„„Man wundert sich über einige Beiträge hier, welche konstant alle modernen Entwicklungen verteufeln und pauschal "verdeckte wirtschafts-politische Agenden" unterstellen.
Den Abgas-Ausstoss historischer Fahrzeuge auf das heutige Verkehrsaufkommen appliziert, die Auswirkungen auf unsere Lebensqualität wären unvorstellbar krass schlecht.
Von dem her darf man historische Fahrzeuge gerne als das nehmen was sie sind: eine Ausnahme und Besonderheit, an der man sich freuen kann.
Deswegen aber Umweltmassnahmen generell zu verteufeln, das ist doch schon sehr naiv. Jeder, der mal neben einem Oldtimer stand oder hinterher fuhr, wird erkennen, dass die Plaketten und Verbote einen echten Mehrwert an Lebensqualität bereiten, auf den man keinesfalls verzichten mag. Solch ein Umfeld mag dann auch einen Ausreisser wie vereinzelte Oldtimer tolerieren.
Wo liest du das?
Falls du mich meinst: Mein Tenor zielt darauf ab, dass man immer mehr die Leute dazu zwingt, ihre alten technischen Geräte, egal ob Heizungsanlagen oder Kraftfahrzeuge, abzuschaffen (falsch: Nicht mehr zu benutzen, was aber faktisch gleich kommt), obwohl sie prima funktionieren. Und das, obwohl die allermeisten Leute ja sowieso alte Dinge immer gegen neue ersetzen. Wer aber seine alte Technik weiternutzen will, weil sie ihm Freude macht und funktioniert, dem wird das unmöglich gemacht.
Autobesitzer können sich bei der deutschen Sonderlocke des H-Kennzeichens retten, falls bereits 30 Jahre um sind. Wenn der Diesel aber erst 10 Jahre alt ist, dann hat er z.B. in München ein Problem. Dann verweigert man ihm plötzlich die Einfahrt in die Stadt. Und genau hier sind städtische Fahrzeuge von dem Verbot ausgenommen.
Bei Heizungsanlagen hat er keine Wahl gehabt. Die wurden einfach verboten und der Schornsteinfeger hat das zu überwachen. Bei Smartphones gibt es nach wenigen Jahren keine Updates mehr, neuere Apps verlangen aber neuere Androidversionen... Bei Computern das gleiche, ohne einen bestimmten Chip kein Windows 11... Ca. 50 Jahre lang konnte man mit der gleichen Fernsehtechnik auf Empfang gehen, zwar war das Antennensignal bereits seit einiger Zeit nur noch digital empfangbar, aber der Kabelanschluss sendete noch auf analogen Frequenzen. Geht nicht mehr. Der alte Fernseher taugt nur noch als Monitor. DVB-T wurde nach wenigen Jahren durch DVB-T2 ersetzt, alle Geräte Elektroschrott, obwohl sie bestens funktionieren, nur kann keiner mehr was damit anfangen.
Ich habe einen Drucker, der plötzlich mit einem Fehlercode den Betrieb eingestellt hat. Ergebnis auf der Webseite des Herstellers (Canon): "Der Drucker hat das Ende seiner Lebenszeit erreicht. Hier zeigen wir Ihnen aktuelle Modelle..." Sogar das Zurücksetzen eines Zählers im Service-Menü konnte ihn nicht überzeugen.
Es geht nicht darum, technische Weiterentwicklungen abzulehnen oder ihnen auch nur kritisch gegenüber zu stehen. Es geht darum, dass, wenn Geräte nicht wegen Defekten ausfallen und ersetzt werden müssen, man zunehmend gezwungen wird, funktionierende technische Dinge dem Schrott zuzuführen, weil trotz einwandfreier Funktion dessen Nutzung nicht mehr möglich bzw. sinnvoll ist.
