Lisa Weeda: Alexandra
Klappentext:
Im Palast des verlorenen Donkosaken
Lisa Weedas Großmutter heißt Aleksandra und stammt aus der Ostukraine. Über dieses Land, auf das heute alle Welt schaut, hat ihre Enkelin einen fulminanten Roman geschrieben. Die Nummer 1 aus den Niederlanden, übersetzt in zahlreiche Sprachen.
Auf Geheiß ihrer 94-jährigen Großmutter Aleksandra reist die Erzählerin Lisa nach Luhansk, um das Grab ihres Onkels Kolja zu suchen, der seit 2015 verschwunden ist. Das verfluchte Geburtsland ihrer Oma sei gefährlich und kein Ort für Stippvisiten, warnt der Soldat am Checkpoint. Lisa gelingt die Flucht durchs Kornfeld – und landet plötzlich in der Vergangenheit: im magischen Palast des verlorenen Donkosaken. In seinen unzähligen Räumen entfaltet sich ein packendes Jahrhundertpanorama, das nicht nur die Geschichte ihrer Familie lebendig werden lässt, sondern die Historie dieses ganzen Landes, einer Region, die nie zur Ruhe kommt.
»Meine Familie lebt in einem Gebiet, das seit hundert Jahren von Konflikten geprägt ist. Das Schreiben dieses Buches ist meine Art, mich an dem Kampf zu beteiligen. Es ist ein Denkmal für meine Familie, die durch all diese schrecklichen Ereignisse hindurch stark geblieben ist.« Lisa Weeda
Mit Karte und Stammbaum
In diesem Buch wird die Geschichte einer Familie aus und in der Ostukraine erzählt.
Es geht um die Ostukraine, Lugansk, die Zeit im Sowjetreich, die Proteste auf dem Maidan, den zweiten Weltkrieg, die Annektion der Krim und Donsaken.
Die Erzählerin Lisa muss im Auftrag ihrer Großmutter Alexandra, die von den Nazis aus Luhansk deportiert wurde und seit vielen Jahren in den Niederlanden lebt, ein Tuch, auf dem der Stammbaum der Familie aufgestickt ist, zu ihrem vermutlich verstorbenen Onkel Kolja bringen.
Die Geschichte beginnt als Lisa 2018 am Grenzübergang zwischen der Ukraine und Luhansk der Übertritt von einem Grenzsoldaten verboten wird.
Sie überquert verbotenerweise die Grenze, läuft in ein Minenfeld, stolpert und erwacht kurz darauf im Palast des verlorenen Kosaken, wo sie auf ihren verstorbenen Urgroßvater Nikolaj trifft. Er nimmt sie im wahrsten Sinne an die Hand und erzählt ihr die Familiengeschichte. Der Palast des verlorenen Konsaken ist der Platz für jeden, der tot ist, aber nicht tot sein kann. Er ist ein Produkt der Fantasie. Tatsächlich wurde er zur Zeit Stalins konzipiert, allerdings nie gebaut.
Es stellt sich heraus, dass sich Kolja in einem Zimmer verschanzt hat.
Wird Lisa es schaffen, dass nicht nur Kolja zu den Toten hinüber geht?
Neben Nikolai, und Lisa als Erzählerin, gibt es Hirsche, die die Geschichte der Donkosaken erzählen. Donkosaken, die gestorben sind. Hierbei sind die Hirsche tatenlos. Sie sehen zwar, was geschieht, greifen aber nicht ein.
Dem Buch ist eine Karte und ein Stammbaum beigefügt, was es ein wenig erleichtert, die Orte und Familiengeschichte nachvollziehen zu können. Dennoch ist das Buch ein wenig ungeordnet geschrieben, da es zwischen Zeiten und den Perspektiven wechselt. Es wird aus der Perspektive der Großmutter, der Hirsche, Lisa und Nikolaj erzählt. Letzterer führt häufig lange Monologe, so dass es schwierig ist beim Lesen am Ball zu bleiben und ich häufig das Buch für eine Pause beiseitelegte.
Nichtsdestotrotz beeindruckte mich die Verwendung der Symbole, wie z.B. die Hirsche. Die Autorin schafft es dazu so farbig zu schreiben, dass ich die beschriebenen Felder und den Himmel vor mir sehe und fast spüre.
Dieses Spüren in Bezug auf die Familiengeschichte gelingt nicht. Ich werde emotional nicht eingebunden. Teilweise empfinde ich das Buch an einigen Stellen wie ein Sachbuch, was schade ist.
Dennoch wurde ich zum größten Teil vom Buch in den Bann gezogen. Hätte es weniger Monologe geben, hätte ich es sicherlich in einem Rutsch gelesen.
Das Buch lässt sich auch dann lesen, wenn man die Geschichte der Ukraine nicht kennt.
---------------------------------------------------------------------------------------
Der Kanon Verlag wurde erst 2020 gegründet und erregte bereits in 2022 große Aufmerksamkeit durch die Veröffentlichung der Tagebücher von Manfred Krug. In Bezug auf die anstehende Veröffentlichung von „Alexandra“ empfand ich den Verlag als sehr rührig. Die online Vorabpräsentation des Buches fand ich interessant.
Buchmarkt.de schrieb später, „Bereits am Nachmittag hatte Lisa Weeda ihr Buch vor zigtausend Gästen vorgestellt, sagte Gunnar Cynybulk und spielte damit auf die Aufzeichnung eines Gesprächs mit der Autorin an, das ab sofort auf Youtube abrufbar
ist.“
Als Teilnehmerin sah ich, dass die Anzahl der teilnehmenden Gäste im niedrigen zweistelligen Bereich lag.
Warum diese Übertreibung? Für mich hat das ein Gschmäckle.