Zivilisierte und Barbaren - vor 2000 Jahren lief die Trennungslinie mitten durch den Odenwald: der Limes. Wer als was galt, hing wahrscheinlich von der eigenen Position jenseits der Palisade ab.
Oberhalb unseres Quartiers findet man einen der Wachtürme. Rekonstruiert natürlich, nach besten Wissen und Gewissen über Deutsche Sicherheitsnormen.
Der Limes verläuft stets über die Höhenzüge im Odenwald und die Türme stehen mit guten Blick sowohl in Feindesland als auch untereinander zwecks Alarmkette. Daher geben sie heute, wie der Himmel sich vorerst noch zugedeckt hält, ein schönes Ziel für eine kleine Wanderung.
Zum Mittag besuchten wir die Städtchen der unmittelbaren Umgebung, welche, dank schon immer dünner Besiedlung, von Zerstörung verschont blieben und somit authentisch ihr über Jahrhunderte gewachsenes Bild zeigen.
Man darf sich übrigens nicht wundern, im Odenwald Elefanten zu treffen: einmal hatte ein Adliger die Idee, die Holzschnitzer als zweites Standbein gleiches mit Elfenbein machen zu lassen. Kulturelle Aneignung quasi, damals hat das geklappt.
Man findet in Erbach heute das Deutsche Elfenbein-Museum und auch immer noch viel aktive Elfenbein-Schnitzerei. Nur nicht mehr aus verbotenen Elefanten-Elfenbein, sondern ganz legal aus den Zähnen der in der Umgebung zahlreich gefundenen Mammut-Skelette. Ist das nun zivilisiert oder nicht doch eher barbarisch?
Der Himmel riss langsam auf und gleich wurde es in der Sonne bumperl-warm. So erfreuten wir uns am Naschgarten in Michelstadt und schauten dem Plätschern des Bachs zu, welcher mitten in der Stadt dem Boden entspringt und nur leicht eingefasst über den zentralen Platz die alten Fachwerkhäuser entlang läuft. Es lässt sich bestens „einfach nur sitzen“ oder in den lokalen Geschäften ganz ohne Globalisierungs-Verkettung auch sonntags gemütlich shoppen.
Michelstadt zentral