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Die DDR im Buch

*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Die DDR im Buch
Bevor der thread über Bücher, die ein MUSS sein sollten, thematisch völlig aus dem Ruder läuft, fange ich hier mal ein neues Thema an. Mich interessiert, was ihr an Literatur aus der DDR, über die DDR kennt, mögt oder nicht mögt.

Ich fange mal an: eines meiner Lieblingsbücher ist Reiner Kunzes "Die wunderbaren Jahre". Denen, die es nicht kennen, sei es wärmstens empfohlen.
"Meine freie deutsche Jugend" von Claudia Rusch hat mir auch sehr gefallen.
Dagegen gingen mir die "Zonenkinder" von Jana Frey mit ihrem ostalgischen Jammerton total auf die Nerven.

Ich freue mich auf eine angeregte Diskussion.
*****ris Mann
310 Beiträge
Hallo Doro,

dieser Thread beginnt nun auch wieder wie so viele andere mit der Aufzählung von Buchtiteln. Darauf antwortet ein anderer "das habe ich auch gelesen, das finde ich gut, das finde ich schlecht usw."

Mit Verlaub, wen interessiert denn eine bloße Auflistung wer was gelesen hat.

Von wirklichem Interesse ist doch, was ist das für ein Buch, wovon handelt es, wie ist es geschrieben, wie wirkt es auf einen. Aber auch warum finde ich es gut oder schlecht oder berührend oder abstoßend. Wie ist es im Vergleich zu anderen Büchern desselben Autoren die ich schon gelesen habe.

Alles Liebe Charly
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Du hast recht, eine bloße Aufzählung ist nicht besonders unterhaltsam und auch nicht informativ. Kannst du eine bessere Formulierung finden?
wahre worte, die Callaris gesprochen hat, und die sich über viele foren hier im JC und generell hinziehen ....


dennoch möchte ich ein buch, dass mich noch immer beschäftigt, kurz vorstellen

Katrin Sass: Das Glück wird niemals alt (2003)

autobiographie der 1956 in Schwerin geborenen theater-, fernseh- und filmschauspielerin, die bei "uns" am bekanntesten durch ihre rolle in "Goodbye, Lenin" und "tätigkeiten" im polizeiruf bekannt sein dürfte.
sie schreibt von kindheit und jugend in der DDR, ersten gehversuche als theaterschaupielerin, begegnungen mit Peter Sodann u.v.m. und was es bedeutet hat, in einem klima der denunziation, des misstrauens und ständigen achtsamkeit aufzuwachsen, zu wachsen und wie sie versuchte den gewaltigen druck, der auf ihr lastete, durch alkohol (nicht) zu kompensieren.
*****ris Mann
310 Beiträge
Hallo Doro,

es geht ja nur darum, immer wieder darauf hinzuweisen, dass niemandem damit gedient ist, wenn er die Literaturlisten anderer zu lesen bekommt. Ich denke wir sollten dazu übergehen zumindest in einigen Threads zu Buchbeschreibungen / Buchbesprechungen zu kommen.

Die Thematisierung, wie jetzt von dir, finde ich gut. Ich selbst habe noch kein Buch mit dem Thema "DDR" gelesen, ob ich eines lesen möchte werde ich nicht aus einer Liste lieferbarer Bücher erfahren, sondern aus Rezensionen. Es ist doch das Schöne hier, dass ich dann auch noch einmal nachhaken kann, eine Frage stellen, Anmerkungen machen.

Das ist dein Thread mit einem guten Thema. Wenn du Lust hast, beginne doch die Bücher die du zu dem Thema gelesen hast zu beschreiben. Möglichst ein Buch nach dem anderen, dann kann man auch besser reagieren.

Alles Liebe Charly
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Christa Wolf, Ein Tag im Jahr
@*****ris
Das ist eine Herausforderung *zwinker* , mal sehen, ob ich Dich hierfür begeistern kann.

1960 gab es einen Aufruf der Istwestja an die Schriftsteller der Welt, den 27. September zu beschreiben. Christa Wolf hat sich angeschlossen und das dann jedes Jahr wiederholt bis zum Jahr 2000. Sie beschreibt diesen Tag in allen Einzelheiten, so entsteht über die Jahre ein Bild vom Alltag in der DDR und später im vereinigten Deutschland und von dessen Veränderungen im Lauf der Zeit. Außerdem berichtet sie von wichtigen Ereignissen des jeweils vergangenen Jahres. So ist in sehr schöner Sprache eine Art Alltags- Und Kulturgeschichte der DDR und der ersten 10 Jahre nach ihrem Ende entstanden.
Da der 27.09. auch der Geburtstag meines Vaters war, ragt dieser Tag im Jahr für mich ein wenig heraus, und ich habe auch eigene Erinnerungen. Das Buch beschreibt die Welt, in der ich meine Kindheit verbracht habe, von kurz vor meiner Geburt bis weit in mein Erwachsenenleben.

