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1984

1984
Zukunfts - Roman von George Orwell

ich habe mal wieder sein Buch "1984" in die Hand bekommen..
und man muß staunen was dieser Mann schon 1948 geschrieben hat.
Er sah die Dinge schon sehr genau, doch wurde auch er belächelt.
Der Roman könnte genauso gut 2011 geschrieben sein können.
Und er träfe genau die Mitte des Lebens wieder.

http://de.wikipedia.org/wiki/George_Orwell
*********chatz Paar
5.131 Beiträge
Das Buch war in den späten 70ern / frühen 80ern wirklich Pflichtlektüre - nicht nur für Schüler.

Und das eine oder andere aus dem Roman wurde ja mittlerweile wirklich Realität. Erschreckend ?

LG, Peter *wink*
**********Baer2 Paar
109 Beiträge
Wirklich?
Orwells "Big Bad" war (wie auch in Animal Farm) das stalinistische Russland, welches er in "1984" auf ein fiktives, zukünftiges England projizierte. Von einer sich selbst als sozialistisch bezeichnenden, totalitären Ein-Parteien-Diktatur sehe ich heutzutage allerdings wenig.

Ich finde, da kommt die bis zur Hirnlosigkeit hedonisierte Konsumgesellschaft in Huxleys "Schöne Neue Welt" dem heutigen Gesellschaftsmodell schon wesentlich näher: Großkonzerne und Banken haben doch längst eine größere Machtfülle als die meisten Regierungen, und Werbung ist nichts anderes als perfektionierte Propaganda.
**om Mann
356 Beiträge
Oh ja, Orwells "1984" ist ein ganz großer Roman und immer noch brandaktuell. Diktaturen gibt es ja auch heutzutage leider genug, nicht nur sozialistische.
na
ich glaube WIR werden jeden Tag ganz schön manipuliert.

Und die große Masse an Menschen glauben den Käse auch noch was wir jeden Tag zu Ohren bekommen.
Dazu brauchen wir keinen Sozialismus mehr..grrrr....
****ok Mann
217 Beiträge
Zweifelsohne eines der, wenn nicht DAS, wichtigste Werk politischer Belletristik.

Sobald Romane in das sprachliche Alltagsleben der Menschen übergehen (bei Orwell zweifach der Fall; "Big Brother is watching you" aus "1984" und "Alle Tiere/Menschen sind gleich, aber Manche sind gleicher" aus "Farm der Tiere"), lässt sich der Einfluß zweifelsohne nicht mehr bestreiten.

Wichtig für das Verständnis des Gesamtwerks Orwells, besonders aber seiner zwei wichtigsten Romane, ist es zu wissen, daß er als Freiwilliger im Spanischen Bürgerkrieg gegen Faschismus kämpfte und sich während seines letzten Lebensabschnitts selber als "konservativen Anarchisten" bezeichnete.
Bereits am Anfang seiner journalistischen Karriere wurde er freiwillig zum Obdachlosen, um aus dieser Position heraus über Armut schreiben zu können.
Während der bürgerliche Huxley senil wurde und sich in Religion flüchtete, lebte Orwell ein höchst bescheidenes und gleichzeitig sehr aktivistisches Dasein

In Gegenüberstellung schneidet "Schöne, neue Welt" u.a. für Viele subtiler ab, da Huxley einen weniger journalistischen Stil als Orwell hat. Sein Werk eignet sich auch exakt für die, die Unverständnis für Orwells Kritik am kapitalistischen Gesellschaftssystem äußern und gerne mit Begriffen wie "Konsumkritik" um sich werfen.

"1984" hat wenig mit der (bürgerlichen) Interpretation einer Kritik am Überwachungsstaat zu tun.
Orwell hegte mehr als nur Sympathie für die historisch revolutionäre Rolle des Proletariats, jedoch versetzte ihm das Scheitern der Oktoberrevolution und die wachsende Macht des Faschismus in Deutschland, Italien, Spanien und Japan so dermaßen zu, daß er sich nur schwer dagegen wehren konnte, die Menschheit als verloren anzusehen. Er zog sich auf ein einsames Landhaus zurück.
Die Intensität dieser Ohnmacht drückt sich im stark pessimistischen Ton von "1984" aus.

Aber wie hätte auch Autor Orwell mit etwas fertig werden sollen, daß selbst Trotzki fertig machte...

Insgesamt war Orwell sicherlich ein Beispiel dafür „der menschliche Kopf ist rund, damit die Gedanken ihre Richtung ändern können“, ohne dabei gänzlich richtungslos zu werden.

Kaum ein Romanautor (John Steinbeck und Upton Sinclair vielleicht) ist weiter gegangen in seiner Kritik am Kapitalismus. So enthält das Buch im Buch (die Schriften Goldsteins in "1984") u.a. bereits die Theorie des Rüstungskapitalismus a.k.a. Kalten Krieges. Die Aufteilung von Machtbereichen bzw. Kontinenten ist auch sehr realitätsnah geworden.
Die Art und Weise mit der beschrieben wird, wie jeder Krieg seinen eigenen Geschichtsrevisionismus mit sich bringt, ist klare Staatskritik und kann z.B. auf die Rolle bezogen werden, die bin Laden für die USA in Afghanistan einst spielte und wie später aus diesem Verhältnis das Gegenteil wurde.
Prophetisch war das Alles allerdings weniger als schlicht brilliant analytisch.

