Heptameron und Märendichtung
Neben dem "Decamerone" von Boccaccio wäre noch das "Heptameron" von Königin Margarete von Navarra (1492-1549) zu ergänzen. An Boccaccio angelehnt, schildert sie eine adlige Gesellschaft, die durch widrige Umstände von der Umwelt abgeschnitten, sich 7 Tage lang die Zeit mit dem Erzählen von Geschichten vertreibt - Geschichten um Liebe und Ehe, Untreue und Eifersucht, Verführung und Betrug.
Auch noch interessant: die spätmittelalterliche Märendichtung. Ein Märe ist nach Hanns Fischer "eine in paarweise gereimten Viertaktern versifizierte, selbständige und eigenzweckliche Erzählung mittleren ... Umfangs, deren Gegenstand fiktive, diesseitig-profane und unter weltlichem Aspekt betrachtete, mit ausschließlich (oder vorwiegend) menschlichem Personal vorgestellte Vorgänge sind." Als Themen sind erotische Abenteuer und unerhörte Begebenheiten vorherrschend, ähnlich der Novelle Boccaccios. Der liebeslustige Geistliche ist dabei ein oft gebrauchtes literarisches Stereotyp.