Unterschichten
Um eine Frage die neulich in der sapiosexuellen Gruppe aufkam (sapiosexuell.joyclub.de/forum/t1534664.intellekt_und_bildungsabschluss.html) aufzugreifen (also der Umgang mit bildungsfernen Schichten) – Für Jahrhunderte neideten Bürger und Edelleute den Armen vor allem eins: ihr ausschweifendes Sexualleben – oder das, was sie in ihrer Fantasie dafür hielten. So ging Wilhelm von Humboldt eine einfache Fährfrau nicht aus dem Kopf, die ihn 1789 mit ihrer Muskelkraft über den Niederrhein gesetzt hatte. Er sah ihre nackten Arme, ihre lose Kleidung, ihren schwitzenden Körper und verspürte »wollüstige Gier«: »Unbegreiflich, wie anziehend für mich jeder Anblick angestrengter Körperkraft bei Weibern ist – vorzüglich niedrigeren Standes«, notierte er in sein Tagebuch.Vor allem die unteren Schichten waren zu allen Zeiten eine willfährige Projektionsfläche, da sie nur Objekte sind. Was tatsächlich in den Köpfen der einfachen Menschen vorgeht, bleibt den tragenden Gesellschaftsschichten verschlossen – es sei denn, sie schicken Kundschafter aus. Eugène Sue sah seinen 1842 erschienenen Roman »Les Mystères de Paris« (Die Geheimnisse von Paris) über das Lumpenproletariat in einer Parallele zu den Indianerromanen James F. Coopers, nur dass seine Barbaren »mitten unter uns hausen, dass wir ihnen zu jeder Zeit begegnen können«. »Diese Menschen«, schrieb Sue, »haben ihre eigenen Sitten, ihre eigenen Weiber, ihre eigene geheimnisvolle Sprache«.
Bitte unser Tabu 'Öffentliche Hexenjagd' beachten, Beitrag editiert von thegentlewoman, JOY-Team