Marc Ritter
"Kreuzzug"
Der Titel Kreuzzug ist zunächst einmal ein Wortspiel, der mit dem Gipfelkreuz, der Herkunft der Attentäter und dem Zahnradbahn-Zug zum Gipfel spielt, der hier am einem 6. Januar , bekanntlich noch in der Urlaubszeit und zudem noch Feiertag in Bayern, gekapert, sprich von vorne und hinten im Tunnel eingesprengt wird, so dass die Attentäter unangreifbar sind mit 200 Geiseln im Zug.
Und indirekt halten sie weiteren Geiseln in Form von auf der Zugspitze und dem Zugspitzplatt festsitzenden über 5.000 Skifahrern und Ausflüglern, denn das von Marc Ritter gesponnene Terrorszenario läßt die Attentäter noch die Seilbahn auf der österreichischen Seite sprengen und einen Bundeswehrhubschrauber abschiessen, was zum völligen Ausfall aller Transportwege vom Gipfel ins Tal führt.
Ziemlich starker Tobak? Nein, denn Marc Ritter, den es selbst als Kind von München nach Partenkirchen verschlagen hat und der hier ein dreiviertel Jahr nach seinem erfolgreichen Autorendebüt "Josephibichl" hier gleich ein zweites Buch ganz unterschiedlichen Genres nachlegt, kennt sich aus und hat den Leser in Griff.
Es wird auf 560 Seiten in vielen kurzen Abschnitten, zeitlichen Rückblenden, Personen, Handlungsorten und -zeiten in logischer Struktur hin und hergeswitcht, dass es eine Freude ist. Dazu die zufälligen und absichtlichen Anspielungen auf die politische Realität der Bundesrepublik.
Da hängen auf der Suche nach einem für die Nachrichtenkameras optimalen Standpunkt ein mediengeiler Verteidigungminister (ohne Doktor, aber in Begleitung seiner eitlen Frau) und ein Bayerischer Ministerpäsident gemeinsam mit einer Eliteeinheit der Gebirgsjäger plötzlich oben auf dem Berg fest, die Krisenstäbe vor Ort und in Berlin wirken überfordert, ein Kanzlerin (ohne Namen) zeigt Durchsetzungsfähigkeit: wüsste man nicht, wer der Autor ist, könnte man denken, Tom Clancy hätte sich thematisch Bayern vorgenommen.
Wenngleich: ein Tom Clancy hätte sich dann doch nicht so profund in um um Deutschlands höchsten Gipfel ausgekannt wie es einem Marc Ritter gelingt.
Da lernt man als Münchner (und die Leser aus dem Rest von Deutschland erst recht) noch was dazu, ob es nun um die Hierachien der auf und am Berg Tätigen geht ("Gastros raus"), oder die speziellen geologischen Gegebenheiten, von denen wohl die wenigsten wissen: aufgegebene Bergwerke in der Zugspitze aus allen Jahrhunderten seit der Besiedlung der Umgebung, natürliche Höhlen und Kavernen, und Relikte aus der Tunnelbauzeit in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts: viele Wege führen zum und vom Gipfel, und die wissen vor allem die vermeintlich islamistischen Terrorisiten zu nutzen.
Mit dabei: der vietnamesische Oberbayer, Extremsportler, Pazifist und Fotograf Thien Hung Baumgartner im Zug, eienr der Helden des Buches.
Davor gelesen...
Hochspannung!!
medea