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fremdsprachige Autoren & ihre Übersetzer

fremdsprachige Autoren & ihre Übersetzer
Hallo zusammen,

ich möchte gerne ein sicher eher kleines Thema starten, nämlich das der Übersetzung.
Sofern wir Bücher nicht im Original lesen, haben wir immer eine Übersezerleistung vor uns.
Manche sind gelungen, manche weniger.

Welche Gedanken habt Ihr dazu? Welche Erfahrungen z.b. im Bereich der "Klassiker", die vielleicht schon häufiger übersetzt wurden?

Ein recht modernes Beispiel ist der japanische Autor Murakami Haruki.
Sein Werk "Kokkyo No Minami, Taiyo No Nishi" wurde einerseits unter dem Titel "Gefährliche Geliebte" von Giovanni & Ditte Bandini (aus dem Englischen!) ins Deutsche übertragen.
Und 2013 dann von Ursula Gräfe direkt aus dem Japanischen ins Deutsche mit dem originalgetreueren Titel "Südlich der Grenze, westlich der Sonne"

Bin gespannt, ob Ihr ähnliche Beispiele kennt und welche Übersetzungen Ihr jeweils besser fandet.

Sonnige Grüße
Stephan
**********osity Mann
12.801 Beiträge
Du meinst so etwas, wie die einzig wahre Übersetzung des Herrn der Ringe durch Margaret Carroux und die andere? *g*
******ove:
die einzig wahre Übersetzung
;)
gibt es die, manches was ich zBs als gelungen (für mich) lese, bekommt von X ein geht gar nicht
**********osity Mann
12.801 Beiträge
In der Welt Mittelerdes möchte ich keine Begriffe wie "Chef" oder "Logo" sehen...
@******ove, das wäre ein echter Faux-Pas, wenn diese Wörter in einer dem Original nahen Übersetzung auftauchten.
@****nah, die einzig wahre Übersetzung wird es nicht geben, da es meistens und zuerst einmal nur eine Übersetzung gibt.
Ob diese Übersetzung gelungen und ob einem das Buch dann gefällt, ist eine zweite bzw. dritte Frage.

Wie trifft der Übersetzer/die Übersetzerin die Stimmung des Origanals?
Wie geht er/sie mit Slang und Dialekten um?
Wie mit Metaphern, Witzen und Gedichten?
**********s2017:
Wie trifft der Übersetzer/die Übersetzerin die Stimmung des Origanals?
Wie geht er/sie mit Slang und Dialekten um?
Wie mit Metaphern, Witzen und Gedichten?

*dazu muß ich auch das Original lesen, bzw gelesen haben

*sorry* somit ist eindeutig keine weitere Grundlage mehr für mich hier gegeben
da ich sehr selten Bücher in anderen Sprachen lese
[mir fehlt da eindeutig die SprachEmpathie, die meine Kinder haben]

*lach*.. nein, dazu musst Du nicht das Orignal gelesen haben!

Thema Slang:
Übersetzt er/sie z.B. Arbeiterslang mit "Berlinerisch"? (Sorry an alle Berliner)
oder einen dümmlichen Dialekt mit einem für uns Deutsche dümmlich klingenden?
.. und das obwohl die Handlung in den USA oder sonstwo auf der Welt spielt?
Dann fühlte ich mich als Leser nicht ernst genommen!

Witze:
Witze in der einen Sprache funktionieren nicht automatisch in der anderen Sprache.
Hat er sich Gedanken gemacht, ob ´sein´ Witz in die Handlung passt?

Übersetzt er ein Gedicht neu oder nimmt er eine Fassung, die breite Anerkennung findet?
Übersetz er ein Gedicht überhaupt?

Zu all diesen Fragen muss man das Original nicht gelesen haben..
**********osity Mann
12.801 Beiträge
Tolkien: "I hope Strider or someone will come and claim us."

Carroux: "Ich hoffe, Streicher oder sonst wer wird kommen und uns abholen."

Krege: "Hoffentlich kommt Streicher und holt mich im Fundbüro ab."

