ungelesene Bücher, ab der Lebensmitte-Lesen im Hier & Jetzt
Nachfolgendes Zitat habe ich mir eigentlich für einen anderen Thread aufbewahrt - es passt aber auch hier rein. Es stammt aus dem Thriller "Die sinnliche Polizistin" von Jack Early (Bastei Lübbe, 1988), in welchem Vater und Tochter beide Polizisten sind und es mit einem grausamen Nonnenmörder zu tun haben. Klingt abgedroschen und beinahe langweilig, wenn ich nicht nach den ersten 50 Seiten immer mehr Interesse entwickelt hätte und zunehmend Spannung verspürte. Ich habe an mehrere Tagen bis spätnachts gelesen.
Besonders authentisch in diesem Buch sind die beiden Polizisten, die einen massiven Vater-Tochter-Konflikt austragen. Dazu ist auch noch die Tochter die Chefin ihres Vaters .....
Von ihm aber stammt folgender Gedanke:
"Als er fünfzig geworden war, hatte er es aufgegeben, Bücher, die ihm nicht gefielen, zu Ende zu lesen. Er hatte nicht genug Zeit dafür. Es hatte nichts damit zu tun, daß er Polizist war und etwa fürchtete, sein Leben könnte ein vorzeitiges Ende finden. Es war ein ganz gewöhnliches menschliches Gefühl, eine Angst vor Verlust, vor Schwäche. Andererseits - vielleicht wurde er sechsundneunzig und starb, während er auf der Straße einem Mädchen nachpfiff, wie sein Großvater."
Dieses Zitat "erwischte" mich gerade in einer Phase, in welcher ich begonnen habe, Bücher, die mir nicht gefallen, rigoros beiseite zu legen. Ich habe keine Geduld mehr - und vielleicht geht es mir genauso wie dem Protagonisten in diesem Thriller. Ich werde wählerischer - ich sortiere zunehmend aus. Und ich erlaube mir, alles wegzugeben, was ich nicht mehr brauche.
Umso mehr genieße ich die Bücher, die mir gut tun, die mich weiter bringen, die mich fesseln.
Das Beiseitelegen (und dann auch Weggeben) schafft sehr viel Platz auf meinem virtuellen Stapel ungelesener Bücher. Er mag vielleicht dreihundert Bücher groß sein, denn ich habe vor zwei Jahren eine Büchersammlung übernommen. Von den damals mehreren tausend Büchern habe ich mehrere hundert aufbewahrt.
Es ist mir vollkommen egal, wie viele und welche Bücher bei mir ungelesen sind.
Es gibt vielleicht eintausend, die ich bei mir habe.
Und ich erlaube mir, auch wirklich viele ein zweites oder ein drittes Mal oder noch häufiger zu lesen.
Dieser Trend nimmt bei mir zu und ist mir wichtiger, als die "Noch-Nicht-Gelesenen".
Was ich in die Hand nehme, dafür entscheide ich mich intuitiv aus der Situation heraus.
Und ich führe keine Liste mehr, was ich noch lesen will. Und staple keine "Ungelesenen" mehr.
Ich lese stets im "Hier und Jetzt", was ich gerade will.
Und ich kaufe nur noch nach, was mich ganz besonders interessiert.
Diese Neuzugänge werden dann aber sofort gelesen (meist zu Ende).