Das Buch Ana
von Sue Monk Kidd
Über die Jahre Jesu zwischen seinem 12. Lebensjahr (die Sache mit dem Tempel...) und seiner Taufe durch Johannes, als er schon ca. 30 ist, ist wenig, bzw nichts bekannt. Mir persönlich gefällt die Theorie am besten, dass er in dieser Zeit auch in Indien war am besten, aber das tut hier nichts zur Sache, weil das, was Frau Monk Kidd daraus macht, auch sehr sehr schön ist:
Was, wenn Jesus lange Zeit ein ganz normaler jüdischer Handwerker in diesem Land, das unter römischer Knechtschaft litt, war? Wenn er eine Frau hatte? Eine Familie?
Wie wäre diese Frau gewesen? Es ist verführerisch, sie sich so wie Ana vorzustellen, die auch keine 'normale' Frau ihrer Zeit ist, die widerständig, klug, mutig ist.
Ihr Weg ist steinig, unvorhersehbar und von vielen Wechselfällen geprägt. Es macht sehr viel Freude, sie zu begleiten; mit ihr neue (Gedanken-)Welten zu entdecken und zu sehen, wie sie ihren eigenen Weg geht. Bis nach Ägypten.
Sie ist zurück in Jerusalem zu jedem Pessachfest, bei dem Jesus den Tod findet und diese Szenen gehören zu den eindrücklichsten und grausamsten des Buchs, das soll hier nicht verschwiegen werden.
Doch sie lebt danach noch sehr sehr lange Zeit - und das gibt dem Buch einen versöhnlichen Abschluss.
Verlag schreibt:
Im Jahr 16 nach Christus, im von den Römern besetzten Galiläa: Ana wächst in einer wohlhabenden jüdischen Familie auf. Sie ist ein kluges Mädchen mit rebellischem Geist und messerscharfem Verstand. Sie lernt Lesen und beginnt, heimlich Geschichten zu schreiben. Als sie vierzehn ist, soll sie an einen alten Witwer verheiratet werden. Auf dem Markt wird sie ihm vorgeführt und ist entsetzt. Ein junger Mann mit dunklen Locken und sanften Augen erkennt ihre Verzweiflung und hilft Ana. Ihre Begegnung wird alles verändern.
Wie keine andere Autorin versteht es Sue Monk Kidd, Frauen eine Stimme zu geben, die sich dem Rollenverständnis ihrer Zeit widersetzen. »Das Buch Ana« ist eine spannende Geschichte weiblicher Selbstfindung in einer Zeit, in der Frauen Lernen und Schreiben verboten war. Ana folgt ihrer Sehnsucht, sie kämpft für ihre Freiheit, und sie schreibt die Geschichte, die wir alle zu kennen glauben, neu.
Ich verstehe die Begeisterung, die das Buch anscheinend weltweit ausgelöst hat. Und, ehrlich: das haben hervorragende Frauen vor ihr schon getan, diese von Männern geschriebene christlich-jüdische Geschichte aus weiblicher Sicht beleuchtet.
Ich möchte nur die großartige Marianne Frederiksson erwähnen, die sich v.a. Eva, Abel und Norea (Tochter von Adam und Eva) gewidmet hat und auf jeden Fall Maria E. Straub, deren "Das Geschenk" über Marias Geschichte mich auch Jahre später noch so beschäftigt und begeistert!