Zwei Epochen, zwei Monographien
Zwei Bücher über zwei Epochen:
Einmal über die Schlacht von Hastings (1066 n. Chr.) von Jörg Peltzer. Eine Zeit, in der sich die Karriere der britischen Inseln entschied im Mittelalter und in der verschiedene Kulturen in Europa, die skandinavischen Wikinger (Normannen), die Franken auf dem europäischen Festland und die Angelsachsen auf der Insel heftig aufeinanderprallten. Das Schicksal Britanniens stand auf dem Spiel der europäischen Mächte.
Eigentlich eine hochinteressante Epoche, nur nicht in diesem Buch von Jörg Peltzer, der Geschichtsprofessor in Heidelberg ist. Eine historisch gediegene Facharbeit, aber das war es schon. Geschichte kann man auch unterhaltsamer, spannender, stilistisch ansprechender beschreiben. Vielleicht ist es aber auch nur als Einschlafhilfe für die Kollegen der medizinischen oder philosophischen Fakultät gedacht, die schon immer was über die Geschichte England wissen wollen. Für sie sei dieses 432-Seiten-Werk empfohlen. Der Klappentext ist aber gut geschrieben. Angenehme Träume!
Jörg Peltzer: 1066 - Der Kampf um Englands Krone, C.H.Beck-Verlag, 432 Seiten.
Ganz anders das Buch von Bernd Roeck über die Epoche der Renaissance (15. Jahrhundert), mehr als doppelt so viele Seiten, aber dreifach so spannend, informativ und unterhaltsam, mit liebevoll erzählte Details aus dieser Zeit, die es aus dieser entscheidenden Epoche der europäischen Geschichte zu wissen gibt. Eine wahre Fundgrube historischer Entdeckung und anregend auf jeder Seite. So muss Geschichte heute erzählt werden, auch geschrieben von einem Historiker mit einem Universitätslehrstuhl. Und trotz der unterhaltsamen Schreibweise sinkt nie der intellektuelle Anspruch zur zeitgemäßen Deutung dieser Epoche, die mit ihrem Entdeckung der Neuen Welt, technischer Weichenstellung, kultureller Errungenschaften (Wiege der Menschenrechte), Erfindung der Finanzwelt und Ökonomie usw. bis in unsere heutige Zeit wirkt. Ein epochaler Umschlagplatz und Motor für die Vorbereitung der Moderne.
Wer sich mit der Renaissance vertraut machen möchte oder näheres darüber wissen will, ist mit diesem Werk bestens bedient und die Lektüre macht auch für historischen Laien, für den es etwas mehr sein darf als historische Zeitschriften am Kiosk, Spaß und Freude.
Hier wird nicht geschlafen, sondern bis zum Morgengrauen gelesen.
Bernd Roeck: Der Morgen der Welt - Geschichte der Renaissance, C.H.Beck-Verlag, 1304 Seiten