Sein Ziel, bestimmten Figuren ein zeitgemäßes Deutsch in den Mund zu legen, ist legitim. Doch anstatt manche Dialoge behutsam zu modernisieren, peppt er sie mit Trendausdrücken auf, die in wenigen Jahren Patina angesetzt haben werden, sofern das nicht jetzt schon der Fall ist. Charaktere werden mit „Chef“, einmal sogar mit „Chefchen“, angeredet, als „Penner“ beschimpft oder mit „Dalli Dalli“ angefeuert. Der Verzicht auf die „Ihr“-Form in der Anrede hat die irritierende Wirkung, dass sich die Personen der tolkienschen Sagenwelt plötzlich siezen.

Noch fragen? *g*
Perfektes Beispiel! Danke Gamerlove!!
******lex Mann
1.437 Beiträge
Mirjam Pressler
Ich hab noch nicht wirklich auf den Namen der/die Übersetzer/in in Büchern geschaut.
Ich verehre aber schon seit Jahrzehnten Mirjam Pressler. Ich habe sie als Schriftstellerin von Jugendbüchern kennen gelernt und bin ihr dann "treu" geblieben. Sie schreibt auch für Erwachsene. Und: sie ist Übersetzerin. Sie übersetzt z.B. aus dem hebräischen und Afrikaans ins deutsche.
Ich jedenfalls finde es eine gewaltige Leistung!

Sehr interessantes Thema!
Ohja! Sie hat z.B. Zeruya Shalev übersetzt. "Liebesleben" habe ich gelesen..

Und eine Anne-Frank-Übersetzung hat vielleicht auch fast jeder von ihr gelesen..
*********aeger Paar
632 Beiträge
Hm
Meine Fremdsprachenkenntnisse beschränken sich eher auf englisch- ok französisch kann ich auch( auch lesen *gg* ) Als ich 13/14 war; entdeckte ich " Die Outsider" welche ich so faszinierend fand dass ich mein Monatstaschengeld dafür ausgab dieses Buch in der Originalfassung zu bestellen. Damals war das noch ziemlich teuer und keinesfalls selbstverständlich.
Was mir sofort auffiel war nicht nur das ich persönlich vieles anders übersetzt hätte, sondern auch dass nicht nur Absätze sondern mehrere Seiten einfach unterschlagen wurden. *skeptisch*
Seitdem hole ich mir englischsprachige Bücher, welche mir sehr gefallen, auch im Original.
Es gibt ein Buch welches ich bisher bewusst nicht im Original habe: " Stephen Kings " It" Unter anderem weil " ES" sich einfach wirklich besser anhört als " It"- sagt sogar King. *gg*
Dummerweise ist die neue Übersetzung diejenige welche David Nathan liest. Und da gibt es Übersetzungsvariationen welche mich wirklich sehr stören.
Das- zugegeben, nicht korrekte Haiku wurde korrigiert( Find ich überflüssig- kein elfjähriger muß spontan ein wirklich korrektes Haiku schreiben können!)
Früher:

Dein Haar gleicht Winterfeuer
Funken im Januar
Dort glüht mein Herz

*love3*

Heute:
Dein Haar ist Winterfeuer
Glut im Januar
Dort brennt auch mein Herz

Pfff.

Das zweite:

Im finstren Föhrenwald da wohnt ein wahrer Meister- der ficht gar furchtbar kalt sogar noch gegen Geister! *freundchen*

Heute:

Im finstren Föhrenwald da wohnt ein greiser Meister der ficht ganz furchtbar kalt sogar noch feiste Geister.

WTF?

Das Original lautet ganz anders: He thrusts his fists against the posts and still insists he sees the ghosts

Wer immer da auf den Föhrenwald kam- das war gut!

Ich muß es doch mal im Originalbuch besorgen.

