Lana Lux: Kukolka
Klappentext:
Ukraine, 90er Jahre. Große Party der Freiheit. Manche tanzen und fressen oben auf dem Trümmerhaufen der Sowjetunion, andere versuchen noch, ihn zu erklimmen. Auch Samira. Mit sieben Jahren macht sie sich auf die Suche nach Freiheit und Wohlstand. Während teure Autos die Straßen schmücken, lebt Samira mit ein paar anderen Kids in einem Haus, wo es keinen Strom, kein warmes Wasser und kein Klo gibt. Aber es geht ihr bestens. Sie hat ein eigenes Sofa zum Schlafen und eine fast erwachsene Freundin, die ihr alles beibringt. Außerdem hat sie einen Job, und den macht sie gut: betteln. Niemand kann diesem schönen Kind widerstehen, auch Rocky nicht. Er nennt sie Kukolka, Püppchen. Wenn Kukolka ihn lange genug massiert, gibt er ihr sogar Schokolade. Alles scheint perfekt zu sein. Doch Samira hält an ihrem Traum von Deutschland fest. Und ihr Traum wird in Erfüllung gehen, komme, was wolle.
Lana Lux hat einen gnadenlos realistischen Roman über Ausbeutung, Gewalt und Schikane geschrieben, über ein Leben am Rande der Gesellschaft, geführt von einer Heldin, die trotz allem schillernder nicht sein könnte.
Über 375 Seiten beeindruckt dieser Debütroman, der die Geschichte von Samira erzählt.
Semira ist sieben Jahre auf und wächst ein einem Waisenhaus auf. Das Leben dort ist hart. Da sie nichts anderes kennt, hat es akzeptiert. Sie hält sich an die Regeln, im Gegensatz zu ihrer Freundin Marina. und bunkert Brotrinden unter ihrer Bettdecke.
Die Waisenkinder träumen davon adoptiert zu werden. Ihre Freundin Marina schafft es und verspricht Samira nach Deutschland nachzuholen.
Dies geschieht nicht, so dass Samira sich auf den Weg nach Deutschland macht. Schon am Bahnhof scheitert sie, wird von einem „netten Rocky“ aufgegriffen und lebt mit anderen Kindern in einem schäbigen Haus. Von nun an bettelt sie. Obwohl das Haus mehr als schäbig ist, ist Samira glücklich. Sie hat ein eigenes Sofa und eine ältere Freundin.
Tatsächlich stumpft sie hier bereits ab.
Rocky nennt sie Kukolka „Püppchen“, die aufgrund ihres Äußeren von vielen als niedlich betrachtet wird.
Die Charles Dickens Atmosphäre hält nicht sehr lange an.
Kukolka träumt weiter davon nach Deutschland zu kommen.
Von dem schäbigen Haus geht es weiter zu Dima, der letztendlich mit ihr nach Berlin geht. Er richtet sie zur Prostituierte ab und nun beginnt Kukolkas Weg als Prostituierte. Durch Menschenhändler wird sie weiter gereicht. Mit 13 Jahren hat sie bereits mehrere Freier täglich, ihr 14. Lebensjahr verbringt sie bernebelt durch Tabletten.
Für den Leser sind die Bilder heftig. Oder auch einzelne Sätze beeindrucken und machen fassungslos:
"Ich wurde so ein bisschen wie unsere Waschmaschine. Ganz viele Programme, alle laufen automatisch ab."
Das muss man aushalten können. Trotzdem konnte ich nicht aufhören zu lesen. Die Nüchternheit mit der die Geschichte erzählt wird, trägt dazu bei.
Man hofft stets, dass die Raserei auf den Abgrund gestoppt wird. Dass die verzweifelte Suche nach Liebe erfüllt wird.
Und dass es ein Happy End geben wird.