„Ich hatte mehr lockere Offenheit erwartet, gerade von Paaren. Da durften irgendwie immer nur die Frauen in Action treten, die Männer kaum.
Es ist dort tatsächlich so, dass die Frauen "den ersten Schritt machen", und zwar nicht mit Zublinzeln, sondern (verbalem, akustischem, echten) Ansprechen. Der Grund ist die subtile Befürchtung von Männern, dass sie "belästigen", und die europaweite Tendenz, ein immer ausdrücklicheres "ausdrückliches Ja" zu fordern. Mitunter sollten also die Wünsche dann auch explizit geäußert werden. "Du hast aber schöne Hände" ist eben keine Aufforderung zum Sex. Andererseits würden die Männer aber natürlich auch Reißaus (und vielleicht die Security "Reißin") nehmen, wenn eine Frau ihnen entgegenspringt und "Fick mich" brüllt. Die Balance sollte durchaus gewahrt bleiben, wobei man aber auch bedenken sollte, weshalb die meisten dort sind; ein dreistündiger "Kennenlernabend" ist sicherlich nicht nötig.
Bei der Ansprache von Paaren durch Solo-Frauen ist oft das "Problem", dass die Frau rein hetero ist (oder nur sehr ausnahmsweise "bi"), es nicht gerade toll findet, ihrem Mann beim Poppen zuzuschauen und auch nicht auf die Idee kommt, sich zum eigenen Vergnügen einen Solo-Mann zu angeln. Vielleicht wäre es das nächste Mal hilfreich, einen der freundlicheren und abenteuerlustigeren Solo-Männer zu angeln und mit ihm durch die Clubs zu ziehen. Du wärest dann gleichzeitig seine "Rabattmarke". Wir trafen dort eine Frau, die einen alten gutaussehenden Schulfreund überzeugt hatte, mitzukommen. Zwischen den beiden lief (angeblich) nichts, aber beide kamen wohl gut auf ihre Kosten. Wenn sie Paare ansprachen, waren dann die Frauen auch gleich "mitversorgt".
Und noch etwas zu verklemmten Paaren: Es gibt ja den versteckten Grabenkampf zwischen Swingern und "Old School"-FKKlern. Letztere sind außerhalb der Hochsaison anteilsmäßig wohl mehr dort als eben zur Hochsaison. Die "Old School"-Leute sind meist in etwa aus demselben Holz gebaut wie der klassische preußisch-märkische Schrebergärtner, und sie empfinden Swinger als eher degoutant. Die großen kommerziellen Anbieter (auch "Oltra") wollen es sich mit keiner der Gruppen verderben, weil man von jeweils einer von beiden nicht leben kann, und versuchen immer, eine Balance zu wahren. Beispiel Oltra: Typisches Swingeroutfit (Riesen-Metall-Gehänge an den Genitalien zum Beispiel) mögen sie einerseits nicht, aber andererseits fahren sie die Gäste nachts mit dem Shuttle in die Clubs, bei denen es nicht um Blumenkohlzüchten geht.
Zurück zum Ansprechen durch Frauen: Dasselbe Phänomen findet man auch in Deutschland in Clubs bei Veranstaltungen, bei denen nur Paare und Solo-Frauen zugelassen sind, vielleicht sehr vereinzelte Solo-Herren. Allein wegen des leichten Frauenüberschusses (was Frauen mit Bi-Neigung durchaus mögen) sind die Frauen dort auf eigene Ansprache angewiesen, und die, die es kennen und gewohnt sind, scheuen sich auch nicht, vor den "Matten" zu "cruisen" und aktiv Kontakt aufzunehmen. Niemand schaut negativ in einem Club oder auch in Cap d'Agde auf eine Frau herab, weil sie Sex will. Und wenn man als Frau einen "Korb" erhält, geht es eben weiter zum nächsten; peinlich ist das nicht. Mit diesem Wissen im Hinterkopf klappt es vielleicht das nächste Mal.
Wichtig: Die Beobachtungen sind hier, wie auch sonst, völlig subjektiv. Es kann sein, dass jemand, der oder die zur gleichen Zeit dort war, völlig andere Erfahrungen gemacht hat. Es hängt eben auch viel vom Zufall ab. Wenn man zum Beispiel Kontakt zu einer lustigen Truppe gewinnt, kann sich der Urlaub viel positiver gestalten; andererseits kann es sein, dass sich die Truppe als reines Saufgespann entpuppt und vom Sex eher abhält. Insofern ist es immer ein neues Abenteuer.