Eine etwas andere Sichtweise
Da wird doch das übliche Klischee des Durchschnitts-deutschen,nach 3 Bier und nem kurzen am Stammtisch bedient vom einem bis dato
unbekannten Autor, der den Deutschen an sich sehr gut zu kennen scheint.
Durchschnitts-Deutscher ist im allgemeinen verständnis doch nicht gerade die Minderheit der Deutschen, oder?
Übrigens ist das mit den 3 Bier und nem Kurzen eine interessante Vorstellung des Durchschnitts-Deutschen.
Gut genug um sich über jeden der dafür 19,33 € ausgibt kaputt zu lachen.
Nanana - ich gehe mal davon aus, dass statt "kaputt zu lachen" das Wörtchen "freuen" sicherlich passender die Emotionen des Autors trifft.
Der Leser wird verführt, innerhalb des Buches, zwischen Lachen und Schlucken, zu schwanken.
Jep - in der Tat ist das der besondere Reiz dieses Buches... wie im Übrigen einiger anderer überaus erfolgreicher Literatur.
Dann steht man da,nachdem das Buch beendet ist, und glaubt dann mehr oder weniger automatisch, da man mit einigen punkten innerhalb der Romans konform geht, ich bin auch ein bisschen Braun.
Wie jetzt? Echt??? Komisch - ich habe das nicht geglaubt. Aber ich halte es in unserer Gesellschaft, in denen z.B. das Hartz-4-Nachmittagsprogramm der Privaten Sender durchaus Stimmungsbilder bedient und eine ganz ansehnliche Quote erreicht und in dem eine populistische vierbuchstabigeTageszeitung aber so was von Meinung bildet, durchaus für möglich, dass "Verführer", wie es nun mal Adolf Hitler war, im richtigen Moment durchaus Gehör finden könnten.
Ein ähnliches Thema bedient ja unter anderem auch das preigekrönte (und auch nicht gerade schlecht verfilmte) Buch "Die Welle", die erschreckend nachvollziehbar aufzeigt, wie leicht sich Gruppen beeinflussen lassen und wie schnell dann solch eine Geschichte eine Eigendynamik entwickelt, die mit dem Bild der Welle mehr als treffend beschrieben ist.
Da er ja so ziemlich alles verarscht wird er auch sehr viel Geld verdienen,aber nicht meins.
Hm
, das ist aber jetzt sehr polemisch vereinfacht und übertrieben. Was ist "alles"? Und wieso "verarscht"? Dieses Buch ist eine - zweifelsohne bitterböse - Satire, das sich wagt, eines Herrn zu bedienen, über den man in Deutschland gefälligst nicht zu lachen hat. Und wenn die ganze Welt es versteht, mit Humor den Schrecken, den das 3. Reich ausgelöst hat, zu verarbeiten, dann macht das der Deutsche auf keinen Fall auch so, denn das ist dann flach, makaber, despektierlich, unangemessen, höhnisch, braun, rechtradikal, kriminell... bei einem Kleinkind würde man sagen: "Das ist Bäh!".
Im Übrigen bin ich baff erstaunt, wie es machbar ist, ein Buch so selbstbewußt und absolut zu rezensieren, ohne dafür Geld auszugeben... es sei denn
es war ein Geschenk
(was aber heißt, dass der Schenker sein Geld verbraten hat... ob er das weiß???)
Über Minderheiten lachen geht ja an,aber doch nicht so berechnend bitte und der Deutsche springt immer wieder drauf an, unfassbar.
Ich frage mich, wie man "nicht berechnend" über Minderheiten lachen kann. Humor ist nun mal berechnend und hat meist sogar eine - durchaus ernste - Botschaft.
In einem muß ich hier recht geben. Es ist in der Tat unfassbar, wie der Deutsche auf solche Dinge anspringt. Es hat was von Pawlow's Hundegesabber, wie gleich mit erhobenem Zeigefinder hingesprungen wird, das sich solch ein Humor doch nicht geziemt, weil er doch höchstens Stammtischparolen fördert und dem braunen Gesindel in die Hände spielt.
Über Geschmack lässt sich bekanntlich trefflich streiten und es muß nicht alles jedem gefallen. Auch bin ich für offene und direkte Worte der Kritik, aber dann doch bitte mit Stil und Verstand. Sorry, aber es hat für mich keinen Stil, Polemik zu kritisieren, in dem man noch polemischer aufträgt. Dass "Ich bin wieder da" polarisiert, liegt bei einem solchen Thema und dem gewählten Schreibstil auf der Hand. Die Rezensionen in Amazon beispielsweise spiegeln das deutlich.
Ich finde aber, es ist kein schlechtes Buch - ich habe es in der Hörbuchversion wahrlich verschlungen. Klar trägt der Autor etwas dick auf - und klar wirken manche beschriebenen Entwicklungen sehr übertrieben. Ich fand das in Ordnung und ich fühlte mich sehr angenehm verführt, zwischen lachen und nachdenken zu schwanken. Und wenn auf solch unterhaltsame Weise deutlich gemacht wird, dass auch unsere vermeintlich so aufgeklärte Gesellschaft durchaus DEM richtigen Demagogen auf den Leim gehen kann, dann ist das aller Ehren wert.