E-Books sind noch so neu, dass man zu viel Unsinn, Unwissen und Unzutreffendes darüber findet. Und das natürlich mit einer Lautstärke und Präsenz dargestellt, dass die Fakten kaum wahrgenommen werden.
Die Verlage gehen in Verteidigungsstellung, mauern und blockieren, statt die Chancen zu sehen.
Die Hersteller bekommen es nicht auf die Reihe, die Unterschiede und Vorteile von echten Lesegeräten gegenüber (Tablet-)Computern klarzustellen.
Zu ein paar Dingen, die mir beim Überfliegen dieses Threads aufgefallen sind:
E-Book und Lesegerät werden oft gleichgesetzt.
Das E-Book ist das Werk der Autorin, bzw. des Autors. Das Medium ändert nichts an der kreativen Leistung.
Das Lesegerät – wers mag darf das auch denglisch »Reader« nennen – ist das Maschinchen, auf dem man das E-Book liest.
Tabletcomputer (iPad, Samsung Galaxy, und wie sie alle heißen) sind KEINE dezidierten Lesegeräte.
Alles was mit LC-Displays arbeitet (Tablets, Laptops, Computer, Handys) hat eine Beleuchtung hinter dem Display. Das ist es, was das Lesen an diesen Geräten so ermüdend macht. Wenn die Anzeigefläche heller ist als die Umgebung werden die Stäbchen und Zäpfchen der Netzhaut zu unterschiedlich beansprucht (helle Anzeigefläche, dunklerer Hintergrund), was zu einer Belastung führt. Der größte Bereich und entsprechend größte Energieverbraucher im Gehirn ist nämlich das Sehzentrum.
Dezidierte Lesegeräte haben ein elektrophoretisches Display. Das bedeutet, dass in einer hellen Trägerflüssigkeit mikroskopisch kleine elektrisch geladene Teilchen gelagert sind, die verschiedene Farben haben. Zur Zeit gibt es nur schwarz-weiße elektrophoretische Displays, farbige sind geplant. Größter Hersteller ist E-Ink.
Je nach Stromfluss zwischen den Elektroden über und unter dem Display werden die weißen oder die schwarzen Teilchen an die sichtbare Oberfläche gezogen, die anderen sind durch die undurchsichtige Trägerflüssigkeit verdeckt.
Weil die Trägerflüssigkeit undurchsichtig ist, kann man keine Hintergrundbeleuchtung (wie in Computern, handys, etc) einbauen. Lesen kann man mit so einem Gerät (wie auch auf Papier) nur mit einer Lampe, oder im Sonnenlicht, was mit einem LC-Display fast unmöglich ist.
Die jetzige Generation von E-Ink-Displays ist einfach klasse (finde ich). Die Schriftdarstellung sieht aus wie auf hellem Umweltpapier (es gibt noch keine reinweiße Trägerflüssigkeit) und ist knackig scharf.
Bei jedem »Umblättern« muss die Anzeige komplett »umgebaut« werden, helle und dunkle Teilchen rauf- und runtergeschoben werden und das viele Millionen mal. Damit keine Teilchen von der vorherigen Seite das neue (Schrift-)Bild verunreinigen, muss die Seite einmal komplett gelöscht werden, das macht man mit einem Invertieren der Anzeige, die inzwischen nur noch weniger als eine Sekunde dauert. Nach einer Weile merkt man das gar nicht mehr.
Neben der Darstellung ist auch die Sparsamkeit der E-Ink-Displays ein Riesenvorteil. Die verbrauchen nämlich nur dann Strom, wenn sie arbeiten, dh. die Anzeige neu aufbauen (= umblättern). In der restlichen Zeit verbraucht das Gerät überhaupt keinen Strom. Durch die Zähigkeit der Trägerflüssigkeit bleiben die farbigen Teilchen auch ohne Strom da wo sie sind. Deshalb kann man mit einer Akkuladung zwei bis vier Wochen lesen, je nachdem wie lange man pro Tag liest.
In vielen Bereichen finde ich E-Books einfach besser als Papier-Bücher. Beim Frühstück muss ich nicht mit dem Ellenbogen das Buch offen halten, wenn ich mir einen Toast schmiere und es belegt nur den halben Platz eines Taschenbuchs auf dem Tisch.
Das mit der Haptik, Geruch, Geräusch, etc halte ich für reine Gewohnheitssache. Ein Buch fühlt sich
so an, ein Lesegerät eben anders. Man kann auch Metalloberflächen angenehm gestalten, siehe Apples MacBooks. Geräusch und Geruch sind mir egal, das nehme ich nach einer Weile lesen sowieso nicht mehr wahr. Mir kommt es auf die Geschichte, die Phantasie, die Leistung des Autors an. Ob ich die auf Papier, E-Ink-Display oder was anderem lese ist (mir) nicht wichtig.