Für und wider
Bisher habe auch ich noch kein eBook in Erwägung gezogen. Das Argument, dass es auf Reisen praktisch ist, ist zwar nicht von der Hand zu weisen. Und es würde mich sogar nicht wundern, wenn der ökologische "Footprint" der Dinger tatsächlich besser ist als der klassischer Bücher. Druck- und Papierkosten (auch, woraus wird das Papier gewonnen), Versand, Lagerhaltung, und nicht zuletzt auch die Chemikalien des Drucks sprechen nicht für Bücher.
Und doch: Lesen ist für mich ein sinnliche Erlebnis. Ich fühle das Buch, jede einzelne Seite, kann es riechen, kann buchstäblich zwischen die Seiten eintauchen und auch darin herumblättern, ich sehe den Einband, wiege sein Gewicht, und das ist für mich ganz altmodische Wertschätzung.
Und das sage ich als jemand, desse Job sich um das Thema Online dreht.
Vielleicht liegt es daran, dass ich selbst schreibe: Die Sprache und der Inhalt des reinen Textes werden nicht durch die Form beeinflusst und verändert. Wohl aber mein Gefühl dem Buch gegenüber als Kunstwerk. Zwar ist nicht das Buch als solches das Kunstwerk, sondern sein Inhalt, aber ein Gemälde oder eine Skulptur hat als Foto auf einer Festplatte auch nicht die gleiche Aura wie etwas, das man sich (und sei es als Kunstdruck) an die Wand hängen oder aufstellen kann.
Daher würde ich ein eBook tatsächlich für Fachliteratur in Betracht ziehen. Auch dieser messe ich ihren Wert bei, aber ich betrachte sie nicht als Kunst, sondern als Werkzeug. Und das darf bitteschön so ptraktisch und effektiv wie möglich sein.
Und nein, ich sehe das durchaus anders als den Übergang von der Vinyl zur CD. Es mag einen gewissen Klangunterschied geben, und ganz gewiss gibt es einen weiteren Verlust bei mp3. Dennoch, selbst wenn man das absolute Gehör hat: Die Wahrnehmung des Kunstwerkes Musik bleibt dennoch weitgehend unverändert, denn ob von Schellack, Vinyl, CD oder mp3: Musik erschließt sich für mich jedenfalls anders, denn ihre Wahrnehmung erfolgt getrennt von ihrem Träger.
Doch wer weiß, ob mich nicht doch irgendwann das eBook auch für Literatur überzeugen kann. Zumindest für bestimmte Momente...