"Das Bedürfnis, gekannt zu werden, auch mit seinen problematischen Zügen, mit Irrtümern und Fehlern, liegt aller Literatur zugrunde und ist auch ein Antriebsmotiv für dieses Buch... Aber der ausschlaggebende Grund dafür, diese Blätter zu publizieren: Ich denke, sie sind ein Zeitzeugnis... Unsere jüngste Geschichte scheint mir Gefahr zu laufen, schon jetzt auf leicht handhabbare Formeln reduziert und festgelegt zu werden. Vielleicht können Mitteilungen wie diese dazu beitragen, die Meinungen über das, was geschehen ist, im Fluss zu halten, Vorurteile noch einmal zu prüfen, Verhärtungen aufzulösen, eigene Erfahrungen wiederzuerkennen und zu ihnen mehr Zutrauen zu gewinnen, fremde Verhältnisse etwas näher an sich heranzulassen..." (S.8)
*****ris Mann
310 Beiträge
@doro
Vielen Dank, das ist super. So erträumte ich mir alle Beiträge. Jetzt warte ich mal ab was da noch alles kommt.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Reiner Kunze, Die wunderbaren Jahre
Seit mehr als 30 Jahren mein Lieblingsbuch zu diesem Thema. Das er es im westen veröffentlicht hat, hat Kunze die Ausbürgerung (soweit ich weiß) gegen seinen Willen eingebracht.

Der Titel beruht auf einem Zitat von Truman Capote: "Ich war elf, und später wurde ich sechzehn. Verdienste erwarb ich mir keine, aber das waren die wunderbaren Jahre."
Allein das berührt eine Saite in mir, deren Klang ich nicht mit Worten wiedergeben kann. Wer sich an seine Teenagerjahre erinnert oder gerade welche groß zieht (mein Sohn ist 15, und ich will gar nicht darüber nachdenken, wie es für ihn und mit ihm in der DDR gewesen wäre), kann das vielleicht nachfühlen.

Das Buch erzählt miniaturartige Alltagsszenen aus der DDR, vor allem über Jugendliche und ihre Interaktion mit Eltern und Lehrern. Dabei kommt die Spaltung zwischen öffentlichem und privatem Leben, die geistige Armut des einen und der Reichtum des anderen besonders gut zur Geltung.

PS: Ich habe dieses Buch im Thread "Welches Buch sollte eurer meinung nach ein MUSS sein" schon zur Pflichtlektüre erklärt, und es gibt dort auf Seite 14 einen kurzen Austausch zwischen onlybonny und mir darüber.

Euch allen schöne Ostertage!
"Man selbst, ganz stark man selbst werden".
Christa Wolf: Nachdenken über Christa T.

Die Ich-Erzählerin schreibt über ihre zu Beginn der sechziger Jahre verstorbene Jugendfreundin. Sie will "Nachdenken - ihr nach denken".

Christa T. wird Ende der zwanziger Jahre geboren. Die Ich-Erzählerin besucht mit ihr die Schule, trifft sie auf der Universität wieder, und der Kontakt hält bis zu ihrem Tode. Die "Romanheldin" passt nicht so ganz in das Bild von der sozialistischen Jungakademikerin. Sie lebt ihr eigenes Leben, und die Ich-Erzählerin versucht schreibend zu begreifen, wer ihre Freundin war.

"Man selbst, ganz stark man selbst werden", hatte Christa T. in ihr Tagebuch notiert.

Der Roman erschien 1969. In der Bundesrepublik wurde er als Reflexion über das Thema Individuum und Gesellschaft gedeutet. Für konservative Zeitungen verkörperte Christa T. das Individuum, dass sich nicht den Zwängen eines Kollektivs beugen möchte. Das Thema "Selbstwerdung" traf aber auch in Westdeutschland den Nerv der Zeit. So fand der Roman - den Christa Wolf auch als Bekenntnis zur DDR verstand - eine breite Leserschaft.
*****ris Mann
310 Beiträge
@doro
Jetzt habe ich gerade meiner Buchbestellung den Titel von Reiner Kunze zugefügt. Bin sehr gespannt und danke für den wirklich gut beschriebenen Wink.
Mein DDR Liebling
ist Brigitte Reimann,in Magddeburg geboren und Lehrerin als auch freie Autorin.
Eine explorative weibliche Persönlichkeit,mit einem unruhigen, exzessiven,leidenschaftlichem Leben.Ein starke Frau weil auch politisch.....

