "Kennenlernfesseln" nenne.

Das dient dann durchaus dem Bunny / Ukete oder passiven Person, wie immer man sie nun nennen möchte. Ich weiß von mir, dass ich ebenfalls ein Grundgefühl für die Person brauche, wie sie reagiert, wie sie sich anfühlt, wie die Körperform ist, um mich darauf einzulassen. Und da haben wir die Psyche noch gar nicht eingeschlossen.

Ja, mit entsprechender Erfahrung ist es vielleicht, wie ein Rigger es mal zu mir sagte:
"Direkt nach der Fahrschule bist du nur an das Fahrschulauto gewohnt. Danach musst du dich erst einmal darauf einstellen, dass es sich mit einem anderen Auto anders anfühlt, aber daran gewöhnt man sich. Nach 20 Jahren, wenn du diverse Autos gefahren bist, ist das Anpassen viel einfacher, weil du dich daran gewöhnt hast."
Nun fahre ich seit 14 Jahren denselben Wagen, weil ich dort selten wechsle.
Natürlich sind Menschen keine Autos, keine Ware und nicht austauschbar.

Wie ich schon schrieb ist meine Zeit der wechselnden Fesselpartnerinnen vorbei. Es gibt mir schlicht nichts und dahin zurück möchte ich auch nicht. Entsprechend ist mir ein Einstieg mit einer langsamen Einlassung auf den Menschen wichtiger als schnell wieder an die Seile zu kommen.

Da meine aktuelle Partnerin keine fundierte Seilerfahrung, über reine schnelle Fixierungserfahrungen und die absolute Neugier hinaus, hat ist ein langsamer Einstieg auch für sie gut, weil sie damit ihren eigenen Körper und ihre Psyche in den Seilen kennenlernt.

Mir hilft es zum Einstieg, wenn man von mir gar nichts jenseits von Basic-Pattern und eine gemeinsame Zeit erwartet, während ich von mir viel mehr erwartete, auch basierend darauf, dass meist der erfahrene Rigger gesucht wird, der sofort bei der ersten Seillage den Space anschaltet und Satisfaktion bietet. Das kann ich nicht, möchte ich auch gar nicht, dennoch war das "es klappt direkt und kickt" ein Anspruch meinerseits, der den Wiedereinsteig hemmte. Als ich das ausschaltete, gerade auch weil meine Partnerin mir die Sicherheit gab, dass sie jetzt nicht den totalen Kick über Suspension-Transitions von Tag eins an erwartet, sondern sich eher über eine gemeinsame Zeit freut, weil es ihr um uns geht, nicht primär um die Seilerfahrung, die eher ein Mittel zum Zweck für eine schöne Zeit und Erfahrung ist.
*****xie Mann
225 Beiträge
Zitat von ******ngr:
Bondagephilosophie - Probleme mit dem Wiedereinstieg
Hallo zusammen,

mir schwirrt seit einigen Tagen immer klarer ein Thema durch den Kopf. Weil das immer konkreter wird dachte ich mir, vielleicht geht es anderen ja genauso:

Die Probleme mit dem Wiedereinsteig.

Dabei meine ich nicht einmal das Finden einer neuen Partnerin oder nur das rein technische wieder reinkommen in den Flow, sondern eine Mischung aus vielen Dingen, die genau dieses "wieder in den Flow kommen" blockieren kann.

Mir geht es um die generelle Frage:
Hattet ihr schon Probleme mit dem Wiedereinstieg?
Vielleicht gar Blockaden?
Eventuell Hemmungen, weil ihr vorher mit einer festen Partnerin, der romantischen Beziehungspartnerin etwa, über Jahre fesseltet und sich dieses Gefühl mit der Person verwob?
Hat es eventuell ganz andere Gründe gehabt?

Nicht speziell bei Shibari aber allgemein bei BDSM kenne ich das. Meine damalige Partnerin und ich haben im Spiel sehr gut miteinander harmoniert. Das hat dann vielleicht mental sowas wie einen Standard gesetzt. Mit späteren Partnerinnen war es dann zuerst irgendwie ungewohnt und "fremd". Hier ist es wichtig, offen heranzugehen, sich von den vergangenen "Standards" zu lösen und neu auszuprobieren, bis man sich aufeinander eingespielt hat (sorry for the pun ;-).

