So beginnt Teil 2 meiner Pastorentöchter-Trilogie:
Natürlich hatte ihre Mitbewohnerin recht gehabt: Beziehungen, die im ersten Semester beginnen, halten nicht. Swantje wusste, dass dies Simons letzter Besuch in ihrem Wohnheimzimmer sein würde – diesem Zimmer, in dem sie mit dem Jurastudenten seit fast einem Jahr so viele sinnliche Nächte verbracht hatte. Aber nun ging es einfach nicht mehr. Ihr Verstand wusste, dass es besser für sie beide war, hier und jetzt den Schlussstrich zu ziehen. Ihre Vorstellungen von Beziehung, Erotik und Monogamie gingen zu weit auseinander, als dass es einen gemeinsamen Weg geben konnte.
„Ich denke, da ist alles drin“, sagte er und streckte ihr den Leinenbeutel entgegen.
Swantje sah hinein und betrachtete das Sammelsurium. Zwei Slips, ein BH, Zahnbürste, dicke Socken, ein Fleecepullover, Duschgel, Hautcreme – alles Dinge, die sie in den vergangenen Monaten nach und nach bei ihm deponiert hatte. Was sich da doch so alles angesammelt hatte. Naja, in dem Beutel, den sie ihm im Gegenzug überreichte, steckte noch mehr. Meist hatten sie ihre gemeinsamen Nächte bei ihr verbracht und nicht bei ihm. Ihr Bett war größer, und Swantje mochte seine Mitbewohner im Haus der Studentenverbindung nicht sonderlich.
Simon nahm seinen Beutel und sah nur flüchtig hinein. Eigentlich hätte es das nach diesem Gefangenenaustausch sein können. Und aus Gründen der Seelenhygiene hätte es das auch sein müssen. Es gab nichts mehr zu sagen, nichts mehr zu tun. Doch weder machte er Anstalten, ihr Zimmer zu verlassen, noch ließ Swantje erkennen, dass sie ihn nun umgehend loswerden wollte. Lange und wortlos starrten sie sich an. Beide wussten, dass sie nun ihrer Wege gehen mussten – aber beide schreckten vor dem ersten Schritt auf diesem Weg zurück.
Plötzlich hatte Swantje das seltsame Gefühl, sie würden wieder in jener nächtlichen Turnhalle stehen, in der sie sich vor anderthalb Jahren zum ersten Mal begegnet waren – und wo umgehend ihr erster Sex stattgefunden hatte. Auch da hatten sie sich lange einfach nur schweigend angesehen und dann angefangen, sich gegenseitig zu befummeln. Erst nur ganz harmlos, ein beinahe zufälliges Berühren am Ärmel, ein Nesteln am Verschluss der Jacke und dergleichen mehr. Aber irgendwann war das in ein gegenseitiges Ausziehen übergegangen, bis beide nackt übereinander hergefallen waren.
Genauso war es auch jetzt. Sie hatten sich Lebewohl gesagt, aber plötzlich hatten sie sich gegenseitig die Sachen vom Leib gerissen und Simon lag zwischen Swantjes Beinen – wo er sie fickte, als gäbe es kein Morgen. Genau genommen gab es das ja auch nicht – jedenfalls nicht für sie gemeinsam. Swantje wusste ganz genau, dass ihre Beziehung zu Ende war. Aber sie genoss diesen letzten Sex mit ihm, bei dem sie ihre Fingernägel tief in seinem Rücken grub. Sie ließ sich fallen und dachte nicht mehr nach. Sie spürte diesen Mann, der ihr so vertraut war, tief in sich und drückte sich ihm entgegen.
Als es ihr kam, schrie sie ihren Orgasmus laut hinaus. Simon fickte sie weiter, und kurz darauf kam sie erneut – unmittelbar vor ihm. Und wieder war sie alles andere als leise. Erst nach seinem Höhepunkt kamen sie allmählich zur Ruhe. Swantje spürte seine letzten Zuckungen in sich, ihr Atem beruhigte sich nach und nach.
Plötzlich stutzte sie. Was war das denn? Sie hatten sich doch soeben getrennt. Warum um alles in der Welt hatte sie sich denn jetzt noch einmal von ihm verführen lassen? Wie verrückt war das denn? Sie hätte sich ohrfeigen können, dass sie sich doch wieder darauf eingelassen hatte.
„Runter von mir!“, fauchte sie mehr, als dass sie es sagte.
Sie stieß heftig gegen seine Schultern und weckte ihn aus jener Sex-Trance, in die sie beide gemeinsam hineingeraten waren. Aber sie war früher wieder zu sich gekommen als er. Erschrocken zuckte er zurück, sein noch immer ziemlich steifer Schwanz flutschte aus ihr heraus.
