Paul Cleave
Wenn sich so durch die aktuelle Thrillerlandschaft im räumlichen Sinne schmökert, so findet man sich natürlich traditionell häufig in den Staaten wieder. England ist auch sehr beliebt und nicht erst seit Stieg Larsson müssen wir erkennen, dass sich die Abgründe niederer Instinkte auch häufig in den skandinavischen Ländern finden lassen. Auch Spannungsliteratur in und aus deutschen Landen erfreut sich großer Beliebtheit.Aber die Frage nach guten Thrillern aus Neuseeland löst höchstens ein ratloses Schulterzucken hervor. Da verbindet man noch am ehesten den Namen Christchurch mit der "Grünen Insel" -zumeist allerdings wegen des schlimmen Erdbebens Anfang 2011.
Dabei bietet gerade Christchurch auch literarisch einen Moloch an Psychopathen, wie die so langsam ihre Fangemeinde findenden Romane des Neuseeländers Paul Cleave. Denn seine Handlungen spielen alle samt und sonders in dieser mit 350.000 Einwohnern zweitgrößten Stadt Neuseelands.
Mittlerweile sind bereits vier Romane bei uns in Deutschland erschienen und der nächste "Der Totensammler" liegt schon auf der Lauer. Cleave bietet eigenständige Thriller, also mit wechselnden Protagonisten, wobei er - als kleines Gimmick - in jeden seiner neuen Thriller versteckte kleine Querbezüge zu den Handlungen bisheriger Thriller einbaut. Cleave versteht es, extreme Spannung aufzubauen und den Leser durch die Abgründe menschlicher Psyche zu begleiten.
Dies tut er z.B. in "Der 7. Tod" überaus sarkastisch aus der Sicht des unscheinbaren Putzmanns Joe, der allerdings als Schlächter von Christchurch durch die Gazetten geistert und angeblich schon 7 Frauen auf dem Gewissen hat. Doch nicht die Morde an den Frauen sind Joe's Problem, denn die haben es ja in seinen Augen verdient - vielmehr stört es ihn, dass nur sechs der sieben Toten auf seine Kappe gehen und nun will er den nachahmungstäter finden und richten. Klingt ziemlich nach schwarzem Humor - ist es auch... aber gleichzeitig hochspannend und fingernagel-zehrend.
Oder aber der ziemlich verstörende und wie ich finde fast beste Thriller "Der Tod in mir", in dem Paul Cleave uns mit dem Buchhalter und liebevollen Familienvater Edward Hunter konfrontiert, dessen Leben vollkommen aus den Fugen gerät, als er in einen Banküberfall gerät und dabei seine Frau kaltblütig von den Bankräubern erschossen wird. Denn Edward auch seine Leiche im Keller, denn sein Vater sitzt als überführter Serienmörder an Prostituierten seit Edwards Kindheit ein. Und nun befürchtet Edward, dass durch seine Rachegelöste an den Mördern seiner Frau auch in ihm ein Monster freigesetzt wird, das ihn zur Rache und damit zum Mord treibt. Und als seine Tochter in Gefahr gerät, scheint seine schlimmste Befürchtung wahr zu werden.
Oder Cleave lässt und den eher langweiligen Lehrertyp Charlie begleiten, der des Mordes an zwei jungen Frauen verdächtigt ist. Das Problem: Charlie weiß, dass nicht er die Beiden umgebracht hat, sondern ein mysteriöser Unbekannter Namens Cyris. hingegen ist die Polizei und sogar sein Exfrau überzeugt, dass Charlie sich diesen Cyris nur einbildet. Also muß Charlie sich selbst auf die Suche begeben - zwangsbegleitet von seiner Exfrau Jo, die er mehr oder weniger entführen muß, weil sie ihn an die Polizei verraten wollte. Für ihn und für uns Leser folgt eine ziemlich durchgeknallte Suche nach dem Phantom Cyris.
Ich kann Paul Cleave - dessen Bücher im Übrigen alle als Taschenbuch veröffentlicht wurden und damit auch erschwinglich sind - allerwärmstens ans Herz legen. Wer einfach keine Lust auf Patterson, Deaver, Grisham und co hat, wer Mankell, Nesbo, Larsson oder Adler-Olsen über hat, der sollte sich mal an Paul Cleave versuchen. Spannung und selten gute Unterhaltung ist da garantiert.