Andreas Eschbach: NSA / Yuval Noah Harari: Homo Deus
Nach längerer Joyclub-Pause (die Rechtschreibkorrektur wollte soeben "Jodclub" daraus machen, was auch immer das dann wäre) möchte ich ein paar Bücher ansprechen, die ich gerade lese oder gelesen habe.
Zur Zeit lese ich Andreas Eschbach: NSA. Es handelt sich um eine, außergewöhnlicherweise, in der Vergangenheit liegende Dystopie unter der Annahme, die Entwicklung des Computers wäre schneller vorangeschritten, und es hätte bereits im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Computer, PCs sowie Mobiltelefone gegeben. Durch die Maßnahme der Nazis, das Bargeld abzuschaffen, wird jede Handlung, jede Bewegung, jeder Kauf nachvollziehbar. Nahezu alle Verstecke von Juden werden durch das Prüfen der gekauften Lebensmittel und deren Kalorienmenge oder die Kombination bestimmter gekaufter, verdächtiger Gegenstände, auch über Jahre im Rückblick, ausfindig gemacht.
Das Buch begleitet in wechselnden Kapiteln die beiden Antagonisten, einen rachsüchtigen leitenden Angestellten des "Nationalen Sicherheitsamtes", sowie eine Programmiererin ("Programmstrickerin"), die einen Deserteur versteckt den sie liebt, Juden zu retten versucht, in dem sie Daten manipuliert, und die von ihren Eltern mit einem schmierigen ranghohen SS-Mitarbeiter verheiratet werden soll.
Das Buch hat das Potential, der naiven Haltung, digital nichts verbergen zu haben, Einiges entgegen. Mich hat es gehörig erschrocken.
Wenn man sowohl etwas nostalgisch veranlagt ist, und gleichzeitig neugierig und froh ist, heute und vernetzt zu leben, dann bietet das Buch eine gelungene fiktive Zeitreise in eine Vergangenheit mit Smartphones aus Aluminium und Bakelit.
Dazu passend kann ich Yuval Noah Harari empfehlen. Aus seiner Trilogie habe ich "Homo Deus" als Hörbuch gehört. Für eine Inhaltsangabe eigentlich zu umfangreich. Harari beschreibt über alle Epochen und Kulturen, wie wir Menschen funktionieren, wie wir uns entwickelt haben, und was die Zukunft bringen wird. Außerordentlich gut gefällt mir, dass Harari wirklich sachlich schreibt. Keine aktive Belehrung, was wir falsch machen, kein Schönreden menschlicher Fähigkeiten gegenüber künstlicher Intelligenz, sondern einfach nur nüchterne Hypothesen, wie sich die Welt in der Zukunft möglicherweise entwickeln wird. Ein wenig langatmig und redundant an manchen Stellen, in jedem Fall aufrüttelnd. Wie schon oben geschrieben: wenn man Nostalgiker ist, sicher voller Horrorszenarien, wenn man fortschrittsfreudig ist, voller ungeahnter Zukunftsszenarien. Zudem sehr nüchtern aufklärend darüber, wie wir Menschen, Machtstrukturen, Religionen und Gesellschaften funktionieren.