Meinung
Hallo miteinander,
ich möchte nun etwas konkretes beisteuern, was vielleicht auch eine gewisse Bereitschaft von mir, den Thread zu provozieren, erläutert.
Es gibt einiges, was mich an der Fragestellung gestört hat, es gibt einiges, was "einfach pauschalisiert" wird, es gibt einiges, was mir sehr ungereimt erscheint. Und die Frage, ob ich "mit der aktuellen Auswahl geschriebener Erotik zufrieden sei", kann ich nicht mit einer der angebotenen Antworten quittieren und beantworten. Auch halte ich die Einschätzung, dass unter den Top100-Titeln bei KINDLE "pädophil angehauchte Werke" seien, für etwas zu gewagt.
"Pädophil" - ich habe auch hier mal bei Wikipedia geschaut, dem Lexikon des Internets. Dort finde ich unter anderem:
/Zitat
Vor allem in der Umgangssprache und allgemein von Laien wird der Begriff Pädophilie meist dort gebraucht, wo eigentlich sexueller Missbrauch von Kindern oder Jugendlichen gemeint ist.
/Zitat Ende.
Ich wäre da also etwas vorsichtig in der Zuschreibung. Es sei denn, man diskutiert in einer "Expertenrunde".
Im übrigen meine ich, dass KINDLE "nur" ein Weg ist, "Geschriebenes" an den Kunden zu bringen, nämlich als E-Books durch das Unternehmen AMAZON. Und dass hier bei weitem nicht ein repäsentativer Querschnitt erotischer Literatur ersichtlich ist. Und sein kann.
Genauso daneben wäre es zu fragen, ob man der Meinung sei, die Science-Fiction-Literatur beim Anbieter THALIA hätte zu wenig Romane, in denen es um Raumschiffe geht.
Zuguterletzt halte ich es auch nicht für korrekt zu sagen, erotische Literatur sei ein "Novum". Hä, wirklich ?
Fange ich mal mit dem "subjaktiv leichtesten" Thema an - meine persönliche Einschätzung zur Qualität aktueller Veröffentlichungen erotischer Literatur.
Ich habe vor einigen Jahren mal einem Impuls folgend mehrere Bücher d.h. Papier-Taschenbücher mit erotischen Geschichten und Romanen bei Amazon gekauft: Ich habe tatsächlich keines davon zu Ende gelesen - die Geschichten beschränken sich auf alltägliche Abläufe ohne irgendeinen "Clou" - und nachdem die Protagonisten sich auf irgendeinem Weg kennengelernt haben, gehts an das "Rein-Raus". Und das wars dann in den meisten Fällen.
Solche Stories triggern mein Kopf-Kino wirklich nicht. Also die Vorstellung, dass irgendwelche "schwitzenden Leiber bemüht sind, ihr Geschlechtsteile zu vereinigen" reicht mir nicht, um irgendwelche weiterführenden Fantasien zu entwickeln.
Ich bin verwöhnt, von wirklich besserem - und das gibts auch:
Und ja, auch heutzutage bei AMAZON. Es sind Autoren, die sich die Mühe machen, in ihre Geschichten "mehr als nur Sex" rein zu bringen. Etwas verblüffendes, etwas sozialkritisches, etwas humorvolles, etwas provokantes, etwas gruselndes, etwas witziges - und noch mehr." Sex als Hauptthema ist meiner Meinung nach "Porno". Die wirklich interessierende Geschichte - vor dem Hintergrund der Erotik, im Zusammenhang mit Sex - das spricht mich an.
Übrigens - auch Autor*innen dabei, die auf JC sind.
Dass vor hundert oder zweihundert oder noch mehr Jahren viele "erotische Romane" auf dem Index landeten, war vielleicht nicht der Schilderung von Sex darin zu verdanken, sondern dem eigentlichen Thema, welches darin beschrieben war. Die Gesellschaft wollte vor allem geschützt werden vor Gesellschaftskritik.
Beispiel "Lolita" - in dem Buch wird man sich nen Wolf suchen nach expliziten sexuellen Schilderungen. Das Buch befasst sich mit der Zuneigung eines (älteren) Mannes zu einer "sehr jungen" Frau, die seine Tochter sein könnte. Das Thema an sich war damals ein TABU, das Buch wurde verboten - aber das Buch ist nicht im mindestens pädophil. Das Thema ist eigentlich "nur provokant" - mehr nicht.
BILD-Erotik-Bibliothek -
https://de.wikipedia.org/wiki/Bild-Erotik-Bibliothek - dort mal nachlesen.
Manche dieser Romane wurden noch vor wenigen Jahrzehnten verboten. Dabei sind "Klassiker" wie Anais Nin, Anne-Marie Villefranche - manche werden übrigens gerne von Frauen gelesen - wie mir Frauen "glaubhaft versichert" haben
;-).
Anne-Marie Villefranche - ich schätze ihre Bücher, welche erst nach ihrem Tod aufgefunden wurden und dann veröffentlicht wurden. Inhaltlich im 19. Jahrhundert oder Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts angesiedelt, bieten die enthaltenen Geschichten ein breites Spektrum amouröser Geschichten. E.g. - die Geschichte "Sonnenbaden mit Madame Goumont" beschreibt das erste sexuelle Erlebnis eines Jungen mit einer erfahrenen viel älteren Frau. Pädophil ? Nicht im geringsten, meine ich. Vielmehr sehr sinnlich und einfühlsam geschrieben wie die meisten anderen Geschichten von Villefranche.
Zu erwähnen auch: Die Reihe "Lesebuch der Lust" - HEYNE-Verlag glaube ich. Eine Taschenbuchreihe die in allen Buchhandlungen vor ca. vierzig ganz normal erworben werden konnte, wenn man an der Kasse nicht gerade "minderjährig" aussah. Teilweise recht explizite Handlungsbeschreibungen, auch Geschichten von beispielsweise Henry Miller oder Charles Bukowski dabei. Da wird "kein Blatt vor den Mund genommen" - aber wie sagte ein Lehrer am Gymnasium mal zu uns: "Schmutzig darfs sein, aber der Dreck darf nicht spritzen".
Weiter: Die Buchreihe "Dänische Liebesgeschichten" bzw. "Dänische Bettgeschichten". Dito, vorwiegend skandinavische Autoren, jede Geschichte hat eine Geschichte - und dazu auch Sex.
Noch wichtiger erscheinen mir die "Schwedischen Liebesgeschichten". Darin "deutliche Worte", aber sehr oft in ganz romantischen Geschichten. Oder aber mit etwas skurrilen Handlungen zum Beispiel in "Der Ring".
Alle diese Literatur ist absolut "kein Novum" sondern eine Literatur, die man inzwischen in Antiquariaten, bei EBAY, BOOKLOCKER und auch bei AMAZON gebraucht erhält.
Und all diese Literatur unterscheidet sich meiner Meinung nach ganz wesentlich von der Mehrzahl der erotisch-geistigen Ergüsse der letzten paar Jahren.
Nun zu aktuellen KINDLE-Werken. Das sind jetzt etwas schwierigere Themen - obenstehendes war ja "nur Erinnerung", die ich einfach so runter schreiben konnte.
Ich habe mir nun eine Handvoll Leseproben von erotischen KINDLE-E-Books abgeholt und werde - wunschgemäß inklusive der Veröffentlichung der TE - vergleichen.
Ich werde dazu extra berichten, ob es mir gefallen hat. Vielleicht sehe ich mich dann in der Lage, die Meinungsumfrage "zu bedienen".