@*****ida ich mach mal eben Pause aus dem Labyrinth.... räusper....
Im vergangenen Herbst habe ich ja aus Gründen einen Hauskrankenpflegekurs über mehrere Abende besucht. Das Thema eines Abends war - wenn auch wohl wirklich wochenendausfüllend ausbaubar für Interessierte - Letzte Hilfe. Dort wurden Themen wie: Sterbefasten, hilfreiche Begleiter für die Angehörigen, Palliativmedizin, hilfreiche Begleiter und Loslassen behandelt.
Meine Eindrücke zu diesem Thema:
• Im Rahmen meiner Tätigkeit als Arzthelferin auf dem Land bin ich schon Teil einer leider erfolglosen Reanimaton an einem Urlauber, der letztendlich am Sekundentod versterben durfte, geworden. Sowas brauch ich nicht nochmal. Das ist absolut kaltes Wasser.
• Im selben Rahmen bin ich schon Teil einer Bergeaktion aus einem leeren Betonsilo geworden. Damals war ich noch über 30kg leichter und habe im Zuge der Zeit als einzige durch den verbleibenden Zugang gepasst. Nachdem die andere Aktion da grad mal drei Wochen her war und wir (meine Chefin und die Feuerwehrler, später auch die Sanis und der Notarzt) schon eingespielt waren und ich den Patienten kannte - also wusste, wo ich einen Zugang legen konnte - war das sogar lauwarmes Wasser, trotz Überschreitung von drölfzigtausend Regeln und offenen Frakturen. Aber hey - der gute Mann hat mir und meiner Familie ein Jahr danach ein Schwein geschlachtet....
• Aus Teamgründen habe ich in einer späteren Ausnahmesituation dann beschlossen, dass ich mich nicht irgendwo wegschmeisse und den anderen meine Überreste hinterlasse, sondern für ein Kind weiterlebe. Und ja - es sind Leute aus dem Team, die haben es mit pflegebedürftigen Familienmitgliedern, tragischen Verlusten und Suchtproblemen im Familienkreis deutlich schlechter erwischt als ich. Und doch halten wir zusammen.
• Meine Oma mütterlicherseits hat als sehr junge Frau die Wirren des zweiten Weltkrieges miterlebt (An dieser Stelle eine Empfehlung für diverse Kriegsenkelliteratur). Verlust des ersten Ehemannes, Verlust des geliebten Cousins, Verlust von zwei Brüdern und dann die Ungewissheit um den zweiten Ehemann, sowie die Verantwortung für ein kleines Mädchen und noch mehr ... . Diese große Bürde hat sie wohl verfolgt. Und irgendwann ab dem 80. Lebensjahr hat sie dem Sherry sehr zugesprochen. Nach einer Schädelverletzung wurden die "umfallenden Ordner" dann mehr und das leider in einer bösartigen Form. Im Familienkreis haben wir dann beschlossen, dass meine Mutter als Hauptbezugsperson das nicht länger alleine stemmen muss und uns für einen Heimplatz mit Hund entschieden. 300m Luftlinie zu mir, damals mit fast einjährigem Kind. Joah und wie das mit dem Hund und dem anderen Lebensmittelpunkt so ist, hat sie am zweiten Abend beschlossen "heim" zu gehen. Heimgehen konnte damals zwischen dem südlichen Alpenvorland und Hannover bzw. Weimar ALLES bedeuten. - Kurz und gut, nach drei Tagen suchen wurde sie gefunden... in sehr kritischem Zustand. Und hier kommen wir jetzt wieder zur Sterbebegleitung: Meiner Mutter als Betreuerin wurde ab ihrem Eintreffen in der Klinik jemand vom Sozialdienst an die Seite gestellt und die Ärzte haben ihr klipp und klar gesagt: Versuchskaninchen oder Herzmedikamente ausschleichen und einschlafen lassen. Meine Mama hatte die Größe die letzte halbe Stunde durchzuhalten (was wohl auch am empathischen Klinikpersonal lag) und meiner Oma, die sogar kurz nochmal bei Bewusstsein gewesen sein muss, sagen zu können, dass alles gut wäre und sie gehen könne.
• Ein paar Jahre zuvor haben wir nach mehreren Schlaganfällen meinen Großvater als Schwerstpflegefall begleitet. Damals habe ich gelernt Essen einzugeben (Pflegepatienten füttert man nicht, das macht man mit Kleinkindern) und bin durch die Hölle gegangen. Aus beruflichen Gründen war ich hier nicht so sehr in die Pflege eingespannt. Wir wissen aber bis heute nicht, wie oft wir Opa gesagt haben, dass alles gut ist und er zu seinen Tieren (er war ein wahrer Franz) gehen kann.
• Die Nachbarsoma, auch ein Fall mit umfallenden Ordnern oder auch poetischer Verfassung (welch schöne Umschreibungen von Demenz), hat sich mit Sterbefasten von dieser Welt verabschiedet. Ihre Lust aufs Essen wurde immer weniger, Trinken ebenso. Und im gesegneten Alter von 92 Jahren muss man das auch mal respektieren.
Liebe Perseida ich danke Dir für den Link zum Quarks.... ich denke meine ganz persönliche Reise zu dem Thema ist erst einen Schritt weit gegangen.....