Unser Wirtschaftssystem ist auf Wachstum ausgelegt. Das bedeutet, jeden Menschen mit den hergestellten Produkten zu versorgen und im nächsten Schritt die Nachkauffrequenz zu erhöhen. Wird die Haltbarkeit gesteigert, was höhere Verkaufspreise gerechtfertigt (z.B. die Autos rosten nicht mehr), muss nun anders gegengesteuert werden, sonst hätte das System ja einen Fehler. Bis vor 15 Jahren hat BMW damit Werbung gemacht, dass man für sämtliche bisher gefertigten Modelle (!) alle (!) Ersatzteile bekommen könne. Es mag halt nur teuer werden und etwas dauern. Als Beweis hat man einen Jahrgang Münchener Auszubildenden einen BMW 2002 von Ende der 60er rein aus Ersatzteilen fertigen lassen. Davon hat man sich verabschiedet. Heute bekommt man nach 10 Jahren Modelleinstellung nicht mehr alle Ersatzteile. Auch nicht gegen mehr Geld. Okay, bei anderen technischen Geräten ist es nicht anders, s.o.
Luftreinheit hin, unnötiger (Elektro-)Schrott her. Nachhaltigkeit ist auch ein Umweltthema. Und das schaffen wir nicht, indem wir die Bevölkerung zu permanentem Neukauf verpflichten, weil das alte auch irgendwohin muss. Die meisten machen es ja sowieso, weil sie es gut finden, immer das neueste zu haben (s. die Leute, die vor einem Apple Store campierten). Es geht also sowieso nur um eine Minderheit, die gegängelt wird, obwohl deren Anteil wenig ausmacht.
Und tatsächlich hilft es auch nicht, dass wir Müll exportieren und in ärmeren Ländern deponieren. Hätten wir unseren ganzen Müll vor der Haustür bzw. am Stadtrand jeder Stadt, wäre das Problem für jeden viel präsenter.
Brave New World: "Ending is better than mending."
Fazit: Dein Post, der sich auf die schlechte Abgasqualität alter Autos bezieht, die man deshalb besser von der Straße holen sollte, kann genauso gut umgemünzt werden, auf die Forderung, nur noch den Betrieb von Autos zu erlauben, die nicht mehr als x Ausstoß haben. Und zwar nicht begrenzt im Normbetrieb, sondern auch bei Motor-Höchstleistung. Im Grunde eine wirksame Methode, die Diskussion über das Nichtvorhandenseins eines deutschen Tempolimits auf Autobahnen zu umgehen, wenn nur noch Autos zulassungsfähig sind, deren Motoren aufgrund des geforderten maximalen Abgasverhaltens keine Geschwindigkeiten über z.B. 130 km/h mehr ermöglichen.
Ich selbst gönne jedem seinen neuen Ferrari, seine Uralt-Corvette oder Shelby Cobra (mit vielleicht doppeltem Normverbrauch und vielfachem an Abgaswerten) oder sein neues E-Auto. Die Regulierung sollte bei der Herstellung passieren, nicht bei den Nutzern. Die Leute kaufen das, wo sie persönlich den meisten Nutzen darin sehen.
Ich bin aber sicher, mit einem 2002er Peugeot 206cc mit einem Verbrauch von unter 6 l/100 km nachhaltiger und dadurch insgesamt umweltfreundlicher zu sein, als wenn ich in der Zwischenzeit alle 3 Jahre ein neues Modell gekauft hätte, was dann heute keine 2 Liter weniger brauchen würde. Und die 6 alten Wagen müssten ja auch irgendwohin, wenn sie einen neuen Käufer finden, hat der vielleicht einen für den Schrott...
Am Ende gibt es daher eine Vielzahl alter Autos nur dort, wo neue nicht zu bekommen sind. Das war in der DDR so, aber sonst...? Das will auch keiner.
Ein toller Beitrag den du ohne weiteres im Bundestag vorbringen solltest. So etwas muss öffentlich gemacht werden, die Menschen müssen aus ihrer Komfortzone herausgeholt werden und auf die Straße gehen, gegen diese offensichtliche Diktatur der Großindustrie und ihre Vasallen in der Politik.