John Niven "Gott bewahre"
Wie würde Euch ein Buch gefallen, das damit beginnt, dass Gott von einem 1-wöchigen Angelurlaub zurück in den Himmel kommt und feststellen muß, dass in der Zwischenzeit die Menschen vollkommen durchgeknallt sind. Weltkriege, Hungersnöte, Finanzkrisen, Rassismus, Dazu muß man natürlich wissen, dass 1 Tag im Himmel ca 57 Erdenjahren entspricht.Er beruft sofort... d.h. erst nachdem er sich auf den Schreck einen Joint gegönnt hat.... eine Krisenkonferenz ein, hält Rücksprache mit dem Teufel und sieht als einzigen Ausweg, Jesus wieder auf die Erde zurück zu schicken, um wie damals die Menschen zu bekehren. Dummerweise aber hält sich die Lust von Jesus (genannt "JC") in Grenzen, denn er spielt viel lieber zusammen mit Jimmy Hendrix kiffenderweise Gitarre.
Nichts desto trotz: was muß, das muß. So versucht Jesus im Amerika unserer Zeit wieder Jünger um sich zu scharren, was sich allerdings deutlich schwieriger gestaltet als geplant. Mit seiner kleinen Truppe aus Verlierern (Drogenabhängige, Alkoholkranke, Alleinerziehende, Vietnamkrieg-geprägte) kommt er schließlich auf die Idee, seine musikalische Begabung zu nutzen und sich im Rahmen einer berühmten TV-Castingshow einen großen Bekanntheitsgrad zu verschaffen.
Dazu muß er allerdings erst mal quer durch die Staaten kommen, was ohne Geld in ein ausgesprochen vergnügliches, aber gleichzeitig auch nachdenkliches und bewegendes Roadmovie "ausartet", das denn mit Beginn der Castingshow nahtlos zu einer äußerst bissigen Medien- und Gesellschaftssatire mutiert.
Das klingt ziemlich durchgeknallt und in Augen von konservativen Christen auch sicherlich ziemlich blasphemistisch... und wahrscheinlich ist es das - zumindest für Diese - auch. Auf alle Fälle aber ist es durchgeknallt, sarkastisch, ziemlich witzig, teilweise äußerst ernst und berührend und zu 100% kurzweilig und unterhaltsam.
Neben "Der Hundertjährige, der durchs Fenster stieg und verschwand" und "Robocalypse" (stell ich in nem anderen Fred noch vor) ist "Gott bewahre" mein absolutes Lieblingsbuch 2011. Wer einfach mal etwas ganz anderes lesen möchte, keinerlei religiöse Befindlichkeiten hat, eine Kombination aus Witz, Satire und Kesellschaftskritik zu geniessen weiß, dem sei dieser Roman wärmstens empfohlen.