Für mich persönlich ist die Folter zu Ende des Buches und 2+2=5 der wichtigste Teil des Buches. Die Lüge kann noch so populär sein und von den Massen akzeptiert, weil über alle verfügbaren Quellen verbreitet, 2 und 2 bleibt trotzdem 4. Daß es kaum wen gibt, der die Folter übersteht, ändert daran nichts.
Was den Punkt von
sich selbst als sozialistisch bezeichnenden, totalitären Ein-Parteien-Diktatur sehe ich heutzutage allerdings wenig.
sehe ich ganz anders. wir leben direkt in einer. seien wir doch mal ehrlich. egal welche partei aktuell an der macht ist, sie machen alle den gleichen murks (die einen schneller, die anderen langsamer) und sind durch lobbyisten und die trägheit ihrer eigenen rechtssprechung (stichwort gesetzgebung) kaum weniger korrupt als es in einer klassischen dikatur möglich wäre. mir wäre eine offene lieber als dieses ganze verkappte und die leute verblöden lassende system von heute... davon ab, dass in einigen bereichen ein hauch mehr diktatur dem lande nicht schlecht bekäme. zum beispiel könnte man dann auf den tisch hauen und beschließen, dass diese ganze misere der unterschiedlichen schulsysteme, die in beinahe jedem bundesland unterschiedlich sind, vereinheitlicht werden, was die bundesländer ja nicht hinbekommen, von wegen kulturfreiheit und sich dann wundern, wenn nichts klappt (ich könnte da schon wieder an die decke gehen, grrrrr)
das problem ist, das es keine ideale regierungsform gibt. jede hat ihre macken sei es z.b. ein zu lasches rechtssystem (strafen für gewaltverbrecher sind zum teil echt ein witz) oder idiologische (bescheuerte, denn wie kann man nur auf solch einen stuss kommen?) grausamkeiten. es gibt in jeder form gute ideen, aber sie scheitern grundsätzlich am menschen selbst. der mensch ist nicht ideal, homogen oder nur grausam. die demokratie versucht genau da anzupacken, aber es klappt nicht wirklich. schaut euch die menschen an die an den spitzen sitzen... *snief*
um den bogen wieder zum buch zu schlagen: die vorstellung einer welt die komplett überwacht wird, in der menschen nur genau das glauben dürfen was die partei sagt, war 1948 ein rekapitulieren der vergangenheit und analysieren der daraus resultierenden dystopischsten möglichkeit. eben weil es ein analysieren war, zeigt sich etwas über 60 jahre später halt einige elemente die tatsächlich wahr, wenn auch in abgeschwächter form zu finden, sind.
die straßen, alle ecken werden überwacht. speziell london ist dafür ein berühmtes beispiel, aber auch bei uns ist das weit verbreitet. und die überwachung wird ja auch im netz so weit als möglich betrieben und dagegen und dafür vor gericht gegangen.
"1984" ist und bleibt, denke ich, noch für eine ganze weile ein sehr wichtiges werk der literatur; nur leider lernen zu wenige aus dem abschreckungsbeispiel.
**********Baer2 Paar
109 Beiträge
Goldsteins Kritik
Wir sollten an dieser Stelle nicht vergessen, dass sich Goldsteins Schriften in 1984 als weiteres Instrument der Kontrolle erweisen, mit der subversive Elemente aufgespürt und letztendlich unschädlich gemacht werden.

Goldstein ist das Feindbild, das die Konformisten zusammenhält und die Rebellen ans Licht bringt.


Was nun den Vergleich mit unserem heutigen System angeht:

Wir befinden uns zweifellos in einer Krise der parlamentarischen Demokratien (und zwar schon so weit, dass manche mit "ein klein wenig Diktatur" sympathisieren), aber die Machtkonstellationen sind doch gänzlich andere als bei Orwell (oder auch während des kalten Krieges):

Staaten werden mehr und mehr zu Erfüllungsgehilfen eines neuen Feudalismus, der nun nicht mehr von Fürsten und Königen, sondern von Banken und Konzernen ausgeht. Überspitzt gesagt besteht repräsentative Demokratie heute daraus, dass wir alle paar Jahre wählen dürfen, wer sich die nächste Legislaturperiode über von den Lobbyisten den Kurs diktieren lässt, um sich hinterher mit einem hochdotierten Beratervertrag in die freie Wirtschaft zu verabschieden - als Lohn für treue Dienste.
Selbst die freie Presse ist nicht so frei, wie wir das gern hätten: so gut wie alle Printmedien sind nämlich in hohem Maße von Werbeeinnahmen abhängig, so dass schnell ein Interessenkonflikt entsteht. Und die breite Masse bezieht ihre Meinung dann aus der BILD...

