Trennungen
Wie schon bei
@******rot
in den ersten Beiträgen anklingend, geht es beim Umgang mit gelesenen Büchern vor allem um eines: Trennungen.
Nun gibt es damit eine Reihe allgemeiner und spezifische Probleme:
Bücher (davor Schriftrollen) waren einst rar und ein Wissens- bzw. Herrschafts-Instrument. Insofern schon wertvoll, so etwas gibt man niemals aus der Hand.
Im Zuge emanzipativer Entwicklungen, Stichworte Aufklärung, Arbeiterbildung, Wissen für alle, denn Wissen ist Macht usw. wurde das Buch selbst zwar billiger, spätestens mit Einzug der Rotationstechnik der Zeitungen in den Buchdruck, doch es wurde ideell fast noch wertvoller als zuvor, da massenhafter verbreitet UND wertgeschätzt.
Bücher sind bzw. wurden so etwas - das kennen sicher alle hier - wie die Visitenkarte eines Menschen.
Auch ich, wurde so erzogen, dass im Leben alles mögliche wohl erneuert wird, anderes mal aussortiert, doch Bücher wurden bei meinen Großeltern und Eltern ein Leben lang immer nur akkumuliert. Weswegen der Beruf des Antiquars irgendwie auch immer den Hauch eines Leichenfledderers hatte
Nun nehmen wir am Ende unseres Lebens bekanntlch nichts mit. Leben ist, so man es gereift bzw. erwachsen betrachtet, ein stetiges Trennen lernen, was uns wohl naturgegeben schwer fällt.
Ich fand es daher anlässlich Umzug und radikaler Lebensänderungen im letzten Jahr sinvoll, meine Bücher drastisch zu reduzieren. Auch, weil ich den gesamten Umzug eigenhändig bewältigen musst bzw. wollte. Bücher bzw. Papier ist bekanntlich das schwerste u tragende bei jedem Umzug
Seither muss ich kein gelesenes Buch mehr weiter besitzen, Ausnahmen sind natürlich die beruflichen und Nachschlag-Werke.
Dennoch gibt es natürlich Bücher ,die auch ich nach wie vor haben möchte.
Allerdings sehr sehr wenig
Die Idee einer Tauschbörse finde ich gut, privat heißt das für mich, ich habe mein Antiquariat (bzw, deren drei, je nach Sujet. Denn die, die Pornos annehmen, können meist mit Sokrates zweisprachig und Schiller-Erstausgaben nichts anfangen - und umgekehrt), wohin ich etwas gebe, und die meisten Bücher kaufe ich heute auch gebraucht.
Allerdings sollte ich ergänzend, dass bei mir erleichternd hinzu kam, dass ich a) lange mit einem ASntiquar befreundet war und b) beruflich seit vielen Jahren an der Produktion von (Sach)Büchern mitwirke und oft etliche Bücher geschenkt bekomme bzw. als Rezensionsexemplare erhalte. Das versachtlicht den Umgang mit einem Medium selbstverständlich.
Dennoch fiel auch mir diese Trennung bei/von den eigenen Büchern besonders schwer, Danach kamen dann übrigens gleich die Schuhe und die Kleidung auch noch dran, denn mehr als 35 Paar und 10 Mäntel braucht wohl kaum einer
Kurzum:
Bücher bilden m. E. ein gutes Feld, das zweitschwerste vielleicht im Leben, um das notwwendige Sich-Trennen-Können zu lernen.
Natürlich kommen die zwischenmenschlichen Beziehungen bzw. Liebe und Sex an erster Stelle. Das ist andernorts Thema
Viel Spaß beim Lesen - und hin und wieder Ausmisten - wünscht allen
Ulrich
Hanno_Mec