Natürlich fährt man nur selbst richtig und alle anderen falsch. Also zumindest tendenziell. Schließlich fahren so viele da draußen rum, dass man immer was zum meckern findet.
Es ging ja ursprünglich um erhöhte Strafen bei zu hoher Geschwindigkeit.
Wie ich schon deutlich gemacht habe, habe ich wenig Verständnis, wenn grundsätzlich 70 km/h in der Stadt als vertretbar angesehen wird. Ich habe aber größtes Verständnis, wenn für niemanden erkennbar ist, warum die "normale" Höchstgeschwindigkeit reduziert wird (irgendwas zwischen 50 km/h und 80 km/h auf der Landstraße und unter 50 km/h in der Stadt, ohne dass es sich um ein Wohngebiet handelt). Gerade da, wo es für niemanden erkennbar ist, warum dem so ist, wird dann gerne auch kontrolliert. Denn schließlich sind die Einnahmen doch verlockend. Feste Blitzer müssen sich schnell amortisieren, denn nur die ortsunkundigen werden langfristig Kunde. Wollte man die Strecke verlangsamen, müsste "Section Control" eingeführt werden (teuer und datenschutzrechtlich nicht ganz zu Ende diskutiert) oder mehrere Blitzer in kurzen Abständen hintereinander aufgestellt werden. Die würden sich aber nicht rechnen, also lässt man es.
Auch wunderbar finde ich z.B. folgendes: Frankfurt-Riedberg, neues Stadtviertel für zigtausend neue Einwohner. Den südlichen Hang erklimmen zwei Hauptzufahrtsstraßen aus Richtung Autobahn- bzw. Schnellstraße. Auf der Fahrbahnseite, wo es bergab geht hat man tatsächlich ein Gymnasium hingebaut. Da ist es doch relativ logisch, dass die Gefahr einer schnellen Bergabfahrt besteht. Also warum baut man eine Schule neu in ein neues zeitgleich komplett konzipiertes Gebiet an die Hauptstraße, die an dieser Stelle das maximale Gefälle hat? Warum macht man die nicht in eine Sackgasse, wo kein Durchgangsverkehr besteht? Natürlich kam als erstes ein 30-Schild hin und es wird öfter mal kontrolliert. Die Grundschule liegt nicht am Hang aber an der einzigen nördlichen Hauptzugangsstraße. Selbe Frage. Man kann riskante Stellen auch von vorneherein planen.
Anderes Beispiel: Gießen-> Marburg. Erst Autobahn, dann "autobahnähnliche" Strecke. Ca. 30 km lang ohne jegliche Beschränkung, man dürfte also fahren, was das Auto hergibt. Diese Straße führt in diesem Ausbauzustand ("autobahnähnlich") komplett durch Marburg hindurch. Im Bereich der Stadt ist die Höchstgeschwindigkeit auf 100 km/h begrenzt.
Früher war das erste Schild vor der Kurve vor der Stadt, heute gibt es nur noch das zweite, das in der Kurve steht und von der kilometerlangen geraden Strecke nicht zu sehen ist. Dafür 157 Meter hinter dem Schild ein Blitzer! Wer schnell fährt, muss also heftigst bremsen, um nicht in die Falle zu "rasen".
Ist es jetzt verkehrssicherer, heftig bremsen zu müssen und ggfls. einen ortsunkundigen hinter sich in Bedrängnis zu bringen, oder zu schnell am Blitzer vorbeizufahren? Nicht falsch verstehen, ich kritisiere nicht die 100 km/h und am Ende nicht einmal den Blitzer, aber man hat ein Schild weggenommen, das vor der Kurve auf die Reduzierung aufmerkam gemacht hatte und dafür einen vorher nicht existenten Blitzer 7 Meter hinter dem notwendigen Mindestabstand errichtet. Ein einfaches Gaswegnehmen reicht bei 130 kn/h nicht, um bis dahin auf 100 km/h zu verlangsamen.
A60 Rüsselsheim -> Mainz
100 km/h auf der Rheinbrücke und anschließend einen Hügel hinauf. Hinter der Kuppe des Hügels, wenn es schon wieder bergab geht und man mit dem Schwung bei gleicher Stellung des Gaspedals unbedacht je nach Motorleistung locker bei 120 km/h sein könnte, steht ein 80 km/h-Schild, dicht gefolgt von einem neuen Blitzer. Warum? Weil da ein dreispuriger, recht neuer, wenige Hundert Meter langer Tunnel ist.
Warum ist es im Tunnel gefährlicher als im Freien? Danach ist nämlich wieder 100 km/h. Es regnet nicht drinnen, es ist beleuchtet, es geht kerzengeradeaus... Verstehe ich nicht. Warum steht kein 80-Schild an der Stelle, wo man es bereits beim Bergauffahren sehen kann? Dann bräuchte man nur rechtzeitig vom Gas gehen und gut ist...
Solche Situationen machen mich kirre. Ich behaupte, dass man nicht alles richtig machen kann. Aber diese Beispiele zeigen, dass Fehler auch von künstlich hergestellten Gegebenheiten provoziert werden können.
An die eigene Nase gepackt: Es hilft alles nichts. Man muss einfach aufpassen und immer auf der Hut sein. Oder nur 62 km/h auf der Autobahn fahren. Dann kracht einem halt irgendwann einer hinten rein.