Hihi, da sieht man mal wieder, die Geschmäcker sind verschieden
Bei Tommy Jaud gehe ich das Tempo
zum Teil mit.
"Überman" hat mich da sehr enttäuscht. Es ist im Prinzip wie "Millionär", nur in vorhersehbar und noch mal aufgewärmt. Schade.
"Vollidiot" fand ich durchaus witzig, vermutlich weil ich Typen dieses Schlages, wie ihn Tommy Jaud beschreibt, real tatsächlich kenne! Und mich selbst, also den bisweilen Trottel in mir, auch wiedererkenne.
Da kommt es wohl sehr darauf an, in welchem Umfeld man gerade zuhause ist. Zynismus ist nicht jedermanns Baustelle, hat man aber Zyniker in seinem Umfeld (oder ist selbst einer), dann kann man mit diesem Humor auch etwas anfangen. Denn jener "Vollidiot" ist nun einmal ein Zyniker vorm Herrn, und genau auf diesem Zynismus baut sich der Humor des Buches auf.
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Zum "Hundertjährigen": Klares Veto! Ich habe das Buch verschlungen! Wurde aber auch passend vorbereitet, indem man mir sagte, dass das Buch vor schwarzem Humor nur so trieft und man damit leben müsse, dass in dem Buch am laufenden Band Menschen umkommen.
Das traf dann auch genau meinen Humor: Schön garstig, finster, fies.
Ich wartete eigentlich immer nur auf die Stellen, in denen der Nächste umkommt
Auch das ist natürlich nicht jedermanns Sache. Humor ist Ansichtssache, und wer schwarzen Humor einfach nicht mag, für den ist dieses Buch ganz und gar nichts. Der findet das Ganze einfach nur doof. Völlig klar. Mach ich dann auch jenen nicht zum Vorwurf.
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Was noch? Ach ja, Herr Lehmann.
Auch das Buch gefiel mir! Allerdings auch deswegen, weil ich mich selbst darin ganz gut wiederfand: Dieser Kerl, der völlig Absurdes in Endlosgedanken heraussprudeln lässt. Mich störte es überhaupt nicht, dass ein Satz mal eben zwei Seiten lang war.
Im Gegenteil, es wirkte lebendig, anders auf mich.
Aber auch da kann ich verstehen, dass dieses Buch Leute nicht mögen! Denn eigentlich ist es eine Aneinanderreihung von Nichtigkeiten, passiert in dem Buch eigentlich nichts außer irgendwelchem Alltagskram und skurrilen Namen von Kneipen. Kann man mögen, muss man nicht.
Ich mochte es. Las sich gut weg.
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An Enttäuschungen habe ich auch einiges zu bieten, ich nenne jetzt nur mal meine zwei aktuell gelesenen:
Level 26 von Anthony E. Zuiker
Hochliteratur hatte ich da eh nicht erwartet. Es geht um einen "Killer des Levels 26", also den gefährlichsten, schlimmsten Killer der Welt sozusagen, der von dem "Helden" gejagt werden soll, der als einziger jemals diesen Killer zu sehen bekommen hat.
Angepriesen wird das Buch zusätzlich dadurch, dass es "interaktive Inhalte" gäbe, man auf einer Webseite mit entsprechenden Passwörtern (die im Buch verraten werden) sich kleine Filmchen ansehen könne, die das Buch ergänzen.
Nette Idee, dachte ich mir, Flohmarkt also günstig, also warum nicht mitnehmen.
Das Ergebnis war leider sehr, sehr enttäuschend.
Ich erwartete ein echtes Stelldichein, ein Duell höchsten Niveaus zwischen Jäger und Gejagtem, interessante Twists, atemlose Spannung.
Nichts, rein gar nichts, erfüllte dieses Buch.
Unterm Strich ist der "Killer" dem Jäger einfach nur Meilen voraus. Und zwar so sehr, dass Spannung eh erst gar nicht aufkommt. Wenn der Killer eh weiß wo der Jäger ist, wozu dann glauben, dass er ihm auf der nächsten Seite näherkommen wird? - Ganz genau.
Die zugehörigen interaktiven Inhalte habe ich mir dann auch gleich gespart, die Meinungen im Internet waren eindeutig, dass sie an Dilettantismus nicht zu überbieten wären. Nee, dann doch mit Fantasie bittesehr, meiner eigenen.
Half aber trotzdem nichts. Spannung 0, Langeweile 100 auf einer Skala von 1 bis 100.
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Zweites Buch:
"Der Terminalmann von Sir Alfred Mehrian".
Das ist der Kerl, der schon seit über 15 Jahren auf einem Flughafen festsitzt, weil er keine gültigen Ausweispapiere besitzt, er sozusagen "staatenlos" ist. Wurde auch verfilmt unter dem Namen "Terminal" mit Tom Hanks.
Ist ja ein interessantes Thema, mal zu erfahren wie es dazu kam! Kurios ist es allemal, und dann auch noch ein Buch von jemandem in der Hand zu halten, der es gerade erlebt ... klingt spannend, informativ, lässt einen in diese skurrile Zwischenwelt des Flughafengeschehens, das ja irgendwo ein Universum für sich ist, ein Mikrokosmos, eintauchen.
Dachte ich.
Um dann beim Lesen festzustellen, dass da nicht etwa jemand Opfer schlimmer Umstände geworden ist, weswegen er dort festsitzt, sondern der Bursche ganz und gar, volle Kanne, selbst daran schuld ist. Und inzwischen nur noch dort ist, weil er es ja irgendwie toll findet, so berühmt zu sein.
Leute, holt euch das Buch bloß nicht! Ihr würdet jemanden finanzieren, der jede, aber auch wirklich jede Minute verdient hat, dort festzusitzen! Wenn auch nur die Hälfte davon stimmt was da drin steht (was ich echt nicht fassen kann, immer noch nicht), dann ... ach, es fehlen mir die Worte.
Mitleid hat der Mann kein Stück verdient. Gelesen zu werden auch nicht.
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Ich bin sonst mit vernichtenden Kritiken sehr zurückhaltend, aber bei den zwei "Werken" kann ich nur sagen: Sie haben sie vollsten Herzens verdient.