Übersetzungen können vieles kaputt machen- aber auch einiges besser. Es gibt Bücher welche im englischen eher schlicht daherkommen- mit einem guten Übersetzer aber richtig gut werden. Ist aber eher selten.
Wenn ich ein Buch in deutsch übersetzt kennen und lieben gelernt habe stört mich oft eine Neuübersetzung. Was fies ist da viele Taschenbücher sich schnell auflösen und es nicht immer einfach ist dann alte Übersetzungen zu finden.
Interessanterweise hat mich das Original bis jetzt noch nie gestört. Dabei sind für mich vielgeliebte und vielgelesene Bücher so wie ein Kissen und eine warme Decke in die man sich einflauscht um sich geborgen zu fühlen und sich dem altvertrauten hingeben zu können wie wenn man seinen Kopf ins Kissen kuschelt und die Decke hochzieht.
Dennoch stören mich Neuübersetzungen oft mehr als die Originale gegenüber jenen welche ich irgendwann kaputtlas.

winks von der Ringträgerin
Haiku & Föhrenwald
Guten Morgen liebe Ringträgerin,

herzlichen Dank für deine tollen Beispiele!

Ich habe es richtig verstanden, dass es ein in englisch verfasstes Haiku ist, das ins deutsche übertragen wird?
Oder hat King dieses Haiku schon aus dem japanischen ins englische übertragen?
Dann haben wir sicher schon etwas wie "Stille Post", falls Du dieses Kinderspiel kennst *g*
Den Haiku-"Rhythmus" zu übertragen ist ja fast unmöglich.
Immer auch dem Wissen geschuldet, dass nur ´wir´Nicht-Japaner durch die Hepburn-Transkription meinen, dass das Japanische eine `Silbenschrift´ resp. ´-sprache´ist. Genauer wäre die Bezeichnung "Mora".
Aber das ist ein weites Feld.. *g*

Bezgl des Föhrenwald, glaube ich, zu verstehen, dass sich der Übersetzer der Alliteration bedienen wollte. Die sich wiederholenden Anfangs- "F" lassen den Satz angenehmer klingen.
Wenn er nur das Wort "Wald" gewählt hätte, würde es härter/kälter klingen.

Wie hättest Du diesen Reim übersetzt?

Sonnigen Tag allen!
*********aeger Paar
632 Beiträge
Zu den Übersetzungen aus " ES"
Guten Nachmittag,

oh ich finde den Föhrenwaldspruch ziemlich klasse und er dient wirklich dem Zweck als Schüttelreim für Sprachübungen. Das fand ich in der ersten Übersetzung allerdings weitaus treffender als in der Neuüberarbeitung denn der Sprachrhythmus erscheint mir schlüssiger. Liegt aber sicher auch ein wenig an besagter Gewohnheit.
Den Spruch direkt zu übersetzen hätte wirklich keinen Sinn denn dann würde man ihn zwar verstehen aber die Spielereien mit den Worten würden völlig verloren gehen und in dem Fall sind sie wirklich wichtig. Wichtiger als der Sinn des Satzes. War also schon sinnvoll da einen völlig anderen Text zu wählen.

Das Haiku schrieb King einem der Protagonisten zu- es ist also kein aus dem japanischen übersetztes. Und es stimmt schon- dort ist die Neuübersetzung sehr viel näher am Original.

“Your hair is winter fire
January embers
My heart burns there, too.”

Aber ich mag die alte Übersetzung dennoch viel lieber- sie wirkt poetischer, kraftvoller und stimmiger zur Situation. Das ist einfach auch Geschmackssache.

Ich glaube die Krege- Übersetzung vom HDR muß ich irgendwann in langweiligen Stunden mal lesen. Sie erscheint mir sehr absurd und lustig. *mrgreen*
Diese HDR Übersetzung klingt wirklich `anders` *zwinker*
Leider bin ich so gar kein Fantasy-Leser... aber ich bin gespannt, was Ihr dazu mal schreibt.

Du, liebe Ringträgerin, hast es ja treffend beschrieben.
Wie nah bleibt der Übersetzer/die Übersetzerin am Original? Wie weit entfernt man sich?

Landläufig heißt es "Aus dem Englischen übersetzt" oder "Aus dem Spanischen"..
Bei genauem hinschauen sind alleine diese beiden Sprachen so vielfältig (amerikanisch, britisch, Down under etc..)(kastilisch, katalan, das Spanisch in Nord-oder Südamerika etc..),
dass die Übersetzung immer auch den entstandenen sprachlichen Unterschieden Rechenschaft tragen muss.
Darüber muss sich der Leser/die Leserin im Klaren sein.

