"Das Café am Rande der Welt" von John Strelecky. Aufgrund des Hypes gekauft und mich beim Lesen mehrmals tierisch aufgeregt. Abgesehen davon, dass ich von dieser "Du-kannst-alles-erreichen-wenn-du-nur-willst-und-fest-genug-daran-glaubst"-Ideologie, die sämtliche gesellschaftlichen und auch psychologischen Faktoren völlig außen vor lässt, überhaupt nichts halte und diese toxische Positivität auch für gefährlich erachte, lässt sich die "Message" des gesamten Buches in einem Satz zusammenfassen: Der Autor versucht wie alle anderen Persönlichkeitsentwicklungs-Hanseln, bei denen jeder ein bisschen bei jedem klaut, möglichst vielen Menschen aus allen Gesellschaftsschichten das Geld aus der Tasche zu ziehen, indem er ihnen das "Alles ist möglich!"-Märchen erzählt.
Also die klassische Lebensberatung, bei der man ständig das Gefühl hat, dass der Autor einem nicht einmal die Uhrzeit nennen könnte, ohne es in einer klausulierten, nebulösen Form zu verschleiern. Aber mit klaren Worten füllt man keine Bücher und wem schon klar ist, was einem dieser Autor sagen will, der sieht auch keinen Grund, noch für die Seminare Geld auszugeben. Am Ende des Buches wird übrigens auch noch mal auf seine (nicht gerade erschwinglichen) Workshops hingewiesen.
Strelecky beruft sich im Buch auf zwei Geschichten (die grüne Meeresschildkröte und der alte Fischer mit dem Geschäftsmann), die mich tatsächlich ein bisschen berührt haben und ich bin normalerweise sehr empfänglich für Emotionales, wenn mich etwas kalt lässt, mag das also schon etwas heißen... beide stammen aber ja auch nicht aus seiner Feder. Den Rest des Buches habe ich als extrem flach und nichtssagend empfunden, der erwartete Tiefgang fehlt leider völlig, der Schreibstil ist ermüdend. Zudem häufen sich völlig sinnlose Wiederholungen.
Für Leute, die sich wirklich noch nie mit Persönlichkeitsentwicklung und Lebensführung beschäftigt haben, könnte das Buch für die ein oder andere Erkenntnis oder einen Aha-Moment sorgen, für alle anderen halbwegs reflektierten Menschen ist es wahrscheinlich nur das übliche langweilige und schon 100x durchgekaute Geschwafel.
Wer sich also inspirieren lassen möchte, sollte einfach kurz nach den beiden genannten Geschichten googlen und das gesparte Geld darauf verwenden, in einem real existierenden Café einzukehren. Ich empfehle das Buch allenfalls als Klolektüre, falls uns aufgrund der aktuellen Umstände noch mal das Klopapier ausgehen sollte... Der Sinn des Lebens liegt definitiv nicht im Lesen dieses Buches.