Ich kenne Menschen, die sich weigern, zu verreisen, weil zuhause ist's ja auch schön. Ich kenne auch Menschen, die aus ihren ureigenen Gründen niemals Bus oder Bahn fahren, weil sie lieber ihr Auto benutzen, selbst wenn sie wegen Straßenbauarbeiten und Staus vorausslichtlich länger brauchen als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Manche haben Angst vor dem Fliegen und verzichten deshalb auf weite Reisen. Manche joggen niemals im Freien, rennen aber fast täglich auf dem Laufband im Fitnessstudio.
Es gibt eben Menschen, die ihre ganz eigenen (und ganz unterschiedlichen) Gründe haben, bestimmte Erfahrungen nicht zu machen.
Und das ist auch okay so.
Aaaber: Ich glaube, es gibt einen Unterschied zwischen einer unreflektierten Abneigung gegen etwas und einer bewusst getroffenen Entscheidung, nachdem man sich umfassend mit einem Thema auseinandergesetzt hat. Bei manchen Beschreibungen vermisse ich letzteres.
Wie schon mal geschrieben, fehlt mir in Beiträgen oft auch die Erkenntnis, dass es nicht ausschließlich das eine oder das andere gibt. Wenn jemand mal mit der Bahn fährt, heißt das nicht, dass er sein Auto verkaufen soll. Wer einen eBook-Reader besitzt, liest auch noch gedruckte Bücher.
Auf einem eBook-Reader kann ich aber Bücher lesen, die es in gedruckter Form gar nicht gibt oder die nicht mehr verlegt werden. Und sonst habe ich bei Literatur fast immer die freie Wahl(!), welche Variante ich kaufe und lesen möchte. Der everestgleiche Zeitungspapierberg eines Jahres schrumpft auf ein Nichts, sofern man das will.
Das Bild meines Readers sieht aus wie eine gedruckte Buchseite, die in einem Bilderrahmen steckt, die ich aber elektronisch umblättern kann. Von etwa 20 Skeptikern, die den Reader leihweise in ihren Händen hielten, waren bis auf einer alle beeindruckt, wie leicht das Lesen (mit dem eInk-Display) geht und wie schnell man vergisst, dass man "elektronisch liest".
Der eine Ausreißer war ein Fremder in der Bahn, der über Dinge schimpfte, die ich per Schriftbildeinstellung für ihn korrigieren konnte, so dass er gleich wieder schimpfte, dass er es so ja auch wieder nicht richtig fänd. Jemand also, der an einer elektronischen Darstellung die Dinge bemängelte, die man im gedruckten Buch noch viel weniger steuern kann (Schriftgröße, mit Serifen oder ohne etc.). Wie sich herausstellte, war er übrigens Mitarbeiter einer örtlichen Tageszeitung und somit vom Papierdruckerzeugnis finanziell abhängig.
Nun ja - die anderen ca. 19 Personen wollten sich nicht unbedingt alle sofort einen eigenen Reader kaufen, aber sie sind zumindest vom Verteufeln der Technik zu einer deutlich positiveren Einschätzung gelangt. Und tatsächlich ließen sich einige beraten, auf was sie bei einem eventuellen Kauf achten sollten.
Oh, Mist... schon wieder eines meiner ehrgeizigen Plädoyers.
Sorry dafür.
Aber es ist nun mal so: Beide Varianten haben ihre Vorteile, und würde ich z. B. die elektronische Version ablehnen, wären mir einige literarische "Schmuckstücke" verborgen geblieben. Ja, ich lese wieder mehr.
Danke, eBook.