Sam Feuerbach - Der Totengräbersohn
Sam Feuerbach - Der Totengräbersohn
Mit seiner neuen Reihe beginnend mit dem Totengräbersohn schafft es der Autor, aus meiner Sicht, sein Image als Shootingstar der Fantasyliteratur weiterhin zu erhalten.
In diesem Roman wurden 2 Haupthandlungsstränge aufgebaut, die sich angenehm abwechseln. Dabei wird insbesondere der Gedankengang der Charaktere und deren Handlungen beleuchtet. Eine kleine Nebenhandlung, zur Unterstützung der Hintergründe wird ebenfalls eingeführt.
Inhalt :
In dem kleinen Dorf Haufen, oder vielleicht auch "ScheissHAUFEN" leben zum größten Teil engstirnige und vorurteilsbehaftete pfeiferauchende Pfeifen, deren Sozialstruktur lediglich auf den jeweiligen Beruf gemünzt ist. So hat der Protagonist, des Haupthandlungsstrangs Farin, der als Sohn des Totengräbers, nur als Totengräbersohn tituliert wird, neben den Problemen mit seinem harrschen und trinkenden Vater auch im Dorf keinen guten Stand.
Mit seiner neuesten kürzlich verstorbenen Anvertrauten, der Giftmischerin, scheint sich in dem besonnen Dorf etwas zu tun. Nicht nur, dass ein scheinbar kaltblütiger Hakennasiger Mann zur Beerdigung erscheint, kurz darauf auch ein berittener Ritter sich mit seiner sehr richtigen Art um die Verstorbene und deren Ableben informiert, auch in Farin scheint sich innerlich was zu verändern. Denn der wohl interessanteste Charakter dieses Romans "EKEL", hat es sich in Farins Kopf bequemlich Bequem gemacht. Dieser macht Farin mit seiner andauernd nörgelnden und zynischen Art das Leben nicht gerade einfach. Im weiteren Verlauf wird Farin verprügelt, verschleppt, mit Liebeskummer, einem Anschlag und der Ernennung zum Knappen konfrontiert.
In der 2. Haupthandlung beist sich das Waisenkind Aros durch ihr eigenes von Tag zu Tag bestimmten Leben. Das junge, kleine, zierliche Mädchen hat unter der Fuchtel der Mutter Oberin und ihrem "Liebling" Grem im Waisenhaus stets zu leiden. Jeder Tag bringt neue eher unzumutbare und furchtbare Dinge zu Tage mit der die kleine Seele belastet wird. Doch beist, sie sich durch, verlierte nicht den Mut und eine kleine Art Hoffnung, die sich Zukunft nennt. So darf sich der Leser darauf freuen, wie Aros Schlamfuß, die Königin der Ratten sich ihren Weg zu ihrer Bestimmung bahnt und insbesondere beißt. Tote, Hexenverbrennung, Schläge und eine begonnene Jagd auf sie sind dabei ein Bestandteil.
In der kleinen Nebenhandlung betritt Vigo der erste Ritter den Schauplatz, der von seinem König zu einem Zweikampf um die Burg gebeten wird. Wie genau sich diese Nebenhandlung in die Gesamtgeschichte einfügt erfährt man zum Ende des Buches hin.
In diesem Roman feuert der Autor eine Reihe von zynischen Bemerkungen ab, die für jeden Leser, der mit diesem Humor umgehen kann ein wahres Feuerwerk ist. Besonders die Gedankengänge der Charaktere laden stets ein das Buch zur Seite zu werfen, aufgrund eines kleinen oder größeren Lachanfalls. So hebt sich insbesondere Ekel mit seinen sarkastischen Kommentaren hervor.
Sarkasmus, Ironie, Zynismus beherrschen diesen Roman, was ihn zu etwas eigenem und besonderen macht. Zugegeben man muss und sollte ein Freund davon sein.
Desweiteren beherrscht es Sam Feuerbach auf besondere Weise mit unserer Sprache zu spielen, so wartet man beim Lesen nur auf den nächsten rhetorischen Wortwitz.
Der Schreibstil an sich und die Art des Erzählens waren für mich durchgehend flüssig.
So kann sich der Leser problemlos in der Geschichte und der Handlung verlieren.
Eine Kritik, oder in diesem Fall für mich eher ein Pluspunkt ist, dass sich kein großer aufs ganze gemünzter Spannungsbogen aufbaut. So ist es nicht ersichtlich auf welches große Ganze der Roman hinausläuft. Ganz nach dem Motto der Weg ist das Ziel. So macht es beim lesen einfach Spaß sich in den kleinen Spannungsbögen und Handlungen voran zu hangeln und sich ganz darin treiben zu lassen.
