Mein Resümee:
Was kann ich von dem Bericht von der Boundcon XVII übernehmen: Dass auch dieses Jahr sich die Fahrt nach München gelohnt hat. Die zahlreichen Stände in der Messehalle waren wieder gut bestückt mit Gerätschaften, Spiel- und Werkzeugen, Klamotten und Kunst rund um das Thema BDSM und Fetisch und auch viele Messebesucher trugen mit ihren erotischen, fantasievollen oder skurrilen Outfits ihren Teil dazu bei, diese Messe so besonders, anregend und sehenswert zu gestalten.
Die schon zur Tradition gewordene Escape-Challenge, bei dem ein oder zwei Mädels möglichst „ausbruchsicher“ mit Seilen verschnürt wurden, um dann den mehr oder weniger erfolgreichen Versuch zu unternehmen, sich selbst oder gegenseitig zu befreien, war wieder ein Publikumsmagnet. Der Anteil an Männern unter den Gefesselten hat sich sichtlich erhöht. Die Fesselzeit für die RiggerInnen war diesmal auf 10 Minuten begrenzt, was ich früher schon mal vorgeschlagen hatte, während die Bunnies weiterhin 15 Minuten Zeit hatten, sich zu befreien.
Die Rope Zone wurde eifrig genutzt (in Abwesenheit von
@*****t56). Das könnten in Spitzenzeiten so ca. 8 Paare gewesen sei, die da gleichzeitig am Fesseln waren.
Bei den Bondage-Shows auf der Hauptbühne war von den bekannten Namen früherer Tage nur Altmeister Matthias Grimme mit seiner Partnerin Ropecat Nicole übrig geblieben, kein Umino und Vinciens, kein Bob von Ropemarks, der wohl noch auf keiner Boundcon gefehlt hat, kein Maestro BD Davide la Greca, Philippe Boxis, Mosafir usw. Zwischen den Shows am Freitag und Samstag gab es diesmal eine große Diskrepanz, sodass ich mich auf den Samstag beschränken werde. Die Buchlesung war zwar eine nette Idee, deswegen fahre ich aber nicht 450 km nach München. Da hätte ich zum Literaturfest auch zu Hause bleiben können. Akzeptabel wäre die Lesung ja noch als Pausenfüller oder als erste oder letzte Vorstellung am Freitag gewesen, aber nicht zur besten „Sendezeit“. Am Sonntag, als wir auf der Heimreise waren, soll ich wohl auch nichts verpasst haben.
Den Reigen auf der Main Stage eröffneten am Samstag der Belgier Ligatio und Lizanne. Bei der Suspension verzierte er sein Bunny mit einer größeren Anzahl von Rosen, die auch mal als Peitsche missbraucht wurden. Insgesamt war das eine sehr schöne Vorstellung. Ligatio war auf der Boundcon 13 auch schon mal aufgetreten.
Nächster war RopEmotion. Ropebunny müsste seine ständige rothaarige Partnerin DarkDancingLady gewesen sein. Im Programm war nichts vermerkt. RopEmotion ist ein Meister seines Fachs. Das war eine schöne gefühlvolle Suspension voller Präzision. Da saß jeder Handgriff, alles perfekt.
Weiter ging es dann mit den Italienern Sarca & Winter, wobei Sarca der Rigger und Winter das Ropebunny und eine ausgebildete Opernsängerin ist. Während Sarca zu fesseln begann, sang Winter und das perfekt. Wie ich später feststellte, war eines der Gesangsstücke Lascia ch´io pianga von Händel aus Almirena. Zum Schluss beim Abseilen gab es auch noch eine Gesangsprobe kopfüber hängend. Auch die Suspension war sehenswert. Neben der von Ligatio war das die schönste Show des Tages.
Nächster war Felix Ruckert & Noemi, eigentlich eine Koryphäe, Veranstalter der Schwelle 7, Ausrichter der Eurix, aber schon sein Outfit war gewöhnungsbedürftig. Minuit sprach von großer Kunst, aber zum Beispiel abstrakte Malerei ist auch nicht jedermanns Sache. Sein Bondage-Stil ist weitab vom Shibari japanischer Schule. Im ersten Teil nahm er die Seile gleich vierfach, was die Fesselei stark beschleunigte. Dafür nahm er sich im zweiten Teil viel Zeit, um ein Seil nach dem anderen locker um Noemis Arme zu schlingen und unten am Körper oder den Beinen festzuzurren. Nach 8 -10 Seilen hing sie dann irgendwie in der Luft und die Seilenden baumelten herunter. Die Wickelei hatte den Vorteil, dass er beim Abfesseln die vielen Seile einzweifix einfach abstreifen konnte und Noemi in seine Arme rutschte. Naja, mein Fall und vieler anderer war es nicht, aber über Kunst und Geschmack lässt sich trefflich streiten.
Zum Schluss gab es noch ein sehr schönes herkömmliches Bondage von Ludvig Rigger mit Em in Wonderland aus Bulgarien. „Ludvig ist einer der drei offiziellen Yagami Ryu-Lehrer in Europa.“ Für die Gelenkigkeit von Em war die Suspension in den verschiedensten Stellungen mit relativ wenig Seil schon eine Herausforderung. Nach 15 Minuten hatte er alle seine Seile verbaut. Ich fragte mich schon, wie das nun weitergehen sollte. Aber er fand immer wieder ein Seil, welches er aus dem Verband nehmen konnte, um in die nächste Variation übergehen zu können.
Übrigens ist die Homepage Boundcon.com sehr gut aufgebaut, sodass man u.a. zu jedem Künstler etwas Wissenswertes nachlesen kann.
Meinen persönlichen Liebling unter den Ausstellern, den Franzosen Fred Kyrel konnte ich neben der Messe nochmal auf der anschließenden SRD mit seinen 3 Grazien bewundern. Allerdings ist mir das inzwischen zu viel Glitzer und Perlenketten. Vom Reiz seiner kunstvollen Seilapplikationen früherer Jahre ist nicht mehr viel zu sehen.
Das Catering im VIP-Bereich war gut organisiert und immer Nachschub da, was bei dem großen Andrang sicher nicht ganz einfach war. Die Verpflegung war ausreichend und vom Fleisch bis zur vegetarischen Mahlzeit bis hin zu Salat und Süßspeisen alles vorhanden. Getränketechnisch gab es bei den alkoholfreien ein paar Lücken, sodass ich auf mein Radler verzichten musste. Ich habe mir dann mit selbst gemixter Bowle aus Wein und Obstkompott geholfen.
Ein großen Dank also noch einmal an alle, die die Messe organisiert und mit ihrer Arbeit ermöglicht haben, allen voran Sasori & Minuit und ihrem Team, die den Staffelstab übernommen und die Boundcon in München erfolgreich weiter geführt haben.
Und wenn man noch immer nicht genug Bondage gesehen hatte, konnte man das am Sonnabend auf der anschließenden SRD-Party weiter ausdehnen, denn auch dort gab es wieder eine kleine Bühne, wo bis spät in die Nacht weiter gefesselt wurde. Allerdings waren die Lichtverhältnisse sehr schlecht. Dazu wurde die Bühne dann auch noch von einer Nebelmaschine vernebelt.
Es ist schwierig, das einigermaßen verständlich zu beschreiben. Muss man halt selber gesehen haben. In dem Sinne freue ich mich schon auf die nächste Boundcon 19.