Donna Giovanna von
Barbara Bronnen.
Damit ist diese Frau eindeutig in die Riege meiner LieblingsschriftstellerInnen aufgestiegen.
Schon lange habe ich nicht mehr so lange für ein Buch gebraucht.
Schon lange hat mich keines mehr so bewegt - und ja, persönlich be- und getroffen.
Die Ich-Erzählerin, eine verwitwete Fotografin in ihren 50ern, wird für einen Fotoreportagen-Job auf ein abgelegenes Schloss in den bayerischen Alpen geschickt. Ein Schloss auf dem sich, fast wie weiland auf dem Monte Verità, eine Gemeinschaft von EsoterikerInnen, Weisen, Andersdenkenden rund um den Schlossherren versammelt hat.
Alt und jung, viele KünstlerInnen und Intellektuelle.
So kommt es, dass ihr schon am ersten Tag Angelo auffällt. Ein 24jähriger Germanistik-Student mit Dichter-Ambitionen, der sie von der ersten Minute an anbaggert.
Sie wehrt sich. Lange. Zumindest nach außen, versucht sich in den Altersunterschied von 30 Jahren zu retten, in ihren Witwenstatus, in ihre Professionalität als fotografische Betrachterin. Doch gesteht sich selbst schnell ein, dass das Ausflüchte sind. Was auch Angelo sehr schnell durchschaut hat.
Sie in diesem inneren Kampf zu erleben, ihre Klarheit in Bezug auf die eigenen Motive und Beweggründe und Blockaden, ist purer Lesegenuss.
Natürlich lässt sie sich auf eine Affaire mit Angelo ein; natürlich ist das wundervoll, natürlich lebt sie auf.
Und natürlich hat sie Zweifel, gibt es Vorwürfe (von sich selbst aber auch von ihrer Tochter, die plötzlich auftaucht und die in Angelos Alter ist), hinterfragt sie permanent ihr Verhalten und diese Affaire.
Das Verhältnis zu ihrer Tochter war nie leicht, das verschärft die Situation zusätzlich.
Und dann ist da ja auch noch Berthold, ein Verleger Anfang 60, der scheu um sie wirbt.
Allein für die Erkenntnisse, die Aphorismen, die immer wieder aufblitzen, lohnt sich das Lesen.
"Ein Junge in seinem Alter kann nie ein Verbündeter sein, er ist immer auch ein Gegner, mit seiner umwerfenden Frische und sseiner Unerfahrenheit. Er kann mir nie auf halbem Weg entgegenkommen, denn er ist viel zu sehr mit seinem eigenen Weg beschäftigt."
"Wieviel aufmerksamer wir doch sind und wieviel besser wir verstehen, wenn wir Liebe gemacht haben, und wie dumpf und tot, wenn wir ohne sie leben müssen!"
Ich war schon von 'Am Ende ein Anfang' so begeistert, mein erstes Buch von Frau Bronnen. Und ich bin es wieder! Eine großartige Schriftstellerin, wie ich finde.