Thommie Bayer
Die Frühwerke ‚Spatz in der Hand‘ und ‚Der Himmel fängt über dem Boden an‘
Ich handel beide in einem Post ab, weil ich sie in einem Sammelband gekauft hab, ergo auch gelesen, und weil mein Urteil über beide gleich ausfällt.
Sein Roman ‚Das Aquarium‘ hat mich vor ein paar Jahren umgehauen, weil ich ihn so gut fand. Desgleichen ‚Die gefährliche Frau‘ und ‚Der langsame Tanz‘, beide ebenfalls nicht schlecht.
Also dachte ich mir, zwei Bayers in einem Band, wie praktisch für den Urlaub.
Pustekuchen! *panik
Beide, also sowohl der ‚Spatz‘ als auch der ‚Himmel‘ sind grottenschlecht. Lesen sich wie Möchtegern-Drehbücher für eine ZDF-Verfilmung. Ja, Frau Pilcher und Frau Danella lassen grüßen, eindeutig.
Beim ‚Spatz‘ geht es sogar um einen Schriftsteller und eine Filmproduzentin, die beruflich wegen eines Drehbuchs Kontakt haben. Was er, der Schriftsteller, nicht weiß: sie ist die Frau, die ihn letzte Nacht im Hotel angerufen hat; einfach weil ihr langweilig war und sie aus ihrem in sein Hotelzimmer sehen konnte. Diese an sich durchaus spannende und prickelnde Idee wird komplett getötet durch eine unglaublich langweilige und vorhersehbare Weiterentwicklung.
Gut, dacht ich mir, da war der Autor ja noch jung. Vielleicht ist ihm mit dem Abstand von ein, zwei Jahren ja schon Besseres gelungen – irgendwann muss er ja mal angefangen haben, wie im ‚Aquarium‘ zu schreiben?
Leider ist der ‚Himmel‘ keinen Deut besser.
Es werden permanent neue Figuren eingeführt, die zwar mit den ProtagonistInnen zu tun haben, über die zu wissen der geneigten LeserIn aber nicht wirklich was bringt. Entweder skizziere ich diese Personen kurz, damit die Lesenden wissen, welche Bedeutung sie für die ProtagonistInnen und die Geschichte haben, oder ich mache sie selbst zu handelnden Personen. Beides passiert aber nicht; stattdessen schien Bayer sich nicht entscheiden zu können, ob er das Buch wesentlich länger und damit ausufernder werden lassen soll – dann hätten die Nebenfiguren deutlich mehr Raum einnehmen dürfen. Oder ob er es kurz lassen will – dann hätten es die anfänglichen Skizzen, die jeder neuen Figur mit ein paar Sätzen vorangestellt waren, locker getan.
So kriegen zig Nebenfiguren für ein oder ein halbes Kapitel eigene Geschichten – die dann aber null mit der Gesamtgeschichte zu tun haben und auch keinerlei Bezug zu den ProtagonistInnen aufweisen. Die LeserIn bleibt völlig in der Luft hängen.
Genauso mit dem Schluss, der in der Tat überraschend kommt und quasi mitten in einer Entwicklung endet. Ohne die Folgen zu beleuchten, die Motive oder die Umstände.
Ich bin sowas von enttäuscht.
Daher auch dieser Post, normalerweise decke ich über grottige Lesefehlgriffe ja den Mantel des Schweigens. Ging hier aber beim besten Willen nicht…