Ursula Poznanski - Thalamus - Thrillet
Eine abgelegene Rehaklinik ist Schauplatz des neuesten Thrillers von Bestseller-Autorin Ursula Poznanski. Diesmal denkt die ehemalige Medizinjournalistin Chancen und Gefahren der modernen Hirnforschung konsequent weiter und trifft wieder einmal einen Nerv – buchstäblich!
Ein schwerer Motorradunfall katapultiert den siebzehnjährigen Timo aus seinem normalen Leben und fesselt ihn für Monate ans Krankenbett. Auf dem Markwaldhof, einem Rehabilitationszentrum, soll er sich von seinen Knochenbrüchen und dem Schädelhirntrauma erholen. Aber schnell stellt Timo fest, dass sich merkwürdige Dinge im Haus abspielen: Der Junge, mit dem er sich das Zimmer teilt, gilt als Wachkomapatient und hoffnungsloser Fall, doch nachts läuft er herum, spricht – und droht Timo damit, ihn zu töten, falls er anderen davon erzählt.
Eine Sorge, die unbegründet ist, denn Timos Sprachzentrum ist schwer beeinträchtigt, seine Feinmotorik erlaubt ihm noch nicht niederzuschreiben, was er erlebt. Und allmählich entdeckt er an sich selbst Fähigkeiten, die neu sind. Er kann Dinge, die er nicht können dürfte. Weiß von Sachen, die er nicht wissen sollte …
Die Protagonisten, die von der Autorin erschaffen wurden, waren für mich authentisch und lebhaft. Vor allem mit Timo habe ich die ganze Zeit über mitgefiebert und konnte mich gut in ihn und seine Gedanken- und Gefühlswelt hinein versetzen. Ständig überkam mich der Gedanke, ICH wäre in dieser Klinik und in Timos Situation, was mir jedesmal eine Gänsehaut verschaffte. Die Autorin beschreibt die Lage also sehr lebhaft und schafft es, Gefühle im Leser zu erwecken.
Auch der Schreibstil von Poznanski gefällt mir sehr gut. Die Autorin schreibt sehr flüssig, bildhaft und lebendig. Bei Timos nächtlichen Ausflügen hatte ich die dunkle Klinik, den verlassenen Park und die leeren Gänge direkt vor Augen. Frau Poznanski hat mich direkt auf den ersten Seiten gepackt, Spannung wurde sehr schnell aufgebaut und ich war in der Geschichte gefangen und wollte unbedingt wissen, was es mit Timos neu entdeckten Können auf sich hat und wie sich die ganze Geschichte auflöst. Dafür habe ich auch ein paar Stunden Schlaf weniger in Kauf genommen - noch eine Parallele zur Geschichte ;-).
Und mit der Auflösung der Geschichte kommen wir auch schon zu dem Grund, weshalb ich nur vier und nicht fünf Sterne für dieses Buch vergebe. Das Ende - es ist mir einfach zu unrealistisch, zu Sciene-Fiction-lastig. Ich hätte mir gerne eine andere Erklärung für Timos plötzliche, unnatürliche Begabungen gewünscht. Viele haben mit so einer Aufklärung wahrscheinlich keine Probleme, aber mich begeistern solche, für mich unrealistischen, medizinischen Wundermittel einfach nicht, da a) man gar nicht wissen kann, ob sowas überhaupt je möglich sein wird und b) wenn es denn irgendwann tatsächlich möglich sein sollte, dies noch weit, weit entfernte Zukunftsmusik ist. Ich möchte an diesem Punkt ungerne verraten worüber ich spreche, denn das würde die ganze Spannung vom Buch nehmen.
Trotzdem hat mich "Thalamus" sehr gut unterhalten und ich wurde von der Geschichte gefesselt, was ein guter Thriller meiner Meinung nach auf jeden fall tun sollte.
Packender, spannender Jugendthriller, mit dessen Auflösung ich persönlich nicht sonderlich glücklich bin, aber Geschmäcker sind ja Gott sei Dank verschieden!