Was sollte das denn? Simon war verwirrt, als er ihren wütenden Blick erkannte. Erst verführte sie ihn, und dann war sie sauer, dass er sich darauf eingelassen hatte? Sie kam ihm plötzlich wie eine Katze vor, die sich erst vom Kater begatten ließ und ihn dann umgehend mit lautem Fauchen verscheuchte. Die Spuren ihrer Fingernägel, die er jetzt vermutlich auf dem Rücken hatte, verstärkten diesen Eindruck noch. Naja, besser eine wilde Katze als eine Schwarze Witwe, die das Männchen nach dem Liebesakt zu verspeisen pflegte.
„Ist ja gut“, sagte er und sprang mehr aus ihrem Bett, als dass er aufstand.
Es hatte beinahe die Anmutung einer Flucht. Swantje setzte sich ans Kopfende, zog die Beine an und schlang die Arme darum. Sie hatte sich soeben von ihm ficken lassen, aber nun sollte er weder ihre Brüste noch ihren Schoß sehen. Schließlich war er ja nun ihr Ex, da stand ihm das nicht mehr zu.
Stumm sah sie ihm beim Anziehen zu. Sein Schwanz war noch immer nicht ganz eingefallen. Unter anderen Umständen hätten sie es vermutlich gleich noch einmal gemacht. Ein kurzer Blowjob und er wäre wieder einsatzbereit gewesen. Sie wusste, wie gut er auf ihre Mundmusik reagierte. Aber jetzt war wirklich Schluss. Als er sich nach seiner Hose bückte, fiel ihr Blick auf seinen Rücken. Sie hatte dort deutliche Kratzspuren hinterlassen, stellte sie fest. Das hatte sie gar nicht gewollt, aber nun betrachtete sie das mit einem gewissen Wohlwollen. Wie lange würden diese Spuren wohl sichtbar sein? Hoffentlich lange genug, bis er mit Bea im Bett landete. Er wollte ja heute noch nach Berlin, wie er vorhin erzählt hatte. Und dass er da seine Ex (mit der er offenbar wieder etwas angefangen hatte) treffen würde, stand für Swantje außer Frage. Hoffentlich bemerkte sie die frischen Kratzspuren. Aber da war Swantje sehr zuversichtlich. Frauen bemerkten solche Dinge immer.
Als er sich fertig angezogen hatte, griff er zu dem Beutel mit seinen Sachen, ging zur Tür und legte eine Hand auf die Klinke. Er drehte sich zu Swantje um, sah sie einige Sekunden an und sagte:
„Ja, dann äh, also …“
Als er den Satz nicht fortsetzte, entgegnete sie knapp, aber deutlich:
„Tschüs!“
„Tschüs“, murmelte er deutlich leiser als sie und verließ das Zimmer.
Erst als er die Tür hinter sich geschlossen hatte, verließ auch sie das Bett und zog sich an. Für eine Sekunde hatte sie mit dem Gedanken gespielt, doch noch einmal ihre Beine zu öffnen und ihm als Abschiedsgruß einen letzten Blick auf ihre Muschi zu gewähren, die nach ihrer Nummer sicherlich feucht glänzte – gewissermaßen um ihm zu zeigen, was er soeben verloren hatte. Aber sie hatte es nicht getan. Die Gefahr, dass er ansonsten doch gleich wieder zwischen ihren Beinen gelegen hätte, schätzte sie als nicht ganz klein ein. Der Sex mit diesem Mann war bei ihr in den vergangenen Monaten geradezu zu einer Sucht geworden. Aber irgendwann musste schließlich wirklich Schluss sein, wenn man kein Paar mehr sein wollte.
„Viel Spaß mit Bea“, murmelte sie, als die Tür längst geschlossen war.
„Ich dachte, ihr habt euch mal wieder getrennt“, sagte ihre Mitbewohnerin Pia, als Swantje nun in die Küche kam, die sie sich mit sieben anderen Kommilitoninnen und Kommilitonen auf dieser Ebene des Göttinger Studentenwohnheims teilte.
„Haben wir auch“, entgegnete sie knapp. „Und diesmal endgültig!“
„Das hat sich aber gerade ganz anders angehört.“
„Nur noch ein kleiner Abschlussquickie“, murmelte Swantje – noch immer wütend auf sich selbst, dass sie sich darauf eingelassen hatte.
„Ihr macht es euch aber nicht gerade leicht.“
„Das haben wir doch noch nie getan.“
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