Hesse ist zu depressiv
Hermann Hesse war sicher kein Humorist und es gab unbedeutendere Werke – mit denen sollte man nicht beginnen und schon gar nicht mit seinem letzten Werk: Das Glasperlenspiel – da dachte ich mir auch, was soll dies.
Aber Hermann Hesse als generell
„nicht empfehlenswert“ hinzustellen, kann ich so nicht gelten lassen. Im Gegensatz zu den modernen Autoren wühlt er nicht in Grausamkeiten: es gibt keine
vorsätzlich grauenvolle Morde, keine Hinrichtungen, keine Schlachtendgetümmel-Beschreibungen,
hier wird der Kampf allein in der Seele ausgetragen.
Und mit sehr viel Tiefe.
Seine Werke sind allesamt Erkenntniswege zur Menschwerdung.
Siddhartha – gäbe es kein Siddartha, der Weltliteratur würde etwas fehlen. Es hat gerade Mal 120 Seiten. Würde ein Mensch jedes Kapitel, welches voller Weisheit ist genau unter die Lupe nehmen und die Quint-Essens daraus in sein Leben integrieren, so bin ich sogar so dreist und behaupte:
Dieses Büchlein kann man getrost ersetzen, wenn jemand die umfassende Bibel oder andere heilige Schriften nicht lesen mag. Es steht alles drin, was man im Laufe des Lebens benötigt.
Und das auf 120 Seiten in wunderbarerer Erzählform.
Ich würde sagen: genialer geht es nicht!