Der Mann schläft
von Sibylle Bergschon lang hat mich kein Buch mehr so sehr begeistert. Und ihr wisst, ich hab einige tolle Bücher entdecken dürfen in letzter Zeit..
Schon lange habe ich mir auch nicht mehr so viel Zeit genommen für ein Buch. Das konnte ich gar nicht in einem Rutsch durchlesen. Zu berührend die Gedanken der namenlosen Ü40 Protagonistin, die plötzlich der Liebe begegnet - und sie verliert.
Zu schlau, zu wahr, zu nachdenkenswert. Zu lustig, zu treffend zu böse ihre Beobachtungen: ihrer selbst, ihrer verflossenen Lieben, ihres Lebens, ihrer Freunde, der Menschen im Allgemeinen.
Kostprobe gefällig? (selten hab ich das mit solcher Freude getan wie hier
):
Wir wollten Knaben um uns wissen, denn wir langweilten uns mit Männern unseres Jahrgangs, deren ermüdendes Ineres sich in ihrem Äußeren manifestiert hatte. Wenige waren traurige Hippies geblieben, die anderen hatten sich zu etwas Gauem geformt, das schechte Anzüge trug und zu laut telefonierte, allzu sehr die Angst vor dem Verfall ausdünstend, der nicht aufzuhalten war, den sie ahnten und gegen den sie anschrien, hatten sie doch immer nur nach oben gewollt und nie einen anderen Plan besessen.
Sie, die sich in ihrem Leben alleine eingerichtet hat, lernt plötzlich 'den Mann' kennen; sie nennt ihn immer nur 'der Mann', weil Dinge, die einen eigenen Namen haben, die Tendenz haben, zu verschwinden.
Doch genau das passiert. Und davon handelt dieses Buch.
Wie sie das, was sie mit dem Mann hatte, erlebte - Liebe? - wieder aufleben lässt, erinnert und sich selbst bestätigt. Wie sie im heute lebt, Monate nach seinem Verschwinden.
Sehr sehr schön und berührend.