Sonnigen Tag Euch!
Stephan
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Bei den meisten fremdsprachigen Werken muss ich dem Übersetzer einen Vertrauensvorschuss geben, denn ohne seine Arbeit bliebe mir das Werk verschlossen. Nur bei wenigen Sprachen kann ich seine Arbeit kontrollieren und feststellen, ob mein Vertrauen gerechtfertigt wäre. Aber dann lese ich meistens doch gleich das Original.

Was mich oft aufregt, aber wohl eher den Verlagen anzulasten ist als den Übersetzern, sind die Titel. Ein Beispiel: "Pictures at an Exhibition" von Camilla Macpherson. Der Titel deutet an, worum es in dem Roman geht. In der deutschen Ausgabe wird daraus "Am Tag und in der Nacht". Eine Übersetzung kann man das nicht nennen, es hat mit dem Inhalt des Buches nichts zu tun, und es ist völlig nichtssagend.
**********osity Mann
12.801 Beiträge
Und dann gab es ja noch die unumstrittene Übersetzergöttin, Erika Fuchs.

Erika Fuchs machte aus den manchmal drögen, mitunter sperrigen oder schlicht banalen Sätzen der amerikanischen Vorlagen funkelnde Kleinode. Jedem Entenhausener schrieb sie eine eigene Sprache auf den Leib. So wurde Onkel Dagobert zum distinguiert parlierenden Herren, Donald hielt sein geknicktes Ego durch pompöse Übertreibungen aufrecht und die Kinder reden so hektisch, dass die Sätze in den verschiedenen Sprechblasen ineinander übergehen.

Sprachwitz wurde konstituierendes Element in den Disney-Comics. "Ich stehe hier, ein Herkules mit Fackeln! Sie sollen lodern, leuchten, knistern und auch knackeln!", ruft der prometheische Feuerteufel Donald. Onkel Dagobert weiß ganz sicher: "Leichtfertig ist die Jugend mit dem Wort und bar jeden Sinnes für geschäftliche Dinge!" Wenn aber gar nichts mehr geht, dann reicht auch mal ein simples "Fnf!" als Ausdruck der Erschöpfung.

Das gab es nirgendwo sonst. Sogar Carl Barks, Altmeister der amerikanischen Disney-Comics und Schöpfer der meisten heute bekannten Entenfiguren, sprach ihr für diese Übertragungen seine Anerkennung aus. Ihr Stil, der eher einer sinngemäßen Übertragung als einer direkten Übersetzung entspricht, hat Generationen von Comicübersetzern geprägt, nicht nur bei den deutschen Disneys.

http://www.spiegel.de/kultur … uchs-gestorben-a-353354.html
Erika Fuchs?
:-).. muss ich erstmal nachschauen.. Köstlich!
Von wem meine Comics aus Kindertagen übersetzt wurden, habe ich noch nie überlegt..


@*****011: Titelauswahl ist wirklich dem Verlag und da dem Marketing und nicht dem Lektorat vorbehalten...meistens zumindest.
Ich kenne dein Buch nicht.
Die wörtliche Übersetzung wäre dann 'Bilder einer Ausstellung'?
Dann würde ich das Buch mit Modest Mussorgskis gleichnamigem Klavierstück in Verbindung bringen.
Wäre das passend?
*****011 Frau
2.467 Beiträge
@**R zum Spaß: Nein, mit Mussorgski hat das nichts zu tun, es geht darum, dass in der Londoner Nationalgalerie während des zweiten Weltkriegs, als alle Bilder zum Schutz vor Bombenangriffen eingelagert waren, jeden Monat ein Bild ausstellte. Diese Bilder des Monats spielen eine wichtige Rolle in dem Roman, den ich übrigens sehr empfehlen kann, egal in welcher Sprache *zwinker* .

Aber dann ist doch die Frage, warum wählen die deutschen Verlage so oft einen belanglosen Titel, der mit dem Originaltitel nichts zu tun hat, statt das aussagekräftige Original zu übersetzen? Mein Beispiel war ja nicht das einzige.
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