Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr
Jojo Moyes: Ein ganzes halbes Jahr
Klappentext:
Lou & Will. Louisa Clark weiß, dass nicht viele in ihrer Heimatstadt ihren etwas schrägen Modegeschmack teilen. Sie weiß, dass sie gerne in dem kleinen Café arbeitet und dass sie ihren Freund Patrick eigentlich nicht liebt. Sie weiß nicht, dass sie schon bald ihren Job verlieren wird – und wie tief das Loch ist, in das sie dann fällt. Will Traynor weiß, dass es nie wieder so sein wird wie vor dem Unfall. Und er weiß, dass er dieses neue Leben nicht führen will. Er weiß nicht, dass er schon bald Lou begegnen wird. Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte, anders als alle anderen. Die Liebesgeschichte von Lou und Will.
Bereits zu Beginn ärgerte es mich, wenn jemand sagte: „Ach, DAS Buch. Wie in Ziemlich Beste Freunde. Nur zwischen Männlein und Weiblein:“
Nein, das ist dieses Buch definitiv nicht. Die wahre Lebensgeschichte des Philippe Pozzo di Borgo (Buchtitel: Die Unberührbaren) ist um Klassen besser geschrieben. Authentisch, philosophisch und zum Nachdenken anregend.
Ein ganzes halbes Jahr ist Liebeskitsch mit dem Thema aufgerüstet: Selbstbestimmtes Leben und selbstbestimmtes Sterben.
Will Traynor war ein egoistischer, Extremsportbegeisterter, sehr erfolgreicher Mann in den 30er Jahren, natürlich sehr gut aussehend, der bei einem Unfall am dem Hals gelähmt ist. Ein ganz klein wenig mit den Fingern einer Hand seinen Rollstuhl steuern kann. Ansonsten ist er immer auf fremde Hilfe angewiesen.
Nach der Entlassung aus der Reha wohnt er im Luxusanbau des Hauses seiner Eltern.
Lou ist Kellnerin und wird von einem Tag auf den anderen entlassen, da ihr Chef auswandert. Sie belagert das Arbeitsamt, doch ohne Ausbildung ist es nicht nur in ihrem Ort schwierig Arbeit zu finden.
Sie lebt beengt in dem Haus ihrer Eltern mit Schwester und kleinem Neffen, sowie einem pflegebedürftigem Opa, und ihr Einkommen uns überlebenswichtig für die Familie.
Tja, dann trudelt just in dem Moment, in dem sie beim Berater ist, ein neues Stellenangebot ein. Pflegerin/Gesellschafterin bei Will Traynor.
Sie stellt sich vor (hier gibt es ganz starke Parallelen zu dem Kinofilm „Ziemlich beste Freunde“) und wird von der todschicken, steifen, distanzierten Mutter des Will für ein halbes Jahr eingestellt. Wills Vater tritt in dem Buch nicht so in Erscheinung.
An ihrem ersten Arbeitstag zieht Will natürlich eine Show ab, von der sich Lou nicht abschrecken lässt und anscheinend scheint er sie dadurch akzeptiert zu haben.
Anfangs gibt es wenig Kontakt zwischen ihnen.Der Pflerger Nathan übernimmt die eigentliche Pflege. Will hält sie auf Abstand. Allmählich taut er ein wenig auf und es findet Kommunikation statt. Hier wird der Bildungsunterschied zwischen Lou und Will sehr deutlich. Er drängt sie bestimmte Bücher zu lesen, gemeinsam Filme zu schauen. Sie begehrt dagegen auf, doch gibt nach und es gefällt ihr.
So baut sich die „Beziehung“ ein wenig auf, als Lou zufällig ein Gespräch mitbekommt:
Darin geht es, dass Will sich das Leben nehmen möchte, alles angestoßen hat und seinen Eltern noch 6 Monate Lebenszeit versprach. 6 Monate, in denen er nicht wieder versuchen würde, sich umzubringen. Es wird deutlich, dass Lou eingestellt wurde, um einen erneuten Selbstmordversuch zu verhindern und ihn vielleicht mit ihrer Art und Weise zu überzeugen, dass das Leben lebenswert ist und von dem geplanten Selbstmord Abstand nimmt.
Lou kann mit diesem Wissen nicht umgehen, kündigt und fährt heim, wo sie nur mit ihrer Schwester über den tatsächlichen Kündigungsgrund sprechen kann.
Wills Mutter versucht sie zu überreden, den 6. Monatsvertrag zu erfüllen, was ursprünglich schief geht.
Im Gespräch mit ihrer Schwester kommt die Idee auf, für Will tolle Ideen/Ausflugsziele/Reisen zu entdecken. Mit dem Ziel, ihm wieder Lebensfreude zu schenken und von der Idee des geplanten Selbstmordes bei Dignitas in der Schweiz abzubringen.
Diese Idee stellt sie den Eltern vor, bekommt ein Budget und plant und macht und tut.
Nicht alles ist von Erfolg gekrönt, Fehler passieren, sie recherchiert viel online (für sie neu), achtet dabei auf Wills körperliche Bedürfnisse, doch nicht immer darauf, ob er diese Unternehmungen auch wirklich will.
Wie in “ Pretty Women“ und „Ziemlich beste Freunde“ darf natürlich der Besuch einer Oper (hier eine klassische Veranstaltung) nicht fehlen. Und natürlich ist Lou arg gerührt.
Boh, solche Klischees einzubinden nerven mich an diesem Buch gewaltig. Der Autorin hätten sicherlich andere Dinge einfallen können, warum diese ausgelutschten???
Er fordert sie stets mehr aus ihrem Leben zu machen, den kleinen Ort zu verlassen, zu studieren oder sonst etwas. Nur nicht stehen zu bleiben.
An vielen Kleinigkeiten merkt man, dass Lou und Will sich näher kommen. So wird er zu ihrem Geburtstagsessen bei ihren Eltern eingeladen, schenkt ihr maßgeschneiderte Strümpfe in einem Muster, welches sie als Kind heiß und innig liebte.
Sie versucht ihm Lebensmut zu geben.
Dazwischen gibt es immer wieder Ärger mit ihrem Freund, der nicht mehr verstehen kann, dass sie so viel Zeit mit Will verbringt.
Letztendlich schweben die folgenden Fragen beim Lesen ständig über das Buch:
Werden sich Will und Lou finden, verlieben?
Wird Will weiter leben wollen? Schließlich gibt es doch die tolle Lou
Was soll ich sagen? Diese Fragen beantworte ich hier nicht.
Was ich schreibe: Ja, ich habe dieses Buch komplett gelesen. Alle Jubeljahre benötige ich einen Schmachtfetzen, in diesem Jahr war es anscheinend wieder so weit. Nein, ich schäme mich nicht, dass ich dieses Buch gelesen habe. Es ist Kitsch pur. In einem einfachen Schreibstil gehalten, schnell durchzulesen und keinen so bleibenden Eindruck hinterlassend.
Etwas zum Entspannen bei Liebeskummer, beim Herbstblues, für die Badewanne.
Mehr nicht und nicht weniger.
P.S.: Es hilft gar nichts die letzten Seiten zu lesen. Die verwirrten mich ganz arg, bis dass ich nach lesen des Buches feststellte, dass diese Seiten die Leseprobe eines anderen Buches sind.