Der Fall Gurlitt - die wahre Geschichte hinter Deutschlands
größtem Kunstskandal.
von Maurice Philip Remy
Ich hatte durch Zufall die u.g. Reportage über den Fall Gurlitt gesehen. Klar wusste ich - vermeinte ich zu wissen! - was da passiert war. In München, in einem Stadtviertel, in dem ich zu der Zeit arbeitete... Da war in einer normalen Münchener Wohnung ein wahrer Schatz an verschollen geglaubten Kunstwerken aufgetaucht, den der Besitzer vor der Welt verborgen hatte.
Kunstwerke von höchstem Rang und, und das machte das Ganze noch anrüchiger, noch skandalöser!, Raubkunst!
Also alle Ingrediens für einen handfesten Skandal, Garanten für größtmögliche Medienaufmerksamkeit.
Doch wie so oft, wenn etwas total laut und grell daher kommt, lohnt der genaue Blick, der Blick dahinter - und vor allem der Blick auf die weitere Entwicklung.
Die beteiligten deutschen Stellen - angefangen bei bayerischen Ämtern bis hin zu Bundes-Ministerien - haben sich im Verlauf dieser Affäre wahrlich nicht mit Ruhm bekleckert, in manchen Situationen grob fahrlässig gehandelt und noch immer ist viel ungeklärt bzw ev. sogar unrechtmäßig.
Der Autor hat sich eingehend mit der Geschichte der Familie Gurlitt auseinandergesetzt, legt detailliert dar, wie so manches Werk in den Besitz des Vaters, Hildebrand Gurlitt, seines Zeichens Museumsdirektor und Kunsthändler, kam, warum die pauschale Bezeichnung als Raubkunst für eine Sammlung die weit über 1000 Stücke umfasst, völlig in die Irre führt und wie an einem alten, verwirrten, kranken Mann nicht unbedingt immer recht gehandelt wurde.
Ich habe es mit sehr großem Genuss gelesen und sehr sehr viel über Kunst, über Entartete Kunst, über Raubkunst und über Lebenswege gelernt.
Verlag schreibt:
„Tür aufgebrochen. Zollfahndung Lindau." Mit diesen knappen Worten beschreibt Cornelius Gurlitt die dramatischen Ereignisse vom 28. Februar 2012, als Zollbeamte in seine Münchner Wohnung eindringen und seine Sammlung aus über 1500 Kunstwerken beschlagnahmen – eine Aktion, die später als „Schwabinger Kunstfund" Eingang in die Medien findet und weltweit für Schlagzeilen sorgt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Bei den Bildern, die Gurlitts Vater Hildebrand im Dritten Reich erworben hat – darunter sind Kunstwerke von u.a. Paul Cézanne, Édouard Manet, Claude Monet und Henri Matisse sowie Ernst Ludwig Kirchner, Karl Schmidt Rottluff, Emil Nolde, Franz Marc und Max Beckmann im Wert von hundert Millionen Euro – soll es sich größtenteils um NS-Raubkunst handeln. Doch die Wahrheit sieht anders aus.
Maurice Philip Remy hat den Fall Gurlitt in jahrelanger Recherche aufgearbeitet, den kompletten Nachlass Hildebrand Gurlitts gesichtet und als Quelle herangezogen. In diesem Buch präsentiert er seine Ergebnisse: Remy entwirft ein Generationen umspannendes Portrait einer Familie mit ihren Licht- und Schattenseiten. Der leidenschaftliche Kunsthändler Hildebrand Gurlitt war sicher kein Nazi und Kunsträuber. Der Vorwurf, er habe sich an der Not der jüdischen Mitbürger bereichert und Kunstwerke für Parteigrößen der NSDAP besorgt, ist mit Remys Buch nicht mehr aufrechtzuerhalten. In diesem Licht wird die Verfolgung seines Sohnes Cornelius Gurlitt durch die Behörden zu krassem Unrecht. Remy weist auf der Basis der Ermittlungsakten nach, dass die Durchsuchung der Wohnung Gurlitts in Schwabing und die Beschlagnahmung der Sammlung rechtswidrig war. Und er zeigt auf, wie die Politik in Berlin diesen Skandal jahrelang verschleppt und verschwiegen hat, um von den eigenen Versäumnissen abzulenken.
Die Doku:
https://www.srf.ch/play/tv/kulturplatz/video/der-fall-gurlitt-ein-krimi-ueber-kunst-recht-und-moral?urn=urn:srf:video:c1995b67-0c3e-4b04-93a7-283fa0004876
Mehr zum Buch und Autor:
https://europa-verlag.com/Buecher/6306/DerFallGurlitt.html