Mehr brandheiße Inhalte
zur Gruppe
Große Menschen im Joy
3939 Mitglieder
zum Thema
Welches Buch liest du momentan?70
Wenn du in deinem Lieblings-Bücherladen oder in der Bibliothek stehst…
Das Thema ist für dich interessant? Jetzt JOYclub entdecken

Der klass. Krimi und Schauerroman ab dem 19. Jahrhundert

Der klass. Krimi und Schauerroman ab dem 19. Jahrhundert
Nach 30 Jahren kramte ich wieder ein Buch von Wilkie Collins hervor und war erstaunt,
dass es mich immer noch genauso faszinierte wie ehedem – insbesondere die Art der Sprache und Aufbau des Romans.
Wie konnte der Autor 600 Seiten lang die Leser in Spannung halten mit dem Verschwinden eines Diamanten, einem Selbstmord und einem einzigen Mord.
Da kommen mir moderne Schriftsteller mit ständig noch mehr bestialisch handelnden Massenmörder eher phantasielos vor.

Alte Herrenhäuser in wildromantischer Landschaft, „schröckliche“ Familiengeheimnisse und die dazugehörenden herumspuckenden Gespenster, die noch Enkel und Urenkel in ihren Träumen verfolgen, bis sie endlich Gerechtigkeit oder Sühne finden.
Dieses Genre ist vom Thema her unerschöpflich und findet sich 1000-facher ähnlicher Wiederholung noch heute auf unseren Bestsellerlisten.
Nur würde es kein Mensch mehr heute als Schauerroman bezeichnen. Inzwischen sind es ganz normale
Familienromane, denn so sehr ist es uns selbstverständlich geworden, dass diese Familien mindestens eine Leiche im Keller oder Garten haben müssen.

Und wenn nicht, so muss wenigstens das arme verführte Dienstmädchen als Opfer herhalten.
Denn für hübsche Dienstmädchen dieser Zeit gab es nur ein einziges unentrinnbares Schicksaal:
Wenn eine Frau dringend die Hilfe von außen benötigte wurde sie von allen verlassen, aus der Gesellschaft ausgestoßen und ohne Job wörtlich auf die Straße gesetzt.
Das sind natürlich die geeigneten Voraussetzungen für ein neues Leben.

Wie es diesen Waisenkindern dann erging wurde Charles Dickens niemals müde dies sozialkritisch in seinen Werken zu verarbeiten. Selbst Kindern mit Eltern aus den unteren Schichten hatten es damals nicht besser.
Dickens schreibt in einer autobiographischen Skizze aus dem Jahr 1847:
„Ich weiß, wie ich in den Straßen herumlungerte, unzureichend gekleidet und unbefriedigt ernährt, -
allein die Gnade des Himmels hat mich davor bewahrt ein kleiner Dieb und Vagabund zu werden.“



Es dürfen hier spannende Werke empfohlen werden.
Klass. Krimi und Detektiv-Literatur 19. Jahrhundert bis Mitte 20 Jahrhundert.
Familienschauerromane, Vorläufer der phantastischen Literatur und ähnliches

Natürlich nicht nur englische Autoren.
****dal Mann
57 Beiträge
Der Golem
Da fällt mir spontan "Der Golem" von Gustav Meyrink ein. Nicht wirklich ein Krimi, aber für alle "Prag-Fans" fast ein "Muss"! *g*
Darum mag ich auch so gerne die Krimis von Hans Gruhl, die irre spannend sind und dabei alles andere als blutrünstig oder verbal "ausufernd".
Neulich habe ich ein altes Reader's Digest Buch gefunden. Besonders gefesselt hat mich dabei Edward Crowleys "Ohrenzeuge".

Auch Dürrenmatts "Es geschah am hellichten Tag" jagt mir immer wieder Schauer über den Rücken. Solche Bücher gibt's heute nicht mehr und die Verfilmungen wären auch gänzlich anders.
*********y_79 Mann
1.559 Beiträge
Arthur Conan Doyle

Ich liebe seine sherlock Holmes Geschichten aber auch Professor challenger als romanfigur sehr gut! *g*

Die deutschen Schriftsteller des 19. Jahrhunderts waren ja mehr mit Novellen und Dramen beschäftigt.