Nicht bei BDSM, aber bei anderen Dingen (der damalige Lieblingssport, die Stammkneipe als Teenager...) erlebe ich es schon, dass "die Luft raus ist". Alles hat seine Zeit und manches ist vielleicht nur für eine gewisse Lebensphase geeignet. Bei manchen dieser Dinge suche ich auch deswegen bewusst keinen Wiedereinstieg, weil es nicht mehr so wäre wie früher und anders möchte ich es für mich nicht mehr haben.

Viele Grüße
Ataraxie
****Pit Mann
10 Beiträge
Hvedrungr das ist ja interessant. Ich habe genau die gegenteilige Erfahrung gemacht. Wie du habe ich mir gewünscht, nach immer mal wechselnden Fesspartnerinnen endlich die eine zu finden, mit der gemeinsam ich mit meinem Fesseln auch richtig in die Tiefe gehen konnte. Das hat anfangs auch sehr gut geklappt. So lange, bis die alltäglichen und die nicht mehr ganz so alltäglichen Probleme es erfolgreich verhindert haben, die gewünschte Tiefe zu erreichen und es immer schwerer wurde und am Schluss gar nicht mehr gelang, überhaupt in den Flow zu kommen. Mit dem ähnlichen Effekt wie bei dir, dass ich überhaupt nicht mehr fesseln wollte aus Angst davor, all das, was wir schon einmal hatten, nicht mehr erreichen zu können und all das Schöne, was mal war, Schritt für Schritt immer weiter zu demontieren. Ich fürchtete, dass am Ende von all dem Schönen beim Fesseln nichts mehr bleibt, weshalb ich dann temporär überhaupt nicht mehr gefesselt habe.

Allerdings habe ich für mich auch in dieser Zeit immer wieder einmal die Seile in die Hand genommen und zumindest Standard-Drills geübt, einfach weil mich das händische Seil-Tun schon immer beruhigt hat und mich viele andere auch stressige und belastende Dinge hat ausblenden oder für den Moment gar hat vergessen lassen.

Und irgendwann war - von jetzt auf nachher - die Situation und das Verlangen da, wieder zu Fesseln. Leider war das Fesseln mit der Partnerin erst einseitig, dann von beiden gemeinsam keine Option mehr.

Dafür habe ich aber gemerkt, dass ich keine Probleme hatte, mit anderen recht zügig wieder in den Flow zu kommen und ähnlich wie bei dir habe ich festgestellt, das es nicht ohne Grund muscle memory heißt und all das scheinbar Vergessene nur ganz knapp unterhalb der Vergessenschwelle verborgen und nur dürftig vergraben ist - und bei mir glücklicherweise wirklich leicht reaktiviert werden konnte. Ein leichtes Kratzen an der Shibari-Oberfläche hat ausgereicht, die Kenntnisse wieder an die Oberfläche zu bekommen und das meiste war wieder da. Oftmals hat auch das Zuschauen bei einem Treffen oder das ein oder andere YT-Video ausgereicht, um einen Aha-Effekt auszulösen.

Mitgenommen aus dieser Zeit habe ich aber die Erkenntnis, dass sich Beziehungsprobleme allzu leicht in die Seile schleichen und ohne Sensibilität, Awareness und Bemühen dort auch leichter als man glaubt festsetzen - im schlimmsten Fall sogar bis zum endgültigen Weglegen der Seile.

Und wenn ich die Gespräche mit anderen Riggern rekapituliere, hatten doch recht viele schon einmal so einen Flow-Abriss-Moment und nicht jeder findet danach seinen Weg zurück zu den Seilen. Ich erinnere mich an Rigger, die immer da waren und die man von jetzt auf nachher irgendwann einmal nicht mehr gesehen und von denen man danach auch nichts mehr gehört hat.

Möglicherweise liegt das in der Natur der (emotionalen) Seil-Verbindung zwischen Rigger und Model, dass der Abstand zwischen Seil-Lust und Seil-Frust bis hin zur Seil-Flucht auch sehr nahe beinander liegen können.

In meinem Fall hat der Schritt zum einfach wieder Anfangen das Seil-Feuer neu entfacht.
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