"Carte blanche" von Jeffery Deaver (ein James Bond Roman)
Ja, Ihr lest richtig. Jeffery Deaver und 007 - das ist tatsächlich zusammen gekommen. Wer sich ein bißchen in der 007-Historie auskennt, weiß, dass nur ein Teil der bekannten kkino-Blockbuster Originalstory's von Bond-Vater Ian Flemming umgesetzt hat. Einfacher Grund: Flemming hat nicht genügend Bond-Romane geschrieben, bevor er gestorben ist .
Und immer wieder stellte sich daher die Frage für die Erben und Rechteinhaber: Wer kann in Ian Flemmings Sinne sein Erbe fortsetzen? Es wurde schon Einiges ausprobiert - sogar ein Wettbewerb wurde mal ausgeschrieben. Meist aber wurden die nicht auf Originalstorys aufgebauten Bond-Filme von ganzen Autorenteams geschrieben.
Und nun haben sich die Erben Flemmings für Jeffery Deaver entschieden und ihm gestattet, einen neuen Bond zu schreiben. Deaver dürfte den meisten von Euch durch das geniale Ermittlerduo Lincoln Rhyme und Amelia Sachs bekannt sein und die Verfilmung des Debütromans "Der Knochenjäger" mit Angelina Jolie und Denzel Washington als Sachs und Rhyme.
Und ich finde, Deaver macht seine Sache nicht schlecht. Es ist offensichtlich, dass er - wie er auch in seinen Dankesworten im Buch freimütig bekennt - ein großer Fan von 007 ist und dementsprechend viel kopiert er an wichtigen Handlungsmustern. Dabei bewegt er sich deutlich näher an den Verfilmungen, als an den Büchern.
Sein Bond-Debüt "Carte Blanche" (womit übrigens nichts anderes als die berühmte 'Lizenz zum Töten' der 00-Agenten gemeint ist) beinhaltet somit all die Zutaten, die die eingefleischten Bond-Fans quasi inhaliert haben, als da wären:
schnelle Autos
tolle Uhren
überhaupt offenes Produktplacement wie in den meisten Filmen
einen fiesen und psychopatisch angehauchten Bösewicht
dessen gleichermaßen genialen wie skrupellosen und brutalen Killer
eine den Weltfrieden (bzw. zumindest England) bedrohende Krise von Menschenhand
einiges an Freund und Feind während der Ermittlungen
M - männlich, zigarrenrauchend, loyal zu Bond
Q - als Abteilungsbezeichnung und mit einem Inder (!) als Bonds Techniklieferant
jede Menge Technik (durchaus innovativ, aber nicht sooo abgehoben, wie z.B. in den 80iger-Jahre -Verfilmungen)
....
und natürlich jede Menge schöne Frauen, die Bond teilweise flach legt, teilweise begehrt, teilweise nicht versteht, teilweise tröstet.
Bond kommt dem Mogul des größten Abfallverwertungskonzerns der Welt auf die Schliche, der anscheinend einen Aufsehen erregenden Anschlag mit mehreren tausend Opfer plant. Von Serbien führen Spuren nach Afganistan, aber vor allem nach Südafrika, wo der Bösewicht Hydt seinen riesigen und natürlich festungsähnlich bewachten Firmensitz hat. Mit Hilfe einer äußert attraktiven, gleichmaßen aber äußerst kühlen und abweisenden Polizistin mit Zulu-Wurzeln versucht Bond in das Innerste von Hydt's Firmensitz vorzudringen. Weitere Unterstützung erhält er von dem zwielichtigen Afrikageheimagenten seiner Majestät, Lamb wie auch von der charismatischen, knallharten, ähnlich attraktiven, aber nicht ganz so abweisenden Hilfsorganisationschefin Felicity (ist das nicht ein klassischer "Bond-Vorname") Willing. Und natürlich muß Bond einige Alleingänge hinter sich bringen, allerlei Gefahren und Anschlägen trotzen und ziemlich rumknobeln, um endlich in einem furiosen Showdown die Katastrophe abzuwenden versuchen.
Und Deaver wäre nicht Deaver, würde er nicht sein eigenes Markenzeichen, nämlich das richtige Ende nach dem Ende, als Stilmittel einsetzen.
Der Roman liest sich wirklich gut, ist kurzweilig und durchaus spannend. Ich könnte ihn mir durchaus für eine Verfilmung vorstellen. Und ich könnte mir vorstellen, dass sowohl die Deaver-Fans wie auch die Bond-Fans auf ihre Kosten kommen. "Carte Blanche" ist in der Tat ein klassischer Bond-Roman - allerdings in der heutigen Zeit spielend.