Mir hat ihr Tagebuch gefallen:Hunger nach Leben oder der unvollendete Roman Franziska Linkerhand...


Schöne Ostern Amely
"Alles schmeckt nach Abschied"
Unter diesem Titel erschienen ihre Tagebücher der Jahre 1964 bis 1970.

Brigitte Reimann scheint ein Mensch gewesen zu sein, der nur die Überholspur benutzte; amely hat es ja bereits angesprochen.

Ihre Tagebücher geben aber auch Einblicke in die Situation einer Schriftstellerin in der DDR Mitte der sechziger Jahre. Die SED verlangte von den Autoren mehr Parteilichkeit und verschärfte die Zensur. Eine Phase relativer Liberalität in der Kulturpolitik schien zu Ende zu gehen. Am 22.12.1965 notierte sie: "Wir gehen einer Eiszeit entgegen. Überall herrscht Konfusion, die Stücke und Bücher werden en masse sterben."
*********tter Mann
1.397 Beiträge
Ich hatte nie kontakt zur DDR als diese noch existierte.
Keine Verwandschaft und kein Interesse.

Ein Buch das mir in dieser Zeit in die Hände fiel war ein Kinderbuch.
Dieses Kinderbuch hat mein Urteil über den Staat der eine Mauer baut, damit ich nicht rein komme und ich deshalb auch nie rein ging, bekräftigt.

Ein kleiner Junge, der hieß damals noch Hans, nicht Kevin, hatte ein Papierflugzeug, das ließ er fliegen und das flog über die Mauer einer Kaserne.
Er ging zur Wache und fragte ob er das Flugzeug wieder haben könne, der Soldat an der Wache rief den Kommandanten, der nahm den Jungen bei der Hand und ging zu dessen Flugzeug und bei der Gelegenheit zeigte er ihm alles.

Der Kommandant erklärte dem Hans warum die gute DDR Soldaten brauche: wegen den bösen Kapitalisten im Westen.
Er erklärte ihm warum die Soldaten Gewehre haben: weil man immer damit rechnen muss, dass die bösen Kapitalisten aus dem Westen auf die guten Bürger der DDR schießen, dann müsse man sich verteidigen.

Jeder zweite Satz war die bösen aus dem Westen, Kapitalisten Faschisten etc. und die guten in der DDR die sich gegen diese Menschen zur Wehr setzen müssen.

Hans war glücklich, weil er wusste, dass er zu den Guten gehört und sein Flugzeug hat er auch wieder bekommen.

Mein Urteil über diesen Staat stand vorher schon fest, danach noch fester.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
@ amely und Mascara

danke für die Beschreibungen zu Brigitte Reimann, ich habe sie auch sehr gern gelesen. Fasziniert hat mich vor allem auch die Sozialismusgläubigkeit in den frühen Jahren. Ich frage mich oft, was so viele kluge Menschen daran angezogen hat, obwohl doch Zwang und Unfreiheit von Anfang an offensichtlich waren.

@ koenigsnatter

Das ist ein trauriges Kapitel der DDR-Literatur (und wahrscheinlich stoßen wir hier noch auf einige), ich habe in meiner Kindheit dort einiges ähnliches gelesen. Bei mir hat es nicht gewirkt, wobei ich nicht weiß, ob das an meinem kritischen Elternhaus oder daran lag, dass diese Art Bücher einfach schlecht waren.
****dal Mann
57 Beiträge
In Zeiten...
Hallo!

Ich habe gerade "In Zeiten des abnehmendes Lichts" von Eugen Ruge gelesen und bin sehr begeistert gewesen.

