Gerade gelesen:
"Engel zweiter Ordnung" von Rudolf Harbringer.
Nach "Island-Passion" war ich ganz gespannt auf sein neues Buch.
Eine sprachlich und konzeptionell sehr interessant Geschichte einer wiedergefundenen heimlichen, Liebe zwischen einem Literaturprofessor und der Frau eines auf dem Karrieresprung stehenden Politikers, in der ein Privatdetektiv eine ganz eigene Rolle spielt...
Die Geschichte wird aus Sicht jeder der drei Figuren erzählt, wobei sich das Ende mit jeder Person etwas weiter entwickelt. Dem Autor gelingt es überzeugend, wie ich finde, diese drei unterschiedlichen Perspektiven mit einer zu den Figuren passenden Sprache zu schildern und sie dadurch sehr lebendig werden zu lassen. Allerdings sind sie trotz ihrer Eigenarten letzlich doch eher stereotype Figuren und bleiben dadurch blass:
• Der korrekte, biedere Literaturprofessor, der nur durch die Begegnung mit seiner Jugendliebe seinem Alltagstrott entflieht und seine Frau betrügt
• Die taffe, ihrem Mann in allen Belangen den Rücken freihaltende Politikergattin, natürlich die attraktivste in ihrer Frauenrunde
• Der schmierige und verklemmte Hinterhof-Privatdetektiv, der sich seinen porschegesteuerten Potenzfantasien hingibt und die Grenze zur Kriminalität bereitwillig überschreitet
Die Geschichte selbst dagegen finde ich eher mau. Beim Lesen kam mit immer mehr das Bild einer beliebigen "Tatort"-Episode in den Sinn, wenig originell, wenn auch durchsetzt mit den unwahrscheinlichsten Zufällen, die der Geschichte eine zwar einen eigenen, aber auch wieder beliebig konstruierten Charakter geben.
Fazit: Ambivalent. Literarisch lesenswert, von der Story eher fad. Den Vorgänger "Island-Passion" fand ich um Welten besser...
Und ebenfalls gerade über Weihnachten verschlungen:
"Krabat" von Ottfried Preußler
Leicht zu lesen. Weniger, weil es ein Kinderbuch ist, das nicht nur mystery- und märcheninteressierte Erwachsene fesseln kann, sondern weil seine Sprache sehr bildreich und zugleich Raum für viele Zwischentöne läßt.
Die Geschichte vom Bettelbuben Krabat, der einem geheimnisvollen Ruf in die Mühle eines zaubermächtigen Müllers und seiner Lehrlinge folgt, wo er nicht nur ein festes Dach und gutes Essen bekommt, sondern sich auch dunklen Mächten gegenüber sieht, habe ich zwar als Film (gelungene, wenn auch natürlich stark geraffte und veränderte Adaption mit exzellenten jungen Schauspielern wie David Kross und Daniel Brühl) schon mehrmals gesehen, BEVOR ich das Buch las, aber dennoch hat Preußlers Erzählstil mich gebannt Seite um Seite verschlingen lassen, fast wie ein Kind
Deshalb vor allem ist es ein Kinderbuch...