Kurzum: die politische Macht kapituliert vor wirtschaftlicher Macht bzw. ist dieser Untertan.
Das Problem ist nicht zu viel Demokratie, sondern zu wenig.
Ich denke wir haben schon eine Demokratie, doch die wird ganz schön unterwandert.
Vorgeschoben als quasi demokratisch zu sein..aber im Grunde werden wir schon von anderen Mächten wie Wirtschaft und Leuten, an die wir gar nicht denken, ..ich sage mal floppmäßig " fehlinformiert"
( manipuliert).

Doch die Meisten bekommen das gar nicht mit.
Doch so will es ja ein Staat.
Der "Ameisenhaufern" soll arbeiten und gut zu verwalten sein..was anderes wird nicht groß verlangt. Das Andere richten schon die "richtigen" Leute..grrrrrrrr...
Ich weiß selbst wie Presse manipuliert, ohne dass wir es mitbekommen.
Das schlimmste ist, daß eben die große Masse alles glaubt was sieh liest oder sieht *headcrash* *headcrash* *headcrash*
und kein eigenständiges Denken mehr einsetzt.
GUT für den Staat -- schlecht für uns Bürger !!!!
Ich stimme Tiger u Baer zu, Huxley hat eine bessere Identifikation geschaffen. Allerdings gebe ich zu, daß ich "1984"als einfach furchtbar langweilig, kalt und grottenschlecht geschrieben(übersetzt?) empfinde.
Meiner Meinung nach das am meisten überschätzte Buch (nach J.J. "Ulysseus").
**om Mann
356 Beiträge
@********upin: Deswegen vermeide ich es, wenn irgend möglich, Übersetzungen zu lesen. Man weiß nie, wer's am Ende vermasselt hat - der Übersetzer oder der Autor. Ganz abgesehen davon, dass jede Übersetzung auch Interpretation ist - und die muss mit der eigenen und den Intentionen des Autors nicht übereinstimmen.
Kurzum, ich las "1984" auf Englisch und habe nicht zuletzt auch Orwells einfachen, aber sehr präzisen und wirkungsvollen Schreibstil genossen.

Übrigens: Der "Ulysseus" ist nur passagenweise lesenswert, da gebe ich dir Recht.
*****_he Frau
60 Beiträge
Hm. Habe dieses Buch 3mal gelesen, vor ca. 25 Jahren. Lebe nun in einer anderen Zeit, mit neuen Menschen, die nachwachsen - völlig natürlich- sind halt Kinder. Sie sehen die Welt anders (als ich).
Vieles aus 1984 ist real geworden, angenommen worden, ohne Widerstand - ohne Reflektion.
Facebook ist 1984 - jeder macht mit. Der gläserne Mensch ist Realität. Dafür brauchen wir nicht einmal Folter.
Entfernen wir uns von der Denkweise Kommunismus /Demokratie. Heute (auch früher, aber unauffälliger) regiert die Wirtschaft. Der gläserne Mensch ist schon da, sofern wir /ihr es zulasst/en.
Das Buch ist altmodisch. Aber visionär.
******ang Mann
256 Beiträge
Dystopische Literatur
Guten Morgen!

Seit ich während meines Fachabiturs einen zwar kauzigen, aber sehr erfolgreichen (da Interesse weckenden) Deutschlehrer hatte, interessiere ich mich sehr für Dystopien. Orwell, Huxley, Burgess haben wir gelesen.
Die erschreckenderweise am meisten zeit- und realitätsnahe Anti-Utopie, die ich gelesen habe, ist "Oryx and Crake" von Margaret Attwood. Erst 2003 geschrieben, sind inzwischen viele damals nur angedachte Ereignisse Wirklichkeit geworden. Attwood hat einfach den Mut, aktuelle Entwicklungen unbeschönigt in die Zukunft weiter zu denken. Eine der wenigen Tatsachen in Oryx and Crake, die es bei uns noch (!) nicht gibt, sind Fernsehshows, die mit dem Tod eines Kandidaten enden.
Ziel Dystopischer Literatur ist es, für die im Buch beschriebenen Zustände zu sensibilisieren bzw. sie zu bekämpfen. Ich frage mich, in welchem Zustand sich eine Land befinden muss, damit solche Literatur wirklich wachrüttelt? Denn uns in Deutschland geht es ganz gut, und wir merken dabei nicht, dass man alles mit uns machen kann.
TV - Film 1984 heute 15.1.2012
in Tele 5 um 20.15 Uhr
wenn es interessiert kann ja mal den Film dazu anschauen !!
*********chatz Paar
5.131 Beiträge
@HandicapLady
Danke für den Tipp!

LG, Peter *wink*
Nicht entweder - oder
Beide, Orwell und Huxley, lagen mit ihren Analysen und Prognosen richtig - Huxley für den "Westen", Orwell für den "Osten".

Falls jemand Interesse an einer dystopischen Satire hat - Karel Capek, Der Krieg mit den Molchen. Etwa hundert Jahre alt, doch in der Beschreibung des absurd-kurzsichtigen Verhaltens der lieben Menschen aktueller als manches heute geschriebene Buch.
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