Obwohl, der gestiefelte Kater von Tieck... Gruuuuuuuselig!!! *ggg*
******aas Mann
1.585 Beiträge
Natürlich...
Bram Stoker: Dracula.


Wer jetzt müde abwinkt, sollte genau hinhören: Die tausendmal nacherzählte Geschichte vom diabolisch-charmanten Blutsauger und den ach so doofen Opfern und Jägern ist im Original längst nicht so platt wie zu vermuten wäre...

Zum Einen: Die Geschichte ist reicher. Es gibt mehr Wendungen und Spannungsmomente im Plot als die Bearbeitungen glauben lassen, und das ganze ohne Tempoverlust.

Zum Zweiten: Die Form ist wunderbar. Dracula ist ausschliesslich in Briefen, Tagebuchauszügen, Zeitungsartikeln und Telegrammen erzählt, und hat damit die Unmittelbarkeit von The Blair Witch Project und die Tragik eines AktenzeichenXY-Falls. Liest man schon in der Kapitelüberschrift "Brief von X an Y, ungeöffnet", weiss man das dies alles hätte änder können - aber zu spät.

Zum Dritten: Die Sprache. Eigentlich völlig unnötigerweise hat Stoker sehr viel Liebe auf die Sprechweise seiner Charaktere gelegt, und bringt damit manchmal etwas Komik oder zusätzliche Spannung (durch Missverständnisse) ein: Dr. Van Helsing spricht mit deutlich holländischer Färbung und ist manchmal unbeholfen doppeldeutig, Quincey Morris ist betont amerikanisch, und englische Dialekte fließen detailverliebt in Zeitungsberichte und nacherzählte Unterhaltungen ein. Flair pur.

Zum Vierten: Die Sprache. Das etwas behäbige Geue des Schauerromans wird hier manchmal unterstützt, manchmal persifliert, manchmal krass und unvermittelt gebrochen; so wie es Stoker gerade wollte. Natürlich sind die Vorstellungen und Werte wunderbar altmodisch, und der Ausdruck damit auch, aber es liest sich wie Musik.

Und zuletzt: Mit Recht einer der großen Titel des Genres, und das nicht alleine wegen der bahnbrechenden Idee - sondern durchaus wegen der literarischen Qualitäten, die heute noch genauso gut funktionieren wie damals.
Dorothy Sayers
Very british... Lord Peter Wimsey ermittelt.
Ich liebe diese Krimis. Sie sind uralt (naja, älter als ich) und klassische Whodunnits.

Eigentlich würde ich jetzt gerne Martha Grimes, Ruth Rendell, Ian Rankin nennen, die gehören aber nicht hier hin. Charles Todd nach Entstehungsjahr auch nicht, aber die Krimis spielen in den zwanziger Jahren, das ist immerhin schon eine erfüllte Teilanforderung.
ganz vergessen
Edgar Allan Poe. Da schüttelt es mich regelmässig.
E.T.A.Hoffmann ~ Der Sandmann
Einfach atemberaubend spannend, gesellschaftskritisch, sensibel und intensiv zugleich.
@luchskatze
und die verfilmung vom Sandmann mit Götz George in der hauptrolle ist auch vom feinsten , regie Nico Hofmann, anno 1995
Erstmals danke für die tollen Tipps

@****dal
Der Golem ist natürlich ein tolles Werk und ich sollte ihn wieder einmal vornehmen.

Bei Meyrink kann ich nicht widerstehen mein eigenes Grundthema ein wenig zu verlassen.
Seine Werke sind besser verständlich, wenn etwas Grundwissen über sprituelle Einweihungswege vorhanden sind. Bei Meyrink ist es nicht nur ausgefallene Phantasie mit gewöhnungsbed. Sprache, sondern er verarbeitete tatsächlich eigene Erlebnisse und Erfahrungen.

Wenn moderne esot. Strömungen von einer prähistorischen Seele sprechen, die in einem Menschen
schlafend verborgen liegt, so spricht Meyrink ebenfalls von Verwandlung, Transformation und erwähnt geheimnisvoll den
„ Vermummten“ oder den “sehr Alten in uns“.
Anmelden und mitreden
Du willst mitdiskutieren?
Werde kostenlos Mitglied, um mit anderen über heiße Themen zu diskutieren oder deine eigene Frage zu stellen.