Lass uns Feinde bleiben
Von Sebastian Schnoy.
ISBN: 978-3-499-25494-9
Ich tippe am besten erstmal das ab, was auf der Rückseite des Buches steht:
Wer Frauen alles recht macht,
tut ihnen unrecht.
Tim ist nett. Für seine Sarah verzichtet er aufs Rauchen, stellt seine E-Gitarre in den Keller und geht zum Yoga.
Doch was hat er davon? Sarah verlässt ihn trotzdem.
Ausgerechnet für Ben, einen Heavy-Metal-Gitarristen, der raucht, säuft und sein Ding durchzieht. Tim wird klar:
Er muss aufhören, nett zu sein. Und er findet auch bald heraus, wo man das lernt. Im Club der Kerle erfährt er das Geheimnis echter Männer: Wer wenig gibt bekommt viel. Und es funktioniert. Aber wie gemein kann und will man sein, wenn man doch eigentlich ein Guter ist?
Ich musste bei dieser Lektüre oft schmunzeln, aber eben so oft fühlte ich mich an meine eigene Vergangenheit erinnert. So kann ich mich zum Teil mit der Hauptperson Tim aber auch und seinem Club-der-Kerle- Coach Nils identifizieren.
Früher war ich auch so ein "lieber" politisch korrekter Frauenversteher und Tröster. Geprägt aus der Hochzeit der Emanzipationsbewegung der 80ger und 90ger. Für die damaligen Emanzen in der Hochschule war nur ein schwuler oder impotenter Mann ein guter Mann. Ich war aber weder das Eine noch das Andere.
Trotzdem fanden diese Frauen mich nett! Da sie mich nicht als Mann (und potentiellen Vergewaltigter) gesehen haben, sondern eben als Frauenversteher. Die Männer die sie hassten, mit denen sind sie ins Bett gegangen!
Ja ich glaube, mein größter Fehler aus der damaligen Zeit war es, alles Richtig machen zu wollen.
Und womit wurde ich als netter verständnisvoller Frauentröster belohnt?
Zur Belohnung durfte ich noch bis deutlich über 30 Jahre unkeküsst und unberührt - also "Jungmann" - bleiben! (Kein Scherz!)
Ein wenn auch unfreiwilliges Zölibat, von dem sich sicherlich so mancher katholischer Mann Gottes eine Scheibe abschneiden kann.
Das einzige, was ich zu dieser zölibatären Zeit von den Mädels zuhören bekam, war in Etwa folgender Wortlaut:
"Du Uli, ich finde, du bist total lieb und nett, ABER... bla... bla... bla... !" Was ja wohl nichts anderes hieß als: "Zwischen uns wird nie was laufen, das kannst du knicken!"
Tja, das war wohl genau mein Problem, ich war "lieb und nett" aber eben damit kein "richtiger Kerl" auf den Frauen schimpfen. Zur Krönung hat man(n) sich noch für seine ganz normale und vollkommen unperverse sexuelle Fantasie geschämt.
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Au Mann!
Ich wundere mich heute darüber, was ich damals alles ausgehalten hatte. In irgend einer billigen Soap-Opera, wären Typen wie ich damals längst in der Klapse gelandet, oder zum perversen frauenhassenden Vergewaltigter geworden. Dort ist aber eher das gegenteilige Thema der Dauerbrenner: kommt dort irgend ein dummes Teene-Pärchen (13 - max 16) vor, wird die Tusse auch sofort schwanger. -
Au, was für ein Bart!
Zum Glück ist diese für mich prekäre Zeit endgültig vorbei (ich nenne heute deshalb diesen Lebensabschnitt Prekarium), wurde schon vor über 10 Jahren "entjungmannt" und habe in Puncto Sex recht gut aufgeholt, viele sogar überholt.
(Bin ja auch hier im Joy - Gelle!
)
Heute jammere ich zum Glück eher auf hohen Niveau, z.B. wenn ich über zwei Monate nicht mehr mit einer Frau
habe. (Werde bald 48, da will man(n) auch nicht mehr so oft wie früher, wo ich nicht durfte.)
Frau findet mich zum Glück auch nicht mehr so nett, dafür aber interessant. Du-bist-lieb-und-nett-Sprüche bekomme ich auch nicht mehr so oft von einer Frau zu hören, dafür aber öfters die Frage, wann ich ihr endlich meine Briefmarkensammlung zeige. So muss es sein, das ist gut so!
Ich spiele mit dem Gedanken, zu dieser Thematik selber ein Buch zu schreiben, um Männern zu helfen, aus diesem Teufelskreis, wie ich damals, heraus zu kommen. Denn es gibt mehr Unberührte als ihr glaubt, die meisten schämen sich dafür und outen sich deshalb nicht. Die, die sich outen, nennen sich übrigens AB's (Absolute Beginner).
Vielleicht wäre das auch mal ein interessantes Thema für das Joy-Magazin hier.
Momentan habe ich aber so wenig Zeit, dass ich nicht mal dazu komme alle Bücher zu lesen, die ich gerne lesen möchte. Geschweige denn zu schreiben.
In diesem Sinne, beste Grüße an alle Leseratten,
Uli