Die Hauptcharaktere sind alles andere als Platt und Matt dargestellt, jeder von ihnen hat viele verschiedene Facetten ihre eigenen Macken und Kanten und somit auch positive und auch viele negativen Eigenschaften. Ungeduld, teilweise engstirnig, Impulsiv, Schüchtern, Selbstbewusst, eben auch nicht Selbstbewusst, Arrogant sind nur einige davon, die sich in einem realistischen Wechsel auf die Situation gemünzt in der Charakter karikatur widerspiegeln.
Auch die Nebencharaktere, wie Ritter Emicho, Ritter Stummel oder auch der Rabe machen neugierig und sind für sich genommen gewiss nicht langweilig. Wobei ich gerade bei dem Raben die Gefahr sehe, dass dieser als Bösewicht vielleicht doch zu glatt und eindeutig in eine Charakterecke des Bösen abgestuft wird. Da bin ich ganz auf die weiteren Bände gespannt. Auch Gram, die Mutter Oberin, der Kettenhund, Torf, Dorfschulze Hammak, verkörpern vielleicht zu stupide und eindeutig Teile des Bösen in der ganzen Geschichte. Was dem Autor bei den "guten" so eindrucksvoll gelingt, hapert ein wenig bei den "bösen".
Meine Kritikpunkte an der Logik bzw. was ich nicht ganz verstehe oder nachvollziehbar finde:
• Warum hat es eine scheinbar so weltoffene Frau, wie die Mutter Farin in das Dorf Haufen verschlagen und dazu veranlasst den Totengräber zu heiraten und noch mehr, warum hat sie nichts geändert.
• Warum hat der Rabe die Leiche, der Giftmischerin nicht weiter beobachtet und hat sich aus dem Dorf entfernt und es somit zugelassen, dass Ekel vlt. einen anderen Wirtskörper findet
• Als Farin in der Bibliothek überrascht wurde, reist Ekel ja den gesamten Arm des Angreifers aus. Doch es heißt, dass Ekel nur so viel Potential und Kraft hat, wie im Körper des Totengräbersohns steckt. Hat ein Mensch so viel Kraft, bei einer solchen ruckartigen Bewegung, wie sie dargestellt wurde, dass ihm dies gelingt? Wäre ein auskugeln und später, abtrennen nicht vielleicht passender gewesen?
• Im Kapitel Brennende Nacht. wäre der Satz : In der rechten hand hielt der Scharfrichter nun eine brennende Fackel. Er fackelte nicht lange.
Vom Lesefluss schöner : ....hielt der Scharfrichter nun eine brennende Fackel und fackelte nicht lange.
Fazit :
Ich habe den Roman regelrecht verschlungen, selbst nach der letzten Seite konnte ich nicht genug davon kriegen, immer wieder erwische ich mich dabei, wie ich Wahllos ein Kapitel aufschlage und ein Teil lese. Daher kann ich nun nicht sagen, wie oft ich den Roman wirklich schon durchgelesen habe.
In manchen Rezessionen finde ich es negativ behaftet, dass das Buch kein richtiges Ende hat. Was ich persönlich gar nicht so schlimm finde, dies ist der 1. Teil einer Reihe eine Art Auftakt und hat somit für die 2 Haupthandlungen ein Ende. Farin, wie er vom Totengräbersohn zum Knappen ernannt wird und dabei endet es letztendlich als er als Knappe in der Burg und unter Ritter Emicho wirklich angekommen ist.
Für Aros ist das Ende des Buches, ihr persönliches Ende in Narbenstein und somit der Grundbaustein für ihren weiteren schicksalhaften Weg.
Das Buch endet somit nicht in einem besonderen Showdown, sondern in dem sinnbehafteten Ende vom Anfang zweier schicksalhaften Wege.
Nun wird es spannend, wie und ob sich diese 2 Wege treffen.
Auch finde ich hat Sam Feuerbach viel gesellschaftliche Kritik geübt zum einen an der Gesellschaft, in seiner erdachten Welt. ( Bürger von Haufen, Bürger von Narbenstein, andere Ritter in der Burg) Diese Kritik ist aber ohne groß nachdenken, auch auf die reale Welt anwendbar.
Vorurteile, Arroganz, Ignoranz, durch und durch schlechte menschliche Eigenschaften, Verschiebung der Moral und vieles mehr.
Vielen Dank für diese großartigen Roman und Auftakt