Erotische "nicht erotische" Literatur

Frédéric Beigbeder 39,90

Laut Einband eine Mischung aus American Psycho (Easton Ellis) und Houellebecqs Ausweitung der Kampfzone,aber man glaubt kaum ,das der Beigbeder nüchtern war als der das Buch schrieb.

Der hat sich irgendwas geschmissen,geschnieft, keine Ahnung, zumindest war der Drupp,auf was weiß ich denn.

Um Erotik geht es auf jeden Fall auch in diesem Roman. Allerdings eher um die vergeblichen Versuche, durch sexuelle Abwechslung in Swinger- oder FKK-Clubs dem tristen Dasein irgendeinen Sinn geben zu wollen. Ein wenig düster, aber unglaublich genau in der Beschreibung unserer heutigen Zustände.

@*****h76

"Der hat sich irgendwas geschmissen,geschnieft, keine Ahnung, zumindest war der Drupp,auf was weiß ich denn."

Gibt es für diese - in meinen Augen haltlose - Behauptung Belege im Text?

Soll ich jetzt etwa im Buch nach Zitaten suchen, wo man sich etwas illegales "gönnt" ???


Und da schlug ich jetzt einfach nur Seite 224 auf und da kommt halt sowas.

Ich würde Arthur Schnitzlers "Traumnovelle" empfehlen, die übrigens die literarische Vorlage für Eyes Wide Shut war - bloss natürlich viel, viel besser ist als dieser Film. Es ist, grob gesagt und ohne zu viel zu verraten, eine geheimnisvolle Geschichte im Wien des Fin de Siècle, die sich um Begehren und letzlich auch um Treue dreht.
Unter den Werken Schnitzlers, die mir gerade einfallen, hat die "Traumnovelle" die erotischste Stimmung, aber Sexualität ist generell ein wichtiges Thema für ihn, z.B. - wenngleich in ganz anderer Form, in "Fräulein Else". Allerdings sind es immer etwas dunkle, morbide Geschichten, in denen auch Schuld, Tod etc. thematisiert werden. Österreicher halt... Aber wenn man sich mit diesem Stil anfreunden kann, sind seine Werke wirklich fesselnd.

@*****h76

"Und da schlug ich jetzt einfach nur Seite 224 auf und da kommt halt sowas."

Literatur ist Fiktion. Eine Binsenweisheit.

Dann können wir - nur als Beispiel - alle Biografien/Autobiografien in kloppen? Aber wahrscheinlich gehören sie für Dich nicht zur Literatur.

Das was Frédéric Beigbeder in 39,90 geschrieben hat, wirst Du in sehr vielen großen Werbeagenturen erleben. Da ist nichts Fiktion. Ich fand das Buch einfach nur hirnrissig und hatte damal gedacht, wieso habe ich nicht ein Buch über den Alltag meiner Agentur geschrieben. Nicht umsonst ist er rausgeflogen.

@****ox1

Eine Autobiographie bzw. eine Biographie ist eine völlig andere literarische Gattung als ein Roman. Ersteres sollte sich - wenigstens in großen Teilen - an der Existenz der dargestellten Person orientieren, letzteres ist mehr oder weniger reine Fiktion. Auch wenn es sich für den Leser so anfühlt, als entspräche es seiner erlebten Wirklichkeit. Natürlich fließen da die Erlebnisse des Autors ein. Aber daraus nun zu schließen, alles Geschilderte habe sich auch so tatsächlich zugetragen, ist sehr zu kurz gesprungen. Das dürfte doch jedem, der sich ein wenig mit den Entstehungsbedingungen von Literatur beschäftigt hat, klar sein.

Es stimmt, Frédéric Beigbeder ist entlassen worden. Ich glaube aber kaum, dass er inzwischen darüber noch unglücklich ist. Ansonsten, wenn Du einen ebenso unterhaltsamen und geistreichen Roman über das Milieu der Werbeagenturen und das Leben im Spätkapitalismus verfassen kannst, nur zu. Die Welt kann zwei davon vertragen.

Diese Diskussion ist , aber trotzdem interessant.
Ich selber finde Zeruya Shaleivs Roman "Liebesleben" hocherotisch, und auch Benoite Groults "Salz auf unserer Haut" hat was.
Zoé Valdés schreibt hocherotische Literatur, vulgär und deftig und gut, bspw. "Dir gehört mein Leben".
Auch erotisch:
Alina Reys, "Verführt". Es geht, im wahrsten Sinne des Wortes, um pure Fleischeslust.
Glaube aber nicht, dass es das Büchlein noch gibt.

Grüße
Frau Zeruleiv

... die Highlandersaga als Vorlage für die Outlander Serie, die übrigens ab Mittwoch wiederholt wird, hat so ihre romantisch derben Stellen. Und auch die Ableger um Sir John haben es doch in sich....

@****pl
Eigentlich ist es schade, dass man so selten dazu kommt, Bücher mehrmals zu lesen. Man endeckt dabei immer soviel Neues - eigentlich muss man gute Texte mehrmals lesen, um zu verstehen, wie gut sie wirklich sind. Wäre da nicht die Zeit... irgendwer (ich glaube, es war Schopenhauer, aber ich bin mir nicht sicher) hat mal so treffend bemerkt, er wünsche sich, mit den Bücher auch gleich die Zeit sie zu lesen kaufen zu können. Eine schöne Vorstellung...

Ich empfehle die Romane von Milan Kundera, besonders "Das Leben ist anderswo" und natürlich "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins".

... heißt das neueste Werk von Sybille Berg. Es geht dabei um die Frage, was in einer lebenslang gedachten Beziehung wichtiger ist: Liebe oder Sex? Fand ich spannend, deprimierend, aufreizend, irnonisch bis sarkastisch. Ein "normales" Buch, das in der zweiten Hälfte ziemlich geil wird.

@ blncpl

Ich wollte gerade schreiben, dass "Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins" es wohl nicht auf die Liste der Schullektüren schaffen wird, da fiel mir ein, dass "Der Vorleser" (Berhard Schlink) ja genau da gelandet ist, jedenfalls hier in Hessen. Ich bin mir aber gar nicht so sicher, ob das gut ist, denn Schullektüren schrecken oft eher ab ("Was in der Schule gelesen wird, muss langweilig und blöd sein", so jedenfalls die Meinung meines gerade reifegeprüften Nachwuchses.

"Der Vorleser" gehört übrigens auch in die Sammlung, die du hier suchst.

Es kommt ja auch darauf an, für welche Altersklasse der entsprechende Roman Schullektüre ist.
Der Vorleser gehört schon längere Zeit in NRW nicht mehr dazu, wird meist im Zweijahresrhythmus gewechselt
Viel "gefährlicher" hätte da die Lektüre von "Traumnovelle", die unter dem Titel "Eyes wide shut" verfilmt worden ist, sein können, aber das war Oberstufenstoff und machen wir uns doch nichts vor, unsere Kinder haben doch dank Internet Zugang zu noch ganz anderen Sachen