Ich denke jedoch, dass das Buch so bekannt ist, dass ich nicht groß darüber "referieren" muss. Nur kurz: es war sehr kurzweilig zu lesen, die Figuren waren interessant, man will mehr über ihr Schicksal und ihre Beweggründe wissen, die (springende) Kapitelaufteilung in verschiedene Jahre und die Schilderung von Ereignissen aus den verschiedenen Blickwinkeln der Personen ist gut gemacht. Schlussendlich ergibt sich aus geschichtlicher Perspektive ein - meiner Meinung nach - gelungenes Bild über den langsamen Abgesang der sozialistischen Utopie und dem Ende der DDR.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Katharina Führer, Die Montagsangst
Ein Sonderfall unter den Büchern, die über Kindheit und Jugend in der DDR berichten. Hier geschieht es aus dem Blickwinkel einer Pfarrerstochter, die nicht bei den Pionieren ist und deshalb auch kein Pionierhalstuch hat. Das macht sie und ihre Geschwister beim allmontaglichen Fahnenappell schon rein optisch zu Außenseitern. Der Titel bezieht sich auf die Angst vor dieser Veranstaltung. Das Buch schildert recht eindrücklich das Erleben von Kindern im Spannungsfeld zwischen kirchlichem Elternhaus und "rotem Drill" in der Schule. Als selbst Betroffene kann ich sagen, dass ich mich in manchem wiedergefunden habe, meine eigenen Erlebnisse aber nicht so drastisch waren.

PS: Ich habe jetzt aus der Erinnerung geschrieben, denn ich kann das Buch nicht mehr finden, um sie aufzufrischen. Entweder versteckt es sich in der zweiten Reihe oder es ist mit meiner Tochter nach Freiburg umgezogen *g*
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Claudia Rusch, Meine freie deutsche Jugend
Dieses Buch gehört wie die oben beschriebene Montagsangst zur Erinnerungsliteratur, geschrieben 2003, also mit deutlichem Abstand zum Ende der DDR. Mir gefällt besonders, dass die Erinnerungen des Kindes und der Jugendlichen echt rüberkommen, ohne erwachsene Reflexionen.

Zu Tränen gerührt hat mich beim ersten Lesen gleich das erste Kapitel "Die Schwedenfähre", die die Autorin immer auf ihrer Heimatinsel Rügen beobachten, aber nie mit ihr fahren konnte. Ein ähnliches Gefühl der Einbahnstraßensituation hatte ich als Kind immer, wenn der Westbesuch wieder abreiste.

Claudia Rusch ist in der DDR-Opposition aufgewachsen, ihre Mutter war mit Robert und Katja Havemann befreundet, also stand die Stasi praktisch immer rund ums Haus, was für die Erwachsenen eine gigantische Belastung gewesen sein muss, durch das Kind aber zu völlig absurden Situationen führte (verrate ich hier nicht, schließlich will ich euch Lust zum Selberlesen machen).
Klaus Ender, Die nackten Tatsachen des Klaus Ender
Der Fotograf Klaus Ender beschreibt in einer Autobiographie sein Leben zwischen Ost und West. Von seiner Kindheit über Lehrjahre und erste fotografische Versuche bis hin zu seinem Ruhestand im wiedervereinten Deutschland schildert er die verschiedenen Stationen in seinem bewegten Leben.

Besonders interessant liest sich für mich als Wessi die Darstellung des DDR Alltags und seiner Kontakte mit der Stasi. Ich habe da zum ersten Mal eine Ahnung davon bekommen, nach welch perfidem Funktionsprinzip dieser Überwachungsapparat agiert.

Ein Buch, das nicht nur für Interessenten des fotografischen Handwerks interessant ist, sondern ein zeitgeschichtliches Dokument darstellt.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Günter Kunert, Erwachsenenspiele
Noch einmal eine Autobiographie. Ich will hier den Autor selbst sprechen lassen: "Sodann die Einladung, von der es in Mafia-Kreisen heißt, daß man sie nicht ablehnen könne. Die kommt von der Bezirks-Partei-Kontrollkommission. Das ähnelt einer Einladung zum Reichstag nach Worms. Und ich mache mich bangen Gemüts auf,vor die Skribenten eines neuen, modifizierten "Hexenhammers" zu treten, der Gebrauchsanweisung für den Umgang mit Teufelsbesessenen und Ketzern. Letzteres trifft auch auf mich zu.
Die Inquisitoren, vor denen ich Platz zu nehmen habe, ahnen nicht im mindesten, daß ihre Verhörmethoden nahezu wortgetreu dem Grundmuster des 17. Jahrhunderts gleichen. Das Protokoll versetzt den Angeklagten in die dritte Person. Das stellt den Abstand zum Befragten her und erlaubt bei dieser Vorgehensweise die Interpretation der gefordeten Aussagen. Meine Richter verhalten sich strikt gegenreformatorisch, Vertreter einer weltlichen Kirche, deren Fundamente bröckeln." Kunert, Erwachsenenspiele, Hanser, München 1997, S. 392)

Die zitierten Zeilen sind zeitlich nach der Biermann-Ausbürgerung und der Protestresolution von DDR-Schriftstellern, die Kunert als einer der ersten unterzeichnet hatte, einzuordnen, also Ende 1976.

Beim Lesen fielen mir Parallelen zu den Memoiromanen von Pavel Kohout auf ("Aus dem Tagebuch eines Konterrevolutionärs" und "Wo der Hund begraben liegt"). Leben zwischen staatlicher Repression und enger Verbindung mit Freunden und Kollegen, häufig verbunden mit opulenten Festmählern. Außerdem die zeitliche Nähe der erwähnten Protestresolution zur Charta 77 (Veröffentlichung am 01.01.1977). Der Unterschied zwischen beiden Resolutionen ist, dass die Chartisten sich nicht auf ein einzelnes Ereignis bezogen, sondern ein für alle Male ihren Standpunkt darlegten und sich dabei auf auch von der CSSR unterzeichnete Verträge wie die Charta der Menschenrechte und das Abkommen von Helsinki beriefen.
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Stefan Heym
Ohne die Zeit für eine ausführliche Würdigung zu haben, möchte ich euch ein paar Werke von Stefan Heym ans Herz legen:

Nachruf (Autobiographie, nicht frei von Eitelkeiten, aber trotzdem sehr gut zu lesen)

Der König David Bericht

Fünf Tage im Juni (über den Aufstand vom 17. Juni 1953)

Collin

Ahasver
******hen Paar
416 Beiträge
Schwarzenberg nicht vergessen.

Ich habe 1981 Stefan Heym bei seinen Recherchen im Erzgebirge kennen gelernt.
Das war ein starkes Erlebnisse für mich damals.

Er vom Haeuschen
*****011 Frau
2.467 Beiträge
Themenersteller 
Ich beneide dich ein wenig, den Mann hätte ich auch gern persönlich kennengelernt, und nicht nur im Fernsehen gesehen, als er dann Alterspräsident des Bundestages war.
*********marrn Mann
1.404 Beiträge
Uwe Tellkamp "Der Turm"
Für mich ein sensationell gutes Buch über die letzten 7 Jahre der DDR. Da habe ich mich selbst so oft wiedergefunden, in Situationen, in Gesprächen, an bestimmten Orten.

Anhand der Geschichte von drei Hauptpersonen beschreibt der Autor den Alltag aus der Sicht des bildungsbürgerlichen Millieus. Witzig, traurig, grotesk, kafkaesk. 1000 Seiten, die sich gelohnt haben (und zahlreiche Seiten dazu im Internet, wenn man neugierig geworden ist, welche realen Personen und Plätze da beschrieben sind).
******hen Paar
416 Beiträge
ich habe es mir nicht zugetraut, dieses Buch zu posten, weil ich nicht vermag dieses Buch angemessen zu würdigen.
Es ist ,als ob ich dieses Buch gelebt habe.
ich versuche auch nicht es zu beschreiben,
lesen ,lesen, lesen.

Er vom Haeuschen
******hen Paar
416 Beiträge
e
ich lernte ihn kennen 1981.Er war auf Recherche für sein Buch Schwarzenberg im Erzgebirge unterwegs. Als Kontaktadresse hatte er einen Pfarrer im Nachbarort meiner Heimatstadt. Dieser wiederum war mit meinem Vater befreundet.
Nun Stefan Heym war auf der Suche nach Zeitzeugen,welche in dem Gebiet gelebt hatten,welches weder der Sowjetarmee, noch von den Amerikanern besetzt worden war.
Dieses für Wochen unbesetzte Gebiet um Schwarzenberg war eine Chance für eine eigenständige Entwicklung nach dem 2.Weltkrieg, wenn auch nicht auf Dauer und auch völlig utopisch.

1981 hatte ich den Antrag gestellt die DDR zu verlassen.In diese Zeit war das Treffen mit Stefan Heym natürlich wie eine Offenbarung.
Er kam mit einem Mercedes auf unser Grundstück mit seinem Adlatus ,dessen Namen ich nicht mehr weiß.er sprach über sein Leben und sein neues Buchprojekt.
Er genoss durch seine Vergangenheit einige Privilegien und war relativ unangreifbar ,weil er wohl noch einen amerikanischen Pass besaß.
Seine Bücher gab es in der DDR nicht zu kaufen, sie gingen heimlich von Hand zu Hand.

Allerdings hinterließ er bei mir den größten Endruck ,weil er an diesem heißen Tag vor unserer gesamten Familie nackt in unseren Swimmingpool sprang.
Bei jedem Familientreffen heute noch Gesprächsthema.:)


Er vom Haeuschen

P.S. der Pfarrer war ,wie sich nach der Wende herausstellte bei der Stasi IM
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