Daniel Mason - Der Wintersoldat
BAM! Das hat eingeschlagen. Schon im November als unser Bibliothekar der örtlichen Bücherei das Buch im Rahmen der Büchervorstellung präsentiert hat. Als Zusatzbuch, weil er wenige Tage zuvor damit begonnen hatte und so gefesselt war.
Kommen wir zuerst zum Autor (dessen erstes Werk "Der Klavierstimmer ihrer Majestät" auf meine Leseliste katapultiert wurde) DANIEL MASON - Jahrgang 1976. Schriftsteller und Psychiater - angestellt als Assistenzprofessor für Psychiatrie an der Universität Standfort. Sein Erstlingswerk steht in den Startlöchern zur Verfilmung und wurde, wie auch "Der Wintersoldat" in viele verschiedene Sprachen übersetzt.
Beginnen wir in Wien zur K+K Zeit, kurz vor Ausbruch des ersten Weltkrieges und lernen dort Lucius kennen. Medizinstudent, hochbegabt und gerade mal 22 Jahre alt. Sohn von Industrieadel. Auf Grund von Studien zur Hirnforschung kaum im Hörsaal, meldet er sich auf Anraten seines Freundes nach Ausbruch des Krieges zum Kriegsdienst und wird als Offizier in ein Lazarett in die Karpaten abkommandiert.
Dort lernen wir die taffe Schwester Margarete kennen, die dem jungen, unerfahrenen Lucius ersteinmal die wichtigsten Handgriffe beibringen muss. Die nach dem unwirtlichen Winter die Vorerntezeit überbrückt, indem sie alle Kniffe der Bergbewohner anwendet und in den Wäldern alles essbare zusammensammelt.
Gemeinsam kämpfen die Beiden um das Leben des Wintersoldaten (ja, ich habe lange Zeit gedacht, der Titel wäre für Lucius so gewählt worden, dem ist aber nicht so), einem schwer traumatisierten Soldaten, der eines Nachts von einem Bauern im Schubkarren im Lazarett abgeliefert wurde.
Nicht vergessen - es ist Krieg. Unerbittlich. Und Mason kann schreiben! Er spielt mit Worten, so dass man als Leser schier das Rascheln von Stoff hört, den Duft von Frühlingswiesen in der Nase hat... Zitat: " und hätte er sich umgedreht, hätte er eine Mondsichel über sich gesehen..."
Kriegswirren, medizinische Fakten (ja, man trifft Madame Curie in diesem Buch - herrlich bezaubernd), k+k Gehabe und der feine Zauber zwischenmenschlicher Beziehungen geben dem Buch etwas, was man z. B. aus "Der englische Patient" kennt.
Persönlich hatte ich ein paar Mal das Verlangen einen meiner Großväter für Fragen an meiner Seite zu wissen, was aber leider nicht mehr möglich ist. Und ganz lange habe ich mich gefragt, was mich an dem Buch so fesselt... bis ich im letzten Drittel dann gemerkt habe, dass ich mitfiebere. Mehr kann ich aber nicht verraten..........
Keine leichte Kost, aber definitiv ein schriftstellerischer Hochgenuss!