Gott, Aids, Afrika
Ich lese gerade in dem Buch "Gott, Aids, Afrika", dass ich kürzlich zufällig in der deutschen Buchhandlung von Ulrich Naumann in Kapstadt entdeckt habe. Geschrieben ist es von dem Pfarrer und Aidsaktivisten Stefan Hippler, der in Kapstadt die Hilfsorganisation HOPE Capetown aufgebaut hat und dem ehemaligen Afrika-Korrespondenten der Zeit, Bartolomäus Grill. Das Vorwort stammt von Henning Mankell, der nicht nur die Wallander-Krimis verfasst hat,
sondern sich auch sehr für Afrika engagiert (z.B. Erich-Maria-Remarque-Friedenspreis der Stadt Osnabrück für sein Afrika-Werk)
Das Buch ist ein Appell an die katholische Kirche, die "als größte globale Organisation wie keine andere gegen die HIV/Aids-Pandemie kämpfen" könnte, wenn sie ihre Haltung, dass "Kondome Teufelszeug und die Krankheit eine Strafe
Gottes" (Klappentext) sei, aufgeben und eine Wende in ihrer Aids-Politik einleiten würde. Das Buch ist bereits 2007 bei Kiepenheuer und Witsch erschienen und liegt seit 2009 als Bastei-Lübbe-Taschenbuch vor. Es wurde in der Absicht geschrieben, es an Papst Benedikt den 16. zu senden und ein Umdenken im Vatikan auszulösen - ohne Erfolg.
Aktuell haben wir einen neuen Papst, und vielleicht kommt der Appell ja doch noch an...
In Südafrika sind einer neuen Studie zufolge fast ein Drittel aller Schulmädchen HIV positiv (
http://www.spiegel.de/gesund … st-hiv-positiv-a-888924.html)
Schuld sollen vor allem die so genannten "Sugar Daddies" sein, HIV positive Männer mit Geld, die glauben, dass Sex mit Jungfrauen (Mädchen ab 12!) HIV heilen kann. "Gott, Aids, Afrika" zeigt noch viele andere Hintergründe auf - die jahrelang verfehlte und verharmlosende Gesundheitspolitik in Südafrika, dort übliche Sexualpraktiken (z.B. "trockener Sex") und Einstellungen zur Sexualität (wie der, dass nur Vaginalverkehr Sex ist, Oral- und selbst Analverkehr dagegen nicht). Und es zeigt auf, was man gegen das Problem tun kann.
Wem kann ich das Buch empfehlen? Menschen, die Interesse an oder Einfluss in der katholischen Kirche haben (und für die es ein Denkanstoß sein könnte, die katholische Sexualmoral insgesamt kritischer zu sehen und endlich etwas daran zu ändern). Menschen, die sich für Südafrika und seine Probleme interessieren. Menschen, denen andere Menschen auch dann am Herzen liegen, wenn sie weit weg in Afrika leben. Und natürlich denen, die sich für das